Wetterwarnung
Kein "Recht auf Vergessen" - erstellt ~< 2005
26.03.04 --- Potsdam Institute for Climate Impact Research (PIK)
Klimaforscher bekräftigen die Notwendigkeit von Klimaschutz
Im Zusammenhang mit der laufenden Einführung eines EU-weiten Emissionshandels für Kohlendioxid steht die
Klimaschutzpolitik derzeit wieder in der öffentlichen Diskussion. Aus diesem Anlass bekräftigen wir, als
Klimatologen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die dringende Notwendigkeit von wirksamen
Klimaschutzmaßnahmen. Dazu gehört vor allem die deutliche Reduktion der Emissionen von klimawirksamen
Gasen.
Dr. Jürg Beer, EAWAG, ETH Zürich
Prof. Dr. Martin Beniston, Geographisches Institut, Universität Freiburg/Schweiz
Dr. Peter Binder, Präsident der Schweizerischen Meteorologischen Gesellschaft
Prof. Dr. Claus Böning, Leibniz-Institut für Meereswissenschaften
Prof. Dr. Martin Claußen, Vorsitzender der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft & Potsdam-Institut für
Klimafolgenforschung
Prof. Dr. Michael Hantel, Institut für Meteorologie und Geophysik, Universität Wien
Prof. Dr. Klaus Hasselmann, Max-Planck-Institut für Meteorologie
Prof. Dr. Martin Heimann, Max-Planck-Institut für Biogeochemie
Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb, Österreichische Gesellschaft für Meteorologie & Institut für Meteorologie,
Universität für Bodenkultur Wien
Prof. Dr. Mojib Latif, Leibniz-Institut für Meereswissenschaften
Prof. Dr. Peter Lemke, Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung
Dr. Jürg Luterbacher, Geographisches Institut, Universität Bern
Prof. Dr. Maria Mutti, Institut für Geowissenschaften, Universität Potsdam
Dr. Urs Neu, ProClim, Schweiz. Akademie der Naturwissenschaften
PD Dr. Rolf Philipona, Physikalisch-Meteorologisches Observatorium Davos & World Radiation Center
Prof. Dr. Stefan Rahmstorf, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
Prof. Dr. Monika Rhein, Institut für Umweltphysik, Universität Bremen
Dr. Michel J. Rossi, Laboratoire de Pollution Atmosphérique et sol, ETH Lausanne
Prof. Dr. Christoph Schär, Institut für Atmosphäre und Klima, ETH Zürich
Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber, Tyndall Centre & Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
Prof. Christian-D. Schönwiese, Institut für Meteorologie und Geophysik, Universität Frankfurt
Prof. Dr. Wolfgang Seiler, Institut für Meteorologie und Klimaforschung, Forschungszentrum Karlsruhe
Prof. T. Stocker, Klima- und Umweltphysik, Universität Bern
Prof. Dr. Hans von Storch, Institut für Küstenforschung, GKSS Forschungszentrum
Prof. Dr. Hans R. Thierstein, Institut für Geologie, ETH Zürich
Prof. Dr. Heinz Wanner, Geographisches Institut, Universität Bern
Prof. Dr. Jörg-Olaf Wolff, Institut für Chemie und Biologie des Meeres, Universität Oldenburg
In der Wissenschaft herrscht ein weitestgehender Konsens, dass der Einfluss des Menschen auf die Schwankungen des Klimas
inzwischen sehr wahrscheinlich dominant ist. Aufgrund der Emissionen von Haushalten, Verkehr und Industrie ist der
Gehalt der Atmosphäre an Kohlendioxid (CO2) bereits um ein Drittel höher als je zuvor in den letzten 400.000
Jahren, mit schnell steigender Tendenz. Die Treibhauswirkung dieses Gases ist seit langem bekannt und wissenschaftlich
gesichert. Die mittlere Temperatur der Erde ist in den letzten hundert Jahren um 0,6 ± 0,2 Grad Celsius angestiegen und
hat damit sehr wahrscheinlich den höchsten Wert seit mindestens tausend Jahren erreicht. Diese Erwärmung stimmt gut
mit dem überein, was aufgrund der physikalischen Strahlungswirkung der Treibhausgase zu erwarten ist. Besonders rasch
ist der Temperaturanstieg in den letzten 30 Jahren verlaufen, mit 0,17 Grad Celsius pro Jahrzehnt. Dieser Anstieg kann durch
natürliche Faktoren nicht erklärt werden, da mögliche natürliche Einflussgrößen - wie etwa
Sonnenaktivität, Vulkanismus, kosmische Strahlung oder Erdbahnzyklen - seit Mitte des 20. Jahrhunderts keinen
signifikanten Trend aufweisen.
Ohne entschlossene Gegenmaßnahmen wird die Konzentration von CO2 und anderen Klimagasen weiter ansteigen. Mit hoher
Wahrscheinlichkeit wird dies zu einem deutlichen Temperaturanstieg führen; das Intergovernmental Panel on Climate Change
(IPCC) schätzt eine weitere Erwärmung um 1,4 bis 5,8 Grad Celsius bis Ende des Jahrhunderts, je nach
angenommenem Emissionsszenario und unter Berücksichtigung der Unsicherheiten. Selbst im günstigsten Fall würde
diese Erwärmung weit über die natürlichen Klimaschwankungen der letzten Jahrtausende hinausgehen.
Die Auswirkungen einer solchen raschen Erwärmung auf die Natur und die menschliche Gesellschaft sind im Einzelnen noch
nicht absehbar, werden aber sehr wahrscheinlich gravierend und überwiegend negativ sein. Schmelzende Gletscher,
schwindendes Meereis, steigender Meeresspiegel, häufigere Wetterextreme, Artensterben und in ihrer Existenz
gefährdete Ökosysteme gehören zu den wahrscheinlichen Folgen der Erwärmung.
In der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (United Nations Framework Convention on Climate Change, UNFCCC) haben
sich daher vor zehn Jahren die meisten Staaten der Erde verpflichtet, die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre
auf einem Niveau zu stabilisieren, das gefährlichen Klimawandel vermeidet. Als Klimawissenschaftlerinnen und
-wissenschaftler weisen wir darauf hin, dass diese Aufgabe heute dringender ist denn je. Noch können durch nationale
Maßnahmen und internationale Zusammenarbeit, wie etwa im EU-Emissionshandel, die CO2-Konzentration langfristig
stabilisiert und schwer wiegende Klimawirkungen vermindert werden. Eine wirksame und langfristige Klimaschutzpolitik ist ein
unverzichtbarer Teil unserer Verantwortung für die Zukunft.
Weitere aktuelle Informationen zur Klimaentwicklung:
Stellungnahme der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Meteorologischen Gesellschaften (September 2003):nicht
mehr im Netz: (www.met.fu-berlin.de/dmg/dmg_home/Klimastatement.htm)
Stellungnahme der American Geophysical Union (AGU), der weltweit größten Berufsorganisation der Geowissenschaftler
(Dezember 2003): nicht mehr im Netz (http://www.agu.org/sci_soc/prrl/prrl0335.html)
Aktuelles Sondergutachten des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU, November
2003): nicht mehr im Netz (http://www.wbgu.de/wbgu_sn2003.html)
Ansprechpartner für den Inhalt dieses Textes sind die im Kopf genannten Unterzeichner.
Potsdam Institute for Climate Impact Research - webmaster@pik-potsdam.de
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