Kein "Recht auf Vergessen" - erstellt ~< 2009

Alte Pressemeldungen zum Klima

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2008

Biosprit beschleunigt den Klimawandel    -  "BIO" ist hier eigentlich Futter- oder Lebensmittel - Sprit


Die Produktion von Biosprit kann den Klimawandel in vielen Fällen drastisch beschleunigen. Denn allein durch das Anpflanzen von Mais, Raps oder Palmöl entstehen oft mehr Treibhausgase als durch die daraus gewonnenen Biokraftstoffe eingespart werden.
Das geht aus drei Studien hervor, die nun in den Journalen "Science" und "Atmospheric Chemistry and Physics" veröffentlich werden. Für Biosprit wird Tropenwald zerstört und in Agrarland umgewandelt.
Brandrodung überwiegt Spareffekte
Zudem setzt Dünger nach Auskunft des Chemie-Nobelpreisträgers Paul Crutzen wesentlich mehr des gefährlichen Treibhausgases Lachgas frei als bislang gedacht. Lediglich Kraftstoffe aus Abfällen in Land- und Forstwirtschaft oder aus Gräsern mit weniger Düngereinsatz weisen demnach eine gute Klimabilanz auf.
Durch die Brandrodung in Indonesien entstehe mehr als 400 Mal so viel Kohlendioxid wie mit Hilfe von Palmöl auf derselben Fläche pro Jahr gespart werden könne, berichten Forscher um Joe Fargione von der Umweltorganisation The Nature Conservancy in "Science" (doi: 10.1126/science.1152747).
Brasilianischer Regenwald, der in Soja-Plantagen umgewandelt wird, setze 300 Mal mehr Kohlendioxid frei als der Biosprit pro Jahr spare.

"Sinnlos, Land für Biosprit umzuwandeln"
Ein Team um Timothy Searchinger von der Princeton University berechnete in einer ebenfalls in "Science" (doi: 10.1126/science.1151861) erschienen Studie, dass die Produktion von Ethanol aus Mais den Ausstoß der Treibhausgase für 30 Jahre verdoppelt - und für 167 Jahre messbar erhöht, wenn dafür eigens Land umgewandelt wurde.
"Wenn man die globale Erwärmung bremsen möchte, ist es schlicht sinnlos, Land für Biosprit umzuwandeln", erklärt Fargione in eine Mitteilung seiner Universität. Und er verweist noch auf die mögliche Knappheit von Nahrungsmitteln."Die weltweite Landwirtschaft produziert derzeit Nahrung für sechs Milliarden Menschen."
Für die Produktion von Biosprit wäre es nötig, noch mehr Land in Agrarflächen umzuwandeln. Südafrika verschob kürzlich die geplante Biosprit-Produktion aus Mais, weil die Pflanze Grundnahrungsmittel besonders für arme Familien in dem Land ist.
Mehr Lachgas durch Dünger
Nach Angaben des Nobelpreisträgers Crutzen vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz setzt der benötigte Pflanzendünger drei bis fünfmal mehr Lachgas frei als der Weltklimarat IPCC bislang angenommen hat (Atmospheric Chemistry and Physics, Bd. 8, S. 389).
Das stickstoffhaltige Lachgas erwärmt die Atmosphäre 300 Mal so stark wie Kohlendioxid. Biodiesel aus Raps sei schon aus diesem Grund 1 bis 1,7 Mal klimaschädlicher als normaler Treibstoff, Bioethanol aus Mais bis zu 1,5 Mal. 80 Prozent des weltweiten Biodiesels werde aus Raps produziert. Nur Zuckerrohr kommt günstiger weg, da es nicht oder wenig gedüngt werde. Nach Ansicht von Searchinger darf dafür jedoch kein Regenwald gerodet werden.
Treibhausgas-Bilanz für Biokraftstoff gefordert
"Ich bin nicht generell gegen Biosprit, sondern nur dagegen, wie er momentan angewendet wird", sagt Crutzen. Er forderte eine umfassende, kritische Treibhausgas-Bilanz für jeden Biokraftstoff. Der Nobelpreisträger hatte seine Studie bereits im September im Internet zur Diskussion gestellt. Ende Januar wurde sie nun ohne bedeutende Veränderung gedruckt.
Zweite Biosprit-Generation mit besserer Bilanz?
Große Hoffnungen setzen Politiker und Forscher indes auf Biokraftstoffe der zweiten Generation, die eine besonders gute Klimabilanz haben. Für diesen Sprit können alle Pflanzenteile und damit auch Holzabfall genutzt werden. Holz wird in dem sogenannten BtL-Verfahren (Biomass to Liquid/Biomasse zu Flüssigkeit) etwa erst in Gas umgewandelt und dann zu Ethanol verarbeitet.
Die weltweit erste kommerzielle Anlage für die Produktion von BtL-Kraftstoffen wird bis Sommer in Deutschland fertig gestellt. Sie soll pro Jahr 15.000 Tonnen Biokraftstoff der 2. Generation herstellen.


2007


Wer seine persönliche Energie- und CO2-Bilanz testen will, hat dazu im Internet die Möglichkeit ((fremde Seite:) www.umweltnet.at/ecocheck;
(fremde Seite:) Mehr zum Thema Klimawandel im science.ORF.at-Archiv   Ergebnisse bei Suche "Klimawandel" in science: 232 Stories.

(fremde Seite:) Klimapolitik in der multilateralen Falle

Artikel von Hermann Scheer, Präsident von EUROSOLAR, erschienen in Kursbuch 167, August 2007
Der stolze Anspruch der Politiker lautete einmal: „Global denken, lokal handeln.“ Mittlerweile wird sich global nur noch die lokale Schuld zugewiesen. Alle reden vom Klima, aber wer tut etwas? Und ist dieses „Etwas“ das Richtige? Für was warben die Rockmuster im „Live Earth“-Konzert? Für das im Sinne des Klimaschutzes allenfalls schwindsüchtige Kyoto-Protokoll, das mehr Handel mit Verschmutzungsrechten als Schmutzbeseitigung bewirkt?
Ist es der allgemeine Aufruf, sich der Klimagefahren bewusst zu werden? Und wenn: Hat die Bevölkerung bisher versagt, oder waren und sind es grosso modo Politik und Wirtschaft? Waren sich die Politik- und Wirtschaftsführer, die Leithammel in Wissenschaft und Medien dessen noch nicht bewusst, bevor der Film von Al Gore und die jüngsten Weltklimaberichte auf den Informationsmarkt kamen? Hieß es nicht schon 1992 „Last exit Rio“, anlässlich der UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro, die das Programm für das 21. Jahrhundert („Agenda 21“) verkündete? Und wären das Weltenergiesystem und die Weltökologie intakt, wenn es nur die Klimagefahren nicht gäbe?

Tatsächlich tun die meisten Verantwortlichen seit Längerem nicht, was sie längst wissen. Aber warum nicht? Aus Angst vor der Bevölkerung, denen sie eine Umkehr von der globalen Umweltzerstörung nicht zumuten wollen? Aus Feigheit vor Interessengruppen oder aus Einfallslosigkeit? Und tun sie jetzt etwas, oder ist es ein „so tun als ob“? Was seit Rio passierte, war jedenfalls eher das Gegenteil des Erkannten, Erwarteten und Versprochenen. Was global lediglich konkret passierte, war das viel gerühmte Kyoto-Protokoll. Dieses wird nicht verhindern, dass in seinem Zieljahr 2012 die Treibhausgase nochmals drastisch zugenommen haben werden – nicht zuletzt durch politische Entscheidungen wie die Liberalisierung des Welthandels und damit die Vermehrung der Verkehrsströme, darunter die Liberalisierung des internationalen Flugverkehrs mit seinen Billigfluglinien. Es ist nicht alles Bush, was nicht glänzt. Bush ist wohl ignorant, aber andere sind eher schizophren, wenn sie die Klimafolgen ihres unverdrossenen gegenseitigen Tuns beklagen.

„Global denken, lokal handeln“ hieß einst das Motto. Doch daraus wurde „global reden, national aufschieben“. Der jüngste „Erfolg“ war der des „G8-Gipfels“ auf dem Heiligendamm. Man kam überein, Weiteres gemeinsam „ernsthaft zu prüfen“. Erneut also ein einziger konkreter Beschluss – dem zu Folgekonferenzen. Doch scheinbar gibt es dazu keine Alternative, da doch ein globales Problem nur durch gemeinsame globale Vereinbarungen lösbar sei. Das klingt logisch und unbedingt vernünftig. Und so nimmt die Zahl der Teilnehmer mit der Zahl der jeweiligen Konferenzen zu, was das Handlungsdefizit nur umso sichtbarer macht. Höchste Zeit also zu fragen, ob diese Versuche überhaupt die richtigen sein können und welche Böcke sich nunmehr als Gärtner anbieten.

Denn die Verantwortlichen müssen nicht, was sie tun – nämlich die Klimapolitik mit ihrem multilateralen Ansatz zu Tode reiten und dabei ihre Hilflosigkeit demonstrieren und Hoffnungslosigkeit produzieren. Ihr Ansatz wird gehegt und gepflegt auf den Gipfeln und den Ebenen, mit einer immer längeren und bepackteren Karawane von Umweltdiplomaten und den „NGOs“ im Tross.

Nach mittlerweile zwei Jahrzehnten globaler Bemühungen um weltweiten Umweltschutz auf verschiedenen multilateralen Handlungsebenen sieht deren Bilanz betrüblich aus. Bereits der Bericht der „Our Common Future“-Kommission der UN von 1987 warnte deutlich vor den aufkommenden Gefahren. Ihm folgte drei Jahre später die gleichnamige UN-Konferenz im norwegischen Bergen. Gemeinsame Maßnahmen wurden auf die „Rio-Konferenz“ 1992 verschoben, die die Klima-Rahmenkonvention verabschiedete, jedoch wiederum ohne konkrete Verpflichtungen. Als Clinton mit seinem Vize Al Gore 1993 US-Präsident wurde, deklarierte er die Initiative für ein Weltklimaabkommen mit dem Ziel, bis 2010 (!) eine weltweite Minderung der Treibhausgase um 50 % zu erreichen. Ab 1995 startete, in Berlin, die Serie der Weltklimakonferenzen. Von deren Beginn an trat jedoch die amerikanische Delegation als Bremser auf.

Der klimapolitische Hoffnungsträger Al Gore erschien schon gar nicht mehr zur Konferenz, um nicht in die Verlegenheit zu kommen, dafür geradestehen zu müssen. Das Klimaprotokoll, das seine Bezeichnung einer dieser Konferenzen in Kyoto (1997) verdankt, war in seinen Grundelementen erst im Jahr 2001 fertig. Mittlerweile war Bush jr. US-Präsident geworden. Aber schon zuvor war klar, dass die USA das Abkommen nicht mittragen würden, obwohl es in seinen Verpflichtungen weit hinter dem von ihnen selbst einst vertretenen Zielsetzungen zurückblieb – im Schnitt 6 Prozent Emissionsminderung bis 2012, und das allein für Industriestaaten, obwohl zu diesem Zeitpunkt das von der UN eingesetzte Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) mindestens eine weltweite Minderung von 60 Prozent bis 2050 als erforderlich betrachtet hatte. Trotzdem wurde das Protokoll zum Maß der Dinge. Es trat erst im Februar 2005 in Kraft, weil erst durch den Beitritt Russlands das vereinbarte Staatenquorum erreicht war. Zu diesem Zeitpunkt waren die weltweiten Klimagas-Emissionen seit 1990 um etwa 40 Prozent gestiegen – schneller als je zuvor, und das trotz des zwischenzeitlichen Zusammenbruchs der russischen Wirtschaft! [... weiter auf Original]

Historiker: Klimawandel bringt Kriege

(fremde Seite:) 10.7.2007 orf
Klimaänderungen haben über rund tausend Jahre hinweg immer wieder zu Kriegen in China geführt. Das zeigen Vergleiche von Klimadaten der nördlichen Hemisphäre mit historischen Aufzeichnungen aus China. (fremde Seite:) [mehr...]

Arktis-Meereis geht drastisch zurück

Weite Teile der Sibirischen See sowie der Nordwestpassage sind inzwischen eisfrei - Eisrückgang soll sich fortsetzen
(derStandart.at - 10. August 2007 - 16:00)
New York/Hamburg - "Auf einen neuen Minimalwert" steuert die Meereisbedeckung in der Arktis zu, so der Hamburger Physiker Lars Kaleschke am Donnerstag. Aktuelle Satellitenbilder des Zentrums für Marine- und Atmosphärische Wissenschaften (ZMAW) der Universität Hamburg zeigen nämlich, dass inzwischen weite Teile der Sibirischen See sowie der Nordwestpassage eisfrei sind.
US-Forscher der Universität Illinois um William Chapman stützen die Hamburger Daten. Sie hielten fest, dass das arktische Meereis in diesem Sommer so stark geschmolzen wie noch nie seit Beginn der Satellitenmessungen 1979. Der Negativrekord sei sogar einen ganzen Monat vor den früheren Jahrestiefstwerten erreicht worden.
Im vergangenen August waren die Flächen noch weitgehend mit Eis bedeckt. Die Meerenge der Nordwestpassage galt bislang als praktisch unpassierbar. Wissenschaftler rechnen damit, dass die Strecke ab 2015 wenigstens im Sommer für Handelsschiffe befahrbar ist.
Der Hamburger Kaleschke schließt nicht aus, dass zum Ende des Sommers lediglich noch 3,5 Millionen Quadratkilometer des arktischen Ozeans mit Eis bedeckt sein werden. In den 1980er Jahren umfasste die Eisfläche im Norden durchschnittlich noch 8 Millionen Quadratkilometer.

Tiefstwert
Forscher beobachten schon seit mehr als einem halben Jahrhundert eine Abnahme der Meereseisfläche. Die Eisbedeckung der Arktis unterlag in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder starken Schwankungen, geht aber im Mittelwert kontinuierlich zurück. Der Durchschnittswert des Julis markiert den bisherigen Tiefpunkt der Vergleichsmonate seit den 1960er Jahren.
Die ungewöhnlich kleinen Flächen des arktischen Meereises während der Sommermonate führen Wissenschafter auf den Klimawandel zurück. Nach neueren Schätzungen droht die Arktis schon zwischen 2040 und 2080 im Sommer eisfrei zu sein. Weil Wasser ein anderes Reflexionsverhalten hat als Eis, werden von dem Abschmelzen weitere Klimaveränderungen erwartet.
Die bisher kleinste Eisfläche wurde im Sommer 2005 gemessen. Die diesjährigen Veränderungen seien deshalb dramatisch, weil sie die gesamte Arktis beträfen und nicht nur einzelne Regionen, sagte Chapman.
Frank Böttcher vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation in Hamburg wies darauf hin, dass nach dem Schmelzen des Eises weniger Sonnenstrahlung reflektiert wird und sich damit die Erwärmung der Arktis beschleunigt. "Was wir jetzt erleben, ist besorgniserregend." (APA/dpa)

800.000 Jahre Klimageschichte der Antarktis entschlüsselt

Forscher untersuchen Eisbohrkern aus 3.260 Metern Tiefe
Bern (pte/06.07.2007/15:38) - Die antarktische Klimageschichte der vergangenen 800.000 Jahre haben Forscher nun anhand eines mehr als drei Kilometer langen Eisbohrkerns entschlüsselt. Damit ist ein Meilenstein im europäischen Eiskern-Bohrprojekt EPICA (European Project for Ice Coring in Antarctica) gelungen. Über den wissenschaftlichen Erfolg berichten die Forscher im Fachmagazin Science Express.
"Die Temperaturschwankungen in der Antarktis bestätigen eine frühere These der Klimaforscher der Universität Bern", so der Klimaforscher Jakob Schwander von der Abteilung für Klima- und Umweltphysik vom Physikalischen Institut der (fremde Seite:) Universität Bern im pressetext-Interview. Primär gehe es dabei um die Erforschung der Klima-Kopplung zwischen der nördlichen und der südlichen Hemisphäre. "Hier bestehen bei früheren Klimazyklen starke Ähnlichkeiten mit dem in der letzten Eiszeit beobachteten Verhalten", erklärt der Forscher. "Die vor 100.000 bis 10.000 Jahren stattgefundenen großen Temperaturschwankungen in der Nordatlantischen Region sind als schwächere, zeitlich verschobene Schwankungen in der Antarktis erkennbar, so wie das vom Berner Modell vorausgesagt wurde."

"Die Untersuchungsergebnisse basieren auf dem 3.260 Metern langen Eisbohrkern von Dome Concordia in der Ostantarktis", erklärt Schwander, der als wissenschaftlicher Leiter der Feldarbeit auf Dome Concordia tätig ist. "Die Auswertung des Eisbohrkerns hat ergeben, dass das Klima auf der Erde vor 400.000 Jahren einen neuen Rhythmus angeschlagen hat. In der Zeit vor 800.000 Jahren bis vor 400.000 Jahren schwankte das Klima tendenziell in einem 40.000-Jahr-Rhythmus mit kühleren, aber länger andauernden Warmzeiten. Danach folgten vier Klimazyklen von je rund 100.000 Jahren. Die jüngsten Messungen am EPICA-Bohrkern erlauben zusammen mit Klimamodellen eine bessere Schätzung der mit den Klimaschwankungen verbundenen Temperaturänderungen.
"Dabei kann man allerdings keine Rückschlüsse auf den menschlichen CO2-Ausstoß ziehen", erklärt der Forscher, denn dazu müsste man Bohrkerne untersuchen, die in Regionen mit wesentlich größeren Niederschlagsmengen gezogen wurden. Das sei bereits hinlänglich geschehen. "Allerdings dienen die nun vorliegenden Temperaturrekonstruktionen als Referenz für die weitere Auswertung des Eisbohrkerns beispielsweise für Aufzeichnungen von Treibhausgasen oder anderen atmosphärischen Spurenstoffen."

Festgestellt haben die Forscher, dass die kälteste Periode vor 20.000 Jahren mit etwa zehn Grad Celsius unter dem heutigen Wert und die wärmste Periode vor etwa 130.000 Jahren mit rund 4.5 Grad Celsius wärmer als heute war. "Die wissenschaftlichen Ergebnisse bestätigen auch, dass die natürlichen Klimavariationen - also nicht die vom Menschen verursachten Klimavatiationen - vor allem durch astronomische Faktoren wie der Neigung der Erdachse bestimmt werden", so Schwander. Andere Einflüsse, wie etwa Vulkanismus und Veränderungen der Leuchtkraft der Sonne, spielen hingegen bei den natürlichen Klimaschwankungen nur eine untergeordnete Rolle. (Ende)

Golfstrom: Forscher fürchten Versiegen bis 2100

[science.ORF.at/AP, 29.6.07] (fremde Seite:) http://science.orf.at/science/news/148509

Klimaforscher befürchten infolge der globalen Erwärmung noch in diesem Jahrhundert einen unwiderruflichen Abbruch des Nordatlantikstroms mit unabsehbaren Folgen für das Klima.

Dies ergab eine Umfrage des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) unter weltweit führenden Klimawissenschaftlern. Unter anderem würde bei einem Versiegen des landläufig als Golfstrom bekannten Phänomens der Meeresspiegel im Nordatlantik rasant um bis zu einen Meter steigen.

"Bei zwei Grad plus möglich"
Der Studie zufolge hält es die Mehrheit der befragten Forscher schon bei einer globalen Erwärmung von zwei Grad bis zum Jahr 2100 für möglich, dass der Meeresstrom unumkehrbar abbricht. Er transportiert große Mengen wärmeren Wassers in den Nordatlantik und trägt damit maßgeblich zum relativ milden europäischen Klima bei. Dem letzten UN-Klimabericht zufolge sind bei ungebremstem Treibhausgasausstoß bis zu vier Grad Erwärmung in diesem Zeitraum möglich.
"Die Folgen auf das Klimasystem wären global, da der Nordatlantikstrom auch etwa mit dem El-Nino-Phänomen, dem indischen Monsun oder dem afrikanischen Regengürtel verbunden ist", sagte PIK-Forscher Anders Levermann. Auf der Nordhalbkugel könne der Meeresspiegel innerhalb von zehn Jahren um bis zu einen Meter ansteigen.

Kälter oder wärmer in Europa?

Daneben drohten Gefahren für das Ökosystem des Nordatlantik. "Auch die Temperaturen in Europa könnten sich ändern", sagte Levermann. "Die Frage ist aber: Wird es kälter oder überwiegt die globale Erwärmung die Abkühlung?"
Der Zusammenbruch des Nordatlantikstromes wäre nach Ansicht der Wissenschaftler einer der so genannten Kipp-Prozesse, die den Klimawandel unumkehrbar machen würden. Andere sind das Schmelzen des Grönlandeises, des arktischen Meereises und rapide Änderungen beim indischen Monsun.
Die Nordatlantikströmung führt als Golfstrom von Winden getrieben an der amerikanischen Küste entlang und nimmt dann Kurs auf Nordeuropa, wobei sie dabei vom unterschiedlichen Salzgehalt und Differenzen der Wassertemperatur angetrieben wird.

Rekordtrockenheit so gut wie fix

ORF 23.04.2007   "... so'n Ding mit subventionsfreundlichen Prophezeiungen ... "
Bei der Trockenheit in Teilen Europas ist kein Ende absehbar. Eine neue Rekordtrockenheit im April ist in Österreich so gut wie fix. Von Eisenstadt bis Kitzbühel stöhnen die Bauern: Die Ernteeinbußen könnten heuer besonders groß ausfallen - und weiterhin ist kaum Regen in Sicht. Auch in Deutschland wartet man vergeblich auf Regenwetter. Im Osten muss bereits künstlich bewässert werden. In Italien führt der Po immer weniger Wasser. Auch dort drohen Ernteeinbußen - und sogar Stromabschaltungen werden befürchtet.
Regen lässt weiter auf sich warten
Österreich, Italien und Deutschland sind von der Dürre schwer betroffen.
Der April steuert auf eine Rekordtrockenheit zu: In ganz Österreich ist in den vergangenen drei Wochen quasi kein Niederschlag gefallen. Gebietsweise ist auch der wärmste April seit Messbeginn möglich.
Auch in Italien und Deutschland läuten die Alarmglocken: Durch die Trockenheit ist die Ernte in großer Gefahr.
Kein Aprilwetter
Eigentlich gilt der April aus meteorologischer Sicht gemeinhin als wechselhafter Monat. Es ist normalerweise mit einer sehr hohen Niederschlagshäufigkeit zu rechnen. Ganz anders zeigt sich da der heurige April, nämlich mit absoluter Trockenheit.
Von Eisenstadt bis Kufstein
Und fast ganz Österreich ist betroffen: Von Eisenstadt über Retz bis hin nach Linz und weiter nach Kufstein - seit drei Wochen nahezu kein Tropfen Regen. Lediglich im Süden des Landes, in Kärnten und der Steiermark, erreichten die Messpegel gebietsweise zehn, manchmal sogar 15 Millimeter. "Aber auch das ist nicht einmal ein Viertel vom Sollwert", so Helmut Derka von der ZAMG.
Weniger Erträge erwartet
Mit jedem regenlosen Tag reduzieren sich die Ertragserwartungen für die Ernte 2007. Die Winterweizenbestände sind bisher prächtig aufgelaufen, benötigten aber binnen der nächsten zehn Tage dringend ausgiebigen Regen, der aber nirgendwo in Sicht sei, zeigen sich Pflanzenbauexperten der Landwirtschaftskammern laut Aussendung des Agrarischen Informationszentrums (AIZ) von Montag besorgt. Jeder weitere regenlose Tag steigere in diesem Stadium zwar das Qualitätspotenzial, senke aber die Erträge, heißt es.
Engpässe bei Tierfutter möglich
"Langsam wird die Lage prekär, die nächsten Tage entscheiden ein verdammt spannendes Jahr", so ein Pflanzenbauer. Auch das Sommergetreide braucht jetzt dringend Regen, um drohende Engpässe in der Futtergetreide- und Grünfutterversorgung zu entschärfen. Vor allem die zum Großteil in der Karwoche gesäten und nun aufgelaufenen Zuckerrüben und der kürzlich angebaute Mais dürsten jetzt laut Experten nach Wasser.
Kein Schnee als Wasserreservoir
In den Wintermonaten gab es zwar ausreichend Niederschlag, ein hoher Regenanteil, der normalerweise im Schnee als Wasserreservoir für das Frühjahr gespeichert ist, ging durch die milden Temperaturen aber verloren.
Zusätzlich waren die Herbstmonate extrem trocken - ein weiterer Grund für die derzeitige Trockenheit. Sollte das Hochdruckgebiet weiterhin anhalten - und laut Prognosen ist damit zu rechnen -, steuert Österreich auf eine Rekordtrockenheit im April zu - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.
Deutschland: Angst um Ernten
Der Hochsommer mitten im April macht den Landwirten auch in Deutschland zu schaffen. Auch dort sind es weniger die hohen Temperaturen als die Trockenheit. Besonders betroffen sind bundesweit unter anderem der Nordosten und die ostdeutschen Länder.
Das Wasser geht aus
Örtlich werden Flächen schon jetzt künstlich beregnet - was sonst erst im Hochsommer nötig ist. Doch nur ein Teil der Anbauflächen kann überhaupt auf diese Weise künstlich versorgt werden. Denn wenn das Wasser nicht direkt aus einem Grundwasserbrunnen aufs Feld gepumpt werden kann, wird die Beregnung zu teuer.
"Die Dürre und die hohe Waldbrandgefahr bleiben noch bestehen", so Rainer Dettmann vom Deutschen Wetterdienst (DWD). In den nächsten Tagen soll es einige Regenschauer geben. Die Wassermenge werde allerdings zu gering sein.
Italien: Stromversorgung bedroht
Und auch ein weiterer Nachbar Österreichs stöhnt unter der Trockenheit. Die anhaltende Dürre in Norditalien bedroht die Landwirtschaft und die Stromversorgung. Allein innerhalb einer Woche sei der Pegel des Flusses Po in der Nähe von Ferrara um 80 Zentimeter gesunken, stellenweise liege der Fluss sechs Meter unter dem Normalwert.
Dramatische Lage befürchtet
Ähnlich sei die Lage am Gardasee, wo bei Peschiera der Pegel einen halben Meter unter den Durchschnittswert der vergangenen 50 Jahre gefallen sei. Experten befürchten eine ähnlich dramatische Lage wie im Hitze-Sommer 2003, als es Missernten und landesweite Stromausfälle gab.
Po wird immer flacher
Um Stromausfälle zu vermeiden, habe das Umweltministerium in Rom Maßnahmen zum Wassersparen erarbeitet, berichteten italienische Medien am Montag.
Die Trockenheit in Norditalien ist längst zu einem chronischen Phänomen geworden: Mehrere Dürrejahre hintereinander haben den Fluss Po immer flacher und schmaler werden lassen.
Bereits im Sommer 2006 hatten Experten von der schwersten Dürre in 30 Jahren gesprochen. Die Landwirtschaft rechnet mit erheblichen Ausfällen etwa bei der Reis- und der Maisernte, Probleme werde es auch bei der Milchwirtschaft und der Rinderhaltung geben.
Situation immer kritischer
Die Situation könne dieses Jahr besonders ernst werden, falls es erneut einen ungewöhnlich heißen Sommer geben sollte. Bereits jetzt ist es in weiten Teilen Norditaliens weit über 25 Grad heiß. 2003 mussten die Italiener in mehreren Landesteilen im Juni und im September Stromausfälle hinnehmen.
Schon vor Wochen warnten Experten, es bestehe die Gefahr, dass der Po im Sommer nicht mehr genügend Kühlwasser für die Gasturbinen-Kraftwerke führe. Bereits im vergangenen Jahr produzierten Kraftwerke wegen Niedrigwassers lediglich 20 Prozent der normalen Strommenge.


Klima-Expertin erklärt Effekte auf Österreich

SO, 08.04.2007 science.ORF.at (fremde Seite:) http://wien.orf.at/stories/184059/
Am Freitag hat die UNO den zweiten Teil des Weltklimaberichtes vorgestellt, nach dem die Effekte des Klimawandels dramatischer sind als angenommen. Klimaexpertin Helga Kromp-Kolb erklärt, was sich in Österreich ändern wird.
Kromp-Kolb: "Änderungen in vielerlei Hinsicht".
Wie wirkt sich der Klimawandel auf Österreich aus? "In Österreich muss man sicher mit weiter ansteigenden Temperaturen rechnen", prognostiziert die Klima-Expertin von der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien, Helga Kromp-Kolb. Sie spricht von "Änderungen in vieler Hinsicht".
"Im Westen Österreichs wird es zunehmenden Starkregen, also heftige Regelfälle, geben", so Kromp-Kolb. Auch im Winter werde es einen höheren Regenanteil geben.
Kromp-Kolb ist Österreichs "Wissenschaftlerin des Jahres 2005" und Professorin für Meteorologie am Department Wasser, Atmosphäre und Umwelt der Universität für Bodenkultur.
Tiere, die vorher nicht überwintern konnten
Kromp-Kolb sieht künftig auch einen "größeren Wasserstress für die Vegetation". Außerdem werde es neue Pflanzen und Tiere geben, "die plötzlich in Österreich überwintern können, was sie vorher nicht konnten."
UNO: Fünf Grad wärmer in hundert Jahren
Nach dem Klimabericht der UNO könnte die Temperatur in den nächsten 100 Jahren um fünf Grad steigen. Bis zu 30 Prozent aller Tierarten könnten aussterben und die Polkappen schmelzen.


Politik stutzt sich UNO-Klimabericht zurecht

Kromp-Kolb: "Man kann wissenschaftliche Ergebnisse nicht unterdrücken"
"Auswirkungen des Klimawandels dramatisch"
Brüssel/Wien (pte/06.04.2007/13:49) - "Man kann wissenschaftliche Ergebnisse nicht unterdrücken." Mit diesen Worten hat die renommierte Klima-Expertin Helga Kromp-Kolb von der Universität für Bodenkultur in Wien gegenüber pressetext das politische Tauziehen um den brisanten zweiten Teil des Klimaberichts kommentiert. Ursprünglich für Freitag Vormittag angekündigt, hat der Weltklimarat IPCC (fremde Seite:) http://www.ipcc.ch die Veröffentlichung der Ergebnisse aufgrund von politischen Unstimmigkeiten überraschend verschoben. Wie aus Brüssel zu hören ist, haben einige Vertreter der Nationalstaaten wie die USA, China, aber auch Russland und Saudi-Arabien die zusammenfassende gemeinsame Erklärung noch einmal nachredigiert und in Teilen abgeschwächt. Ein Passus zu den erwarteten Klimaschäden in Nordamerika wurde komplett gestrichen.

"Ging es im ersten Teil des Klimaberichts noch um abstrakte Zahlen wie steigende Temperaturwerte, befasst sich der nun vorliegende zweite Teil mit den tatsächlichen Auswirkungen des Klimawandels auf Mensch und Umwelt. Das ist natürlich viel bildhafter und deshalb ringt die Politik auch umso mehr um Worte", meint Kromp-Kolb. Dabei seien die präsentierten Ergebnisse nur wenig überraschend, da diese nur eine Zusammenfassung der wissenschaftlichen Literatur zu dem Thema darstellen. Natürlich könne man darüber streiten, ob Forschungsergebnisse in einer Art und Weise präsentiert werden sollen, die die Öffentlichkeit weniger berührt. "Andererseits muss man aber auch klar sehen, dass die Sache schlicht und einfach dramatisch ist", so Kromp-Kolb.

Im Bericht, der Forschungsergebnisse und Analysen von rund 2.000 Wissenschaftlern aus aller Welt und Regierungsgesandten aus 120 Ländern widerspiegelt, werden die Auswirkungen des prognostizierten Temperaturanstiegs für die einzelnen Regionen beleuchtet. Von Dürre- und Hungerkatastrophen in manchen sowie permanenten Überschwemmungsszenarien in anderen Teilen der Erde ist darin ebenso die Rede wie von den unterschiedlichen Szenarien des Meeresspiegelanstiegs um 19 bis 59 Zentimeter. Beunruhigend fällt in den Ausführungen der Wissenschaftler auch der prognostizierte Wassermangel für das Jahr 2020 aus, von dem neuesten Schätzungen zufolge zwischen 400 und 1,7 Mrd. Menschen betroffen sein sollen.

"Der Mensch ist im Grunde sehr anpassungsfähig und hat im Laufe seiner Geschichte auch einige Eiszeiten überlebt. Mit der derzeitigen Bevölkerungszahl von knapp sieben Mrd. Menschen wird das Ausweichen auf andere Gebiete allerdings schwierig", zeigt sich Kromp-Kolb besorgt. Im Vergleich zu früheren Klimaereignisse könnten die betroffenen Menschen heute nicht mehr einfach ihr Bündel schnüren und gehen. "Daher muss etwas passieren und es wird auch passieren. Jetzt geht es in erster Linie darum, wann das sein wird. Je früher wir Gegenmaßnahmen ergreifen, desto erträglicher werden die Auswirkungen des Klimawandels sein", so Kromp-Kolb im pressetext-Interview.

Die Veröffentlichung des über 1.000 Seiten starken Berichts sowie der umstrittenen Zusammenfassung wird noch im Laufe des heutigen Freitags erwartet. (Ende)

Politik mischte sich ein
ORF - 06.04.2007

Beim jüngsten UNO-Klimareport sind kritische Passagen gestrichen worden, so Delegationsteilnehmer. So sei ein Abschnitt über den Klimawandel in Nordamerika auf Druck der USA "unter den Tisch gefallen". Und auch China drängte darauf, unliebsame Passagen zu streichen - hier einigte man sich allerdings auf eine Kompromissformel. Die Präsentation des Berichts wurde daraufhin in letzter Sekunde verschoben. Laut dem Report könnte es zu einem Aussterben von bis zu 30 Prozent aller Arten kommen.
Druck von USA, China und Saudi-Arabien
Der Weltklimarat der Vereinten Nationen (IPCC) hat nach Angaben aus Delegationskreisen kritische Passagen aus seinem jüngsten Bericht zur Erderwärmung gestrichen. Bei den Beratungen in Brüssel gaben die Fachleute aus 130 Ländern demnach dem Drängen der USA, Chinas und Saudi-Arabiens nach.
Die Veröffentlichung des zweiten Teils wurde daraufhin in letzter Sekunde überraschend auf den Nachmittag verschoben.
"Wir haben gerade eine Marathonsitzung beendet", sagte der Vorsitzende des IPCC, Rajendra Pachauri. "Es war eine produktive, aber ermüdende Übung. Letztlich haben wir ein, wie ich denke, sehr gutes Dokument." Forscher klagten über die Einmischung der Politik.
Keine Nordamerika-Passage
Fallen gelassen wurde den Angaben aus Delegationskreisen zufolge ein Abschnitt zu erwarteten Klimaschäden in Nordamerika. Im Entwurf hatte es zunächst geheißen, als Folge der Erderwärmung werde es auf dem Kontinent unter anderem Wirbelstürme, Trockenheit, Überflutungen und Brände geben. Dieser Passus sei auf Druck der USA gestrichen worden.
Suche nach Kompromissformel
China habe in den Verhandlungen darauf bestanden, eine Textstelle zu entfernen, wonach gewisse Schäden mit "sehr hoher Wahrscheinlichkeit" eintreten würden. Anwesende Wissenschaftler seien daraufhin aufgestanden und hätten einen Erhalt dieses Hinweises verlangt. Daraufhin wurde eine Kompromissformel gesucht.
Auch Grafiken entfernt
Auch verschiedene Grafiken wurden nach Darstellung von Sitzungsteilnehmern aus dem Dokument entfernt.
Eine stellte den Temperaturanstieg auf Grundlage verschiedener Annahmen dar, eine andere die erwarteten regionalen Auswirkungen in Afrika. Die Konferenz ging den gesamten Text Satz für Satz durch.
Bis zu 30 Prozent der Arten bedroht
In dem von Wissenschaftlern Kein "Recht auf Vergessen" - erstellten Bericht heißt es, dass etwa 20 bis 30 Prozent aller Arten von unumkehrbarer Auslöschung bedroht seien, wenn die globale Durchschnittstemperatur um 1,5 bis 2,5 Grad steige.
Diese Stelle sei bei den Beratungen für die Endfassung verwässert worden, kritisierte Ian Burton vom Stockholmer Umweltinstitut, der an den Beratungen teilnahm.
Tauziehen um 21 Seiten
Der gesamte Abschlussbericht hat einen Umfang von 1.572 Seiten.
Bei den einwöchigen Verhandlungen des Weltklimarats in Brüssel ging es jedoch nur um die Empfehlungen für die Politik mit einem Umfang von 21 Seiten. Es handelt sich um den zweiten von insgesamt vier Berichten, die der IPCC in diesem Jahr vorlegen wird.
Nur Zusammenfassung betroffen
Keine "substanziellen" Passagen wurden laut Klaus Radunsky, Leiter der Klimaabteilung im Umweltbundesamt (UBA), aus dem Bericht gestrichen. Betroffen seien nur kleine Teile der Zusammenfassung, über die aus Zeitgründen nicht mehr diskutiert werden konnte, so der Experte. Darunter falle zum Beispiel eine Auflistung der empfindlichsten Regionen.
Die Informationen seien allerdings weiterhin im Bericht enthalten, nur eine Zusammenfassung der Thematik sei herausgenommen worden, berichtete Radunsky.
Vergleich mit Münchner Konferenz 1938
Der belgische Delegierte Julian Vandeburie verglich die gegenwärtige Situation der Welt mit der Münchner Konferenz von 1938, als Großbritannien und Frankreich zu Gunsten einer "Appeasement-Politik" darauf verzichteten, sich der Großmachtpolitik Hitlers entgegenzustellen. "Wir sind in der gleichen Situation", sagte Vandeburie. "Wir müssen entscheiden, ob wir etwas unternehmen oder nicht."

Erster Bericht: Mensch als Ursache
Der Anfang Februar in Paris vorgestellte erste Bericht stellt die Verantwortung des Menschen für die Erderwärmung so deutlich heraus wie kein Report zuvor: Als sehr wahrscheinliche Ursache des Temperaturanstiegs wird der von Menschen verursachte Ausstoß von Treibhausgasen genannt.
Anders seien die Veränderungen in der Atmosphäre und den Weltmeeren sowie das Abschmelzen der Pole nicht zu erklären.
Grundlage für internationale Klimapolitik
Der Weltklimarat wurde 1988 vom UNO-Umweltprogramm (UNEP) und der Welt-Meteorologie-Organisation (WMO) ins Leben gerufen. Seine Berichte dienen als wissenschaftliche Grundlage für die internationale Klimapolitik.
Dem Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) mit Sitz in Genf sind 2.500 Wissenschaftler und Regierungsvertreter angeschlossen.
Diskussion über Rohstoffe erwartet
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen will am 17. April in einer Sondersitzung über die politischen Implikationen des Klimawandels diskutieren. Die britische Ratspräsidentschaft veröffentlichte am Donnerstag ein Konzeptpapier, wonach das Gremium unter anderem über erwartete Konflikte um den Zugang zu Rohstoffen und Wasser beraten will. Zu der Sitzung hat die britische Außenministerin Margaret Beckett ihre Kollegen aus den anderen 14 Mitgliedsstaaten des Rates eingeladen.
Kinder als Leid Tragende
Unter der Klimaerwärmung werden nach einem Bericht der Hilfsorganisation "Save the Children" in den kommenden Jahren zunehmend die Kinder leiden. 175 Millionen Kinder auf der Welt würden jährlich im kommenden Jahrzehnt von durch den Klimawandel verursachten Naturkatastrophen wie Dürren, Überschwemmungen und Stürmen betroffen sein, erklärte die Organisation am Freitag.
Das seien im Jahr 50 Millionen mehr als in den zehn Jahren bis 2005. Als schwächste Mitglieder der Gesellschaft litten Kinder besonders unter Katastrophen. Millionen weitere Kinder seien vom Tod, Krankheiten, Hunger oder Obdachlosigkeit bedroht.

Klimawandel senkt Ernten

16. März 2007 on 11:46 am | In Klima, Umwelt, Wirtschaft, Ernährung |
Auch die Landwirtschaft verspürt bereits Auswirkungen des Klimawandels. Zu diesem Schluss kommen zwei amerikanische Forscher im Fachblatt "Environmental Research Letters". Allein für die sechs wichtigsten Nahrungs- und Futterpflanzen schätzen sie die weltweiten Ernteeinbußen seit Beginn der 80er-Jahre auf mehrere Milliarden Euro.
Ursache sind die gestiegenen Durchschnittstemperaturen, ist Christopher Field von der Carnegie Institution überzeugt. "Die meisten Leute glauben, dass der Klimawandel die Zukunft beeinflussen wird", so der Ökologe. "Unsere Studie zeigt jedoch, dass die Erwärmung der letzten zwei Jahrzehnte bereits reale Effekte auf die weltweite Versorgung mit Nahrungsmitteln hatte."
Field und sein Kollege David Lobell vom Lawrence Livermore National Laboratory nutzten Daten der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) über die Erträge der Jahre 1981-2002 in den wichtigsten Anbauregionen der Erde. Diese Zahlen verknüpften sie mit den jeweiligen Durchschnittstemperaturen und Niederschlagsmengen. Die statistische Analyse ergab, dass die Erträge je ein Grad Celsius Temperaturanstieg um durchschnittlich fünf bis zehn Prozent gesunken waren.
Die beobachtete Erwärmung um etwa 0,4 Grad Celsius habe allein bei Weizen, Mais und Gerste zu jährlichen Einbußen von 40 Millionen Tonnen geführt, so Lobell. "Obwohl die Auswirkungen relativ gering sind - verglichen mit dem technisch bedingten Ertragsanstieg im gleichen Zeitraum - demonstrieren unsere Resultate doch, dass sich die negativen Effekte bereits bemerkbar machen." Umso wichtiger sei es, dass sich die Landwirtschaft rascher als bisher auf die klimatischen Veränderungen einstelle.
Forschung: David Lobell, Lawrence Livermore National Laboratory, Livermore, und Christopher B. Field, Carnegie Institution Department of Global Ecology, Stanford University, Stanford, Kalifornien
Zur Veröffentlichung akzeptiert von Environmental Research Letters


Golfstrom trotzt Klimawandel

Meeresforscher rechnen trotzdem mit langfristiger Schwächung
Kiel (pte/16.03.2007/17:00) - Der Einfluss des Klimawandels auf die Aktivität des Golfstroms ist noch nicht spürbar. Das ist das Ergebnis eines Forschungsprojekts von Wissenschaftlern am Leibniz-Institut für Meeresforschung (IFM-GEOMAR) (fremde Seite:) http://www.ifm-geomar.de/ und der Christian-Albrechts-Universität (fremde Seite:) http://www.uni-kiel.de/ in Kiel. Zwar registrierten die Forscher bei Messungen von Meeresströmungen im Nordatlantik starke Schwankungen - diese seien allerdings auf natürliche Ursachen zurückzuführen. "Trotzdem vermuten wir, dass der Klimawandel den Golfstrom langfristig abschwächen wird", sagt Jürgen Willebrand vom IFM-GEOMAR im Gespräch mit pressetext.
"Einige unserer ausländischen Kollegen meinten, bereits erste Anzeichen für solche Veränderungen in vorhandenen Messdaten erkennen zu können", sagt Claus Böning vom IFM-GEOMAR. "Dies konnte in den von uns durchgeführten Langzeitbeobachtungen nicht bestätigt werden." Für ihre Studie untersuchten die Kieler Wissenschaftler Meeresströmungen am Ausgang des Labradorsees. Dort stürzen die Wassermassen in eine Tiefe von bis zu 2,5 Kilometern hinab und fließen zurück nach Süden. Anders als erwartet registrierten die Forscher zwar große Schwankungen über Zeiträume von Wochen und Monaten. "Wir konnten aber keine langfristigen Trends erkennen", sagt Willebrand. Die Schwankungen seien vielmehr natürliche Variationen. "Trotzdem gehen wir davon aus, dass der Golfstrom wegen der globalen Erderwärmung bis zum Jahr 2100 schwächer werden wird."
"Dadurch könnte die zu erwartende Klimaerwärmung in Europa etwas moderater ausfallen", sagt Böning. Der nördliche Nordatlantik spielt für das Weltklima eine entscheidende Rolle. Denn das Absinken von Wassermassen in große Tiefen treibt die globale Ozeanzirkulation an, die über den Golfstrom zum milden Klima in Nordeuropa beiträgt. Zugleich ist dieser Prozess allerdings sehr empfindlich: So haben Veränderungen dieser Prozesse in der Vergangenheit schon rasche globale Klimaänderungen verursacht. "Für die weitere Forschung haben diese Forschungsergebnisse eine große Bedeutung, weil wir viel über die natürlichen Schwankungen der Meeresströmungen erfahren haben", sagt Wille. "Diese Ergebnisse müssen nun bei Modellen und Simulationen mit berücksichtigt werden, um etwa die Auswirkungen des Klimawandels auf den Golfstrom zu untersuchen."
(Ende)

Ein Winter, der Frühling spielte

orf 16.03.2007
2006/07 sind die Rekorde gefallen: Es war weltweit der wärmste Winter seit Bestehen der Aufzeichnungen, gaben nun US-Forscher bekannt. Laut der nationalen US-Behörde für Ozeane und Atmosphäre lagen die Temperaturen um 0,72 Grad höher als der Mittelwert des 20. Jahrhunderts. Vor allem die Landmassen waren betroffen. Hier war es wärmer als jemals zuvor seit 1880. Die Forscher machen dafür unter anderem El Nino verantwortlich. Auch in Österreich war der Winter warm wie nie. Doch Obacht: Ab nächster Woche wird es markant kälter.
Winter der Wärmerekorde
Der Winter spielte verrückt.

Der vergangene Winter war nach Erkenntnissen von US-Forschern weltweit der wärmste seit 1880. Die Temperatur sei von Dezember bis Februar 0,72 Grad Celsius über dem Mittelwert für das 20. Jahrhundert gelegen, teilte die Nationale Behörde für Ozeane und Atmosphäre (NOAA) am Donnerstag mit.
Den NOAA-Angaben zufolge stieg seit 1906 die weltweite Temperatur im Durchschnitt pro Jahrzehnt um 0,06 Grad an.
Wetterdaten seit 200 Jahren
Der Winter 2003/2004 sei der zweitwärmste gewesen, an dritter Stelle folge der Winter 1997/1998. Zum Rekord habe diesmal vor allem der warme Jänner beigetragen, heißt es auf der Website der NOAA.
Die Organisation versorgt seit 200 Jahren die US-Regierung mit wissenschaftlichen Daten.
El Nino zum Teil verantwortlich
Zum Teil machen die Wissenschaftler das El-Nino-Wetterphänomen, das die Meeresoberfläche im östlichen Pazifik erwärmt, für den ungewöhnlich milden Winter verantwortlich. Allerdings sei die Entwicklung plötzlich abgebrochen.
Im Februar sei das Wasser im Pazifik plötzlich um 0,3 Grad kälter geworden und sei damit nahe an der Durchschnittstemperatur gelegen, so die NOAA. Die Oberflächentemperatur aller Ozeane im Winter sei daher nur die zweitwärmste im Beobachtungszeitraum gewesen.
Über den Landmassen sei es aber wärmer als jemals zuvor seit 1880 gewesen.
Jänner am wärmsten seit Messungen
Auch in Österreich war der Winter 2006/07 der wärmste aller Zeiten. Vor allem der Jänner lieferte laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) die höchsten Temperaturen dieses Monats seit Beginn meteorologischer Messungen.
Plusgrade waren auf der Tagesordnung, Schnee hingegen absolute Mangelware. Der Rekordwert wurde übrigens am 8. Dezember 2006 in Dornbirn registriert: 20,6 Grad.
Die Rekorde purzelten
In allen Landeshauptstädten außer Innsbruck ergaben sich eindeutig höhere Wintermitteltemperaturen als in den jeweiligen früheren Rekordwintern, berichtete Klimatologe Helmut Derka Ende Februar in einer Aussendung.
Von Bregenz (alter Rekord 3,8 Grad in der Saison 1915/1916, neuer Rekord: 4,1 Grad) bis Eisenstadt (alter Rekord 3,3 Grad in der Saison 1974/75, neuer Rekord: 4,6 Grad) gilt das ebenso wie in Kremsmünster, wo im Observatorium des Stiftes seit dem 18. Jahrhundert gemessen wird (alter Rekord 2,7 Grad in der Saison 1915/1916, neuer Rekord: 3,6 Grad). Auch in Wien wurde der bisherige Spitzenwert aus dem Winter 1915/16 von 3,7 auf 4,9 Grad "verbessert".
Bis um 4,5 Grad höher
Fazit von Derka: Von Vorarlberg bis in den Süden Salzburgs und Oberkärnten lagen die aktuellen Wintermitteltemperaturen zwei bis knapp vier Grad über normal, weiter östlich sogar etwa drei bis 4,5 Grad - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.
Schnee ließ auf sich warten
Ungewöhnlich geringe Schneemengen wurden überall verzeichnet: In tiefen Lagen wie im Raum Eisenstadt, Graz und Klagenfurt registrierten einige Messstellen Neuschneesummen von einem bis drei Zentimeter.
Die Hohe Warte in Wien übertraf mit insgesamt 13 Zentimeter Neuschnee sogar Innsbruck (zwölf Zentimeter). Die schneereichsten Orte waren Mallnitz (Kärntnen), Bad Gastein (Salzburg) und St. Michael im Lungau (Salzburg) mit rund 50 Prozent der normalen Neuschneemengen.
Überall mehr Sonnenstunden
Die Anzahl der Sonnenstunden übertraf den Normalwert in allen Landeshauptstädten. Die meisten, nämlich 389, wurden in Graz dokumentiert.
Normalerweise lässt sich die Sonne in der steirischen Metropole im Winter nur 247 Stunden lang blicken. Mit nur 215 Stunden schien die Sonne in Linz am kürzesten. In Wien waren 246 Sonnenstunden zu genießen, 60 mehr als im bisherigen Durchschnitt.


UNO-Klimabericht: Temperaturanstieg "beispiellos"

[science.ORF.at/APA/dpa, 2.2.07]
Bis zum Ende des Jahrhunderts droht der Erde eine "beispiellose" Klimaerwärmung um bis zu 6,4 Grad Celsius. Davor warnt der UNO-Klimarat IPCC in seinem vierten, am Freitag in Paris vorgestellten Bericht.
Bereits die seit Jahren beobachtete Erwärmung des Klimasystems ist nach Angaben des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) ohne Beispiel.
Elf der vergangenen zwölf Jahre seien unter den zwölf wärmsten seit dem Beginn der Aufzeichnungen Mitte des 19. Jahrhunderts, heißt es in dem Report.

Unter dem Titel "Climate Change 2007: The Physical Science Basis" hat die Arbeitsgruppe I der IPCC am 2.2.07 ihre Zukunftsszenarien des Weltklimas veröffentlicht.
Verursacher ist der Mensch
Verursacher des Klimawandels ist dem Bericht zufolge der Mensch, darin sind sich auch hochrangige Klimaexperten einig: "Der Bericht stellt ganz klar fest, dass der Mensch überwiegend an der globalen Erwärmung Schuld hat. Natürliche Faktoren spielen eine völlig untergeordnete Rolle", sagte der Potsdamer Forscher Stefan Rahmstorf, einer der Leitautoren des Reports.
Mindestens + 1,1 Grad, maximal + 6,4 Grad
Der unter anderem auf rund 400 Computersimulationen basierende Report präsentiert sechs Temperaturszenarien. Im besten Fall sei bis 2100 mit einer Erwärmung von 1,1 bis 2,9 Grad Celsius zu rechnen, im schlimmsten Fall mit 2,4 bis 6,4 Grad.
Der Anstieg des Meeresspiegels beträgt bis 2100 im besten Szenario 18 bis 38 Zentimeter, im schlimmsten 26 bis 59 Zentimeter.
Jedes Jahrzehnt 0,2 Grad mehr
In den nächsten zwei Jahrzehnten steigt die Temperatur laut IPCC alle zehn Jahre um 0,2 Grad. Selbst wenn die Konzentration der Treibhausgase im Jahr 2000 auf dem damaligen Stand eingefroren worden wäre, wäre ein Temperaturzuwachs von 0,1 Grad Celsius pro Jahrzehnt zu erwarten, hieß es in Paris.
Immer wärmer seit Beginn der Aufzeichnungen
Das Verständnis vom Einfluss des Menschen auf das Klima sei jetzt besser als je zuvor, erklären die rund 2.500 IPCC-Experten. Mit einer "sehr hohen Sicherheit" hätten die Aktivitäten des Menschen seit 1750 zur Erwärmung der Erde geführt.
Zwischen 1850 - dem Beginn der Aufzeichnungen - und dem Jahr 2005 sei die Temperatur um 0,76 Grad gestiegen.
Meerresspiegel steigen
Der inzwischen vierte IPCC-Bericht seit 1990 hält zudem fest, dass sich der Anstieg des Meeresspiegels beschleunigt. Von 1961 bis 2003 seien im Schnitt 1,8 Millimeter pro Jahr hinzugekommen.
Zwischen den Jahren 1993 und 2003 stieg der Meeresspiegel dabei im Schnitt bereits um 3,1 Millimeter pro Jahr.
Extreme Wetterereignisse nehmen zu
Die Klimaexperten der Vereinten Nationen beschreiben zahlreiche langfristige Veränderungen, etwa in den Windstrukturen. Zugenommen hätten extreme Wetterereignisse wie Dürren, schwere Niederschläge, Hitzwellen und
die Intensität tropischer Zyklone.
Anhaltende Treibhausgas-Emissionen auf heutigem oder höherem Stand würden im globalen Klimasystem des 21. Jahrhunderts Veränderungen auslösen, "die sehr wahrscheinlich größer sein würden als die im 20. Jahrhundert beobachteten".

Ein Jahr Autofahren (Mittelklassewagen, 12.000 km) 2.000 kg CO2.
Mit dem folgenden Verweis kann man sich die Luftfahrt - Emissionen ausrechnen lassen in CO2 bzw. €. (fremde Seite:) http://www.atmosfair.de/
z. B. München - Bangkok + retour:
Emissionen pro Passagier auf einem Hin- und Rückflug* 6360 kg CO2
Betrieb eines Kühlschranks für ein Jahr, durchschnittlicher Strommix 100 kg CO2
Jahresemissionen eines Inders 900 kg CO2
Ein Jahr Autofahren (Mittelklassewagen, 12.000 km) 2.000 kg CO2
Klimaverträgliches Jahresbudget eines Menschen 3.000 kg CO2
*Emissionen des ganzen Flugzeugs geteilt durch die Anzahl der Passagiere an Bord. Flugzeugabgase bestehen nicht nur aus CO2. Die verschiedenen Emissionen sind hier umgerechnet auf die derzeitige Erwärmungswirkung der entsprechenden Menge an CO2-Emissionen.

Weiters:
Flugklima.pdf
Luftschmutz.html

Salzburger Nachrichten am 16. Jänner 2007 - Bereich: Chronik

Winterstürme fressen Inseln weg

Kein Schnee, aber schwere Stürme: Die Jänner-Orkane setzen den Ferieninseln wie Sylt und Amrum zu. Die aufgepeitschte Nordsee spült Sandbänke weg.

Hamburg (SN). Die einen unternehmen Strandspaziergänge im Bikini, die anderen haben mit Sturmschäden zu kämpfen: Europa bietet Mitte Jänner 2007 alles andere als winterliche Eindrücke.

In den USA ist das Gegenteil der Fall: Ein Wintersturm fegte über den Westen. "Ganze Bundesstaaten sind wie in Eis getaucht", meldete ein TV-Sender. Hunderttausende Häuser waren zeitweise ohne Elektrizität. Im Sonnenstaat Kalifornien sanken die Temperaturen auf bis zu minus zehn Grad Celsius. Nun sind große Teile der Zitronenernte in Gefahr. 14 Menschen kamen bei den Stürmen in den USA ums Leben.

Auch in Nordeuropa gab es Todesopfer zu beklagen. In Schweden starben drei Menschen bei den orkanartigen Unwettern. 230.000 Menschen waren am Montag in Westschweden von der Stromversorgung abgeschnitten. Auch in den baltischen Staaten richteten die Orkane schwere Schäden an.

Die Stürme bewegen sich in Richtung Deutschland weiter. Am Donnerstag müsse im gesamten Bundesgebiet mit schweren Sturmböen gerechnet werden, hieß es bei den Wetterdiensten.

Diese Stürme setzen mittlerweile auch den Inseln zu. Das bekannte deutsche Ferien-Eiland Sylt etwa zehrt buchstäblich von seinen Reserven. Die künstliche Sandbarriere am Fuße der Dünen und Kliffs hat sich die Nordsee längst geholt. Starke Schäden hat der Orkan "Franz" kürzlich auch auf den Inseln Amrum und Helgoland angerichtet.
In den vergangenen Jahren hatten die Sandmengen, die stets im Frühjahr mit großen Saugbaggern aus der Nordsee gepumpt und meterhoch auf dem Strand verteilt wurden, den natürlichen Prozess der Erosion aufgehalten. Die Kosten in Höhe von einigen Millionen Euro pro Jahr lassen sich mit rund sechs Millionen Übernachtungen im Jahr rechtfertigen. Und auch in Dänemark verlor die Kattegatt-Insel Anholt bei dem Sturm am Wochenende einen Teil ihrer Landfläche an der nicht durch Deiche geschützten Nordwestspitze.

Mit Kälte rechnen die Meteorologen übrigens in dieser Woche nicht mehr. In Österreich sollen die Temperaturen am Freitag sogar 15 Grad erreichen. Das ist mehr als zehn Grad wärmer als am selben Jännertag 2006. In Italien (wärmster Winter seit 150 Jahren) kletterten die Temperaturen am Wochenende in Aosta auf 22 Grad. In vielen süditalienischen Regionen blühen bereits die Mandelbäume.

KLIMA - Kosten der Schäden explodieren

12.01.2007 ORF (fremde Seite:) ---> http://news.orf.at/070111-8003/
Mit einer beängstigenden Prognose lässt eine EU-Studie aufhorchen: Durch den Klimawandel wird demnach die Gefahr von Hochwasserkatastrophen an der Donau weiter zunehmen. Selbst bei einer Temperaturerhöhung von 2,2 Grad in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts würden die Schäden durch Überflutungen um fast 20 Prozent steigen, bei drei Grad mehr sogar um 40 Prozent. Und immer mehr Menschen würden durch Überflutungen entlang der Donau betroffen. ... (fremde Seite:) ---> http://news.orf.at/070111-8003/

Düstere Prognosen häufen sich Bedrohlicher Temperaturanstieg bleibt 2007 auf der Agenda
Der schon 2006 viel beschworene und befürchtete Klimawandel wird auch im kommenden Jahr eine zentrale Rolle in Politik und Wissenschaft spielen. Am 1. Februar kommen Spitzenforscher aus aller Welt in Paris zum Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaveränderungen der UNO (IPCC) zusammen.
Was sie über die Entwicklung des Klimas zu sagen haben, wird aller Voraussicht nach düster und erschreckend sein. "Das, was wir seit 1990 vorhergesehen haben, hat sich bestätigt: ein durchschnittlicher Anstieg von 0,2 Grad Celsius pro Jahrzehnt", sagt der IPCC-Klimaforscher Jean Jouzel.
Simulationen im Labor
"Die zu erwartenden Trends bleiben", sagt auch Herve Le Treut, Forschungsdirektor von Frankreichs Nationalem Zentrum für wissenschaftliche Studien (CNRS).
In seinem Bericht von 2001 hatte der IPCC einen Temperaturanstieg zwischen 1,4 und 5,8 Grad Celsius von den 1990er Jahren bis 2100 vorhergesagt. Auch Simulationen im Labor bestätigten diese Prognose, sagt Le Treu.

Nicht berücksichtigte Faktoren
Hinzu kämen inzwischen aber noch andere, zuvor nicht berücksichtigte Faktoren wie das Abschmelzen der Polarkappen und des Schnees in den Alpen, welche die Erwärmung beschleunigten. Zudem setze der durchbrochene Dauerfrost in Sibirien Methangase aus dem Boden frei.

Wenn nicht gehandelt werde, würden die globalen Temperaturen mit einer 75-prozentigen Wahrscheinlichkeit um zwei bis drei Grad Celsius im nächsten halben Jahrhundert ansteigen, fürchtet der britische Wirtschaftswissenschaftler Nicholas Stern in seinem im November veröffentlichten Klima-Report.
Rezession von "katastrophalem Ausmaß"
Stern sagt der Welt eine Rezession von "katastrophalem Ausmaß" mit einem klimabedingten ökonomischen Schaden von mehr als 5,5 Billionen Euro voraus.
Ebenfalls düster klingen die Warnungen des ehemaligen UNO-Generalsekretärs Kofi Annan, der in den durch den Klimawandel hervorgerufenen Umweltschäden eine Bedrohung für Frieden und Sicherheit sieht, die ebenso gravierend sei wie Kriege, Waffenhandel und Armut.
Keine konkreten Maßnahmen
Auf der Klimakonferenz in Nairobi im November beklagte Annan einen eklatanten Mangel an Führungswillen der politischen Entscheidungsträger in dieser Frage und rief die Regierenden zu sofortigem Handeln auf.
Zwar stellte sich die Nairobi-Konferenz hinter die Beschlüsse des Kyoto-Protokolls zur Reduzierung der Treibhausgase. Konkrete Maßnahmen, wie Kyoto schneller und wirksamer umgesetzt werden könnte, wurden jedoch vertagt.
Kyoto-Sünder USA
Geschwächt werden die Kyoto-Ziele vor allem dadurch, dass das Land mit dem größten Ausstoß klimaschädlicher Gase - die USA - seine Unterschrift unter den Vertrag verweigert.
Inzwischen ist zumindest der US-Bundesstaat Kalifornien aus der Verweigerungshaltung ausgeschert: Der Sunshine State will seine Emissionen bis 2020 entsprechend den Kyoto-Kriterien verringern.
Kleine Schritte
Vicki Arroyo, Chefin der Abteilung Politische Analyse des Pew Center on Global Climate Change, hält kleinere Veränderungen der US-Politik für wahrscheinlicher als einen kompletten Sinneswandel.
Kleine Schritte wie klimafreundliche Gesetze könnten den Grundstock legen für einen größeren Handlungsrahmen. Andere in den USA durchsetzbare Maßnahmen könnten die Reduzierung von Abgasen bei der Stromherstellung und auf der Straße durch Engergiesparen sein, sagt Arroyo.
Die Zeit wird knapp
Ob die Politik der kleinen Schritte die Natur und die Menschheit rechtzeitig vor größerem Schaden bewahren kann, ist eine andere Frage.
Der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), Claude Mandil, warnt davor, Abwehrstrategien gegen die Bedrohung durch den Klimawandel weiter auf die lange Bank zu schieben: "Wir können nicht noch einmal ein Jahrzehnt warten und hoffen, dass der technische Fortschritt das Problem schon lösen wird." - Anne Chaon, AFP

 

2006


UNO-Studie: Klimawandel kaum noch zu stoppen

27.12.2006
Die bedrohliche Erderwärmung ist nach einer Studie der Vereinten Nationen (UNO) kaum mehr aufzuhalten. Selbst wenn der Ausstoß sämtlicher Treibhausgase sofort eingestellt werden könnte, würden die Temperaturen noch mehr als ein Jahrhundert lang steigen, heißt es nach einem Bericht der spanischen Zeitung "El Pais" (Dienstag-Ausgabe) in dem bisher vertraulichen Report des UNO-Klimarates (IPCC).

Dem UNO-Report zufolge wird sich die Erde im 21. Jahrhundert um zwei bis 4,5 Grad erwärmen. Der wahrscheinlichste Wert liege bei drei Grad. Das werde das Schmelzen des Polareises, den Rückgang der Gletscher, Hitzewellen, Dürre und andere extreme Klimaphänomene zur Folge haben.

Meeresspiegel steigt um bis zu 58 cm
1998 und 2005 seien die heißesten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor rund 150 Jahren gewesen. Wenn nichts gegen den Treibhauseffekt unternommen werde, gehen die UNO-Experten zudem davon aus, dass der Meeresspiegel im Jahr 2100 um 19 bis 58 Zentimeter gestiegen sein wird.

Die derzeitige Konzentration an Treibhausgasen wie Kohlendioxid und Methan sei die höchste seit 650.000 Jahren. Der Klimawandel sei mit großer Wahrscheinlichkeit vor allem auf den Menschen und nicht auf natürliche Ursachen zurückzuführen.


» Die Wahrheit über den Klimawandel «

von Horst von Buttlar - Aus der FTD vom 24.11.2006
Gibt es irgendwen, dem der November zu warm war? Dem der Macchiato unter glühender Sonne und kahlen Bäumen nicht mundete?
Wir können alle beruhigen: Der Winter 1540/41, berichten die Chronisten, war so mild, dass die Schaffhausener noch im Januar im Rhein badeten. Ab etwa 1560 wurde es dann kalt, weil ein paar Sonnenflecken verschwanden. Die Gletscher rückten vor. Die Temperaturen sanken und waren 150 Jahre lang um zwei Grad niedriger. Bibber!
So weit die Fakten. Was wir an dieser Stelle noch hinzufügen möchten, ist Folgendes: Ende des 18. Jahrhunderts beschloss die Weltgemeinschaft auf einer Klimakonferenz, die kein Chronist erwähnt, die Temperaturen bis Ende des 21. Jahrhunderts wieder um zwei Grad zu steigern. Ein Schotte namens James Watt wurde beauftragt, irgendwas zu erfinden. Er baute eine Dampfmaschine. Angenehmer Nebeneffekt: Man konnte sie in Fabriken stellen und Sachen damit produzieren. Das Klimaprogramm (vulgo: Industrialisierung) lief 200 Jahre wie geschmiert - bis einige Panik bekamen, weil es ihnen zu warm wurde. Deshalb müssen wir heute Emissionen senken.
Soll jetzt die Arbeit von 200 Jahren nur heiße Luft gewesen sein? Aber okay, senken wir halt die Temperaturen, so wichtig ist es nun auch nicht, im Januar im Rhein zu baden. Und die Kioto-Ziele - bis 2012 soll der Ausstoß von 6000 Delegierten, die zu Klimakonferenzen reisen, um die Hälfte gesenkt werden - sind auch nicht zu ehrgeizig. Eine Frage sei dennoch erlaubt: Alle klagen, dass die Gletscher verschwinden. Aber wer vermisst eigentlich Gletscher?

Aus der FTD vom 24.11.2006
© 2006 Financial Times Deutschland

Australien: Dürre führt zu mehr Selbstmorden

Konservative Regierung gibt erstmals globale Klimaänderung zu

London/Canberra (pte/20.10.2006/09:20) - Australiens schreckliche Trockenheit, die bereits seit sechs Jahren anhält, macht nicht nur der Natur zu schaffen, sondern offensichtlich auch den Bauern. Nach einer Erhebung der australischen nationalen Organisation für mentale Gesundheit Beyond Blue (fremde Seite:) http://www.beyondblue.org.au nimmt sich alle vier Tage ein Bauer das Leben. Nun hat Beyond Blue reagiert und Psychologen auf den Plan gerufen. Die Gründe für die Selbstmorde liegen in Angstzuständen, Depressionen und Beklemmungen. Tatsächlich hat die Dürre massive Auswirkungen auf die Produktivität der Bauern.

Erst in der Vorwoche hatte die Regierung der drohenden Armut der Bauern Australiens mit einer kräftigen Finanzspritze entgegen wirken wollen. Der Premier-Minister John Howard hatte ein 260 Mio. Dollar Hilfspaket für Bauern zugesagt. Experten sprechen von der schlimmsten Dürre Australiens seit über 100 Jahren. Die Bauern habe diese Dürre am stärksten getroffen, zeigen sich Politiker und Medien einig. Sie müssen in der ausgetrockneten Steppe im Staub ausgemergelte Rinder großziehen. Meteorologen haben zudem vorhergesagt, dass vor Neujahr keine großen Regenmengen zu erwarten sein werden. Viele der Bauern stehen vor echten Existenzproblemen, einige haben ihr Land und ihre Höfe bereits verkauft. Das Schlimme daran: Viele der Landwirte betreiben Höfe, die bereits ihre Vorfahren erworben haben.

Die Selbstmordrate unter den Bauern ist doppelt so hoch wie im australischen Durchschnitt. Nach jüngsten Schätzungen von Beyond Blue leiden mehr als 300.000 Australier, die am Land leben, an Depressionen, allerdings nimmt nur ein Bruchteil davon professionelle Hilfe in Anspruch. Ein Grund dafür, meinen die Psychologen, liege darin, dass den australischen Bauern Zähigkeit, Härte und große Belastbarkeit attestiert wird. Umgekehrt sind Einsamkeit, familiäre Probleme und Alkoholismus in den ländlichen Regionen altbekannt und keineswegs selten. Das größte Problem sei aufgrund der großen Distanzen die Erreichbarkeit und der Zugang zu professioneller Hilfe. (Ende)


Klimawandel: Plus vier Grad bis 2100

Ein durchaus drastisches Szenario des Klimawandels hat die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb bei den Österreichischen Sicherheitstagen in Leogang im Pinzgau gezeichnet: Bis 2100 werde etwa der Meeresspiegel um bis zu vier Meter steigen. Für Österreich prognostiziert Kromp-Kolb im selben Zeitraum ein Ansteigen der Durchschnittstemperatur um vier Grad.

Zum Vergleich: Bereits ein Anstieg von einem Meter würde beispielsweise zur Überflutung von Städten wie Alexandria und Port Said im Nildelta führen.

"Neue Völkerwanderung"
Die Folge: Die Migration werde noch wesentlich zunehmen, wenn die Menschen in betroffenen Gebieten ihre Siedlungen aufgeben müssen, sagte die Forscherin. Es werde zu einer "Völkerwanderung" kommen. Zudem werde der Klimawandel dafür sorgen, dass die Schere zwischen Arm und Reich weiter aufgeht.

Der Kampf um Ressourcen wie beispielsweise Wasser wird härter, es wird zu bewaffneten Konflikten kommen. Von Trockenheit werde auch Europa betroffen sein, in manchen Gegenden des Südens herrscht jetzt bereits akuter Wassermangel.

Österreich: Gletscher könnten völlig verschwinden
Österreich ist keine Insel der Seligen: Neben einer Zunahme von Extremereignissen wird auch im Alpenraum das Wasser knapper werden, prognostizierte Kromp-Kolb. Ursache ist das Abschmelzen der Gletscher, deren dramatischer Rückgang bereits jetzt zu beobachten sei.

Ein völliges Verschwinden des "ewigen Eises" sei durchaus wahrscheinlich. Nach einer vorübergehenden Erhöhung der Wasserspende werde auch im heimischen Gebirge das kühle Nass knapper werden.

Plus vier Grad bis 2100
Bis zum Jahr 2100 sagte Kromp-Kolb für Österreich einen Temperaturanstieg um vier Grad und mehr voraus. Zudem ist in allen Höhenlagen eine Zunahme der Hitzetage (solche mit mehr als 30 Grad Celsius) auf das Doppelte bis Dreifache zu erwarten.

Für die Menschen und die Landwirtschaft bedeutet das heißere und trockenere Sommer sowie Winter mit regional sogar mehr Niederschlägen als derzeit - allerdings in Form von Regen. All das wird auch für den Tourismus massive Auswirkungen haben.

"Auswirkungen mindern"
"Verhindern des Klimawandels geht nicht, wir sind mitten drin", meinte Kromp-Kolb bei ihrem Vortrag: Allenfalls ließen sich die Auswirkungen mindern. Das würde der Wissenschaftlerin zufolge bedeuten, dass der Temperaturanstieg global einen Wert von zwei Grad nicht übersteigt und pro Dekade nicht mehr als 0,2 Grad beträgt.

"Kultur des sichtbaren Engagements nötig"
Aber: "Die Reaktion der Menschheit steht in keinem Verhältnis zur Bedrohung", konstatierte Kromp-Kolb. Man verweigere sich dem Problem und produziere durch Wortschöpfungen wie "Wetterkapriolen" Euphemismen, indem man Extremereignisse - deren häufigeres Auftreten statistisch eindeutig mit dem Klimawandel in Verbindung zu bringen ist - als etwas Zufälliges darstellt.

Diese Tendenz zur Verweigerung müsse erkannt werden. "Information allein bewirkt keine Veränderung", so Kromp-Kolb. Es gehe vielmehr darum, emotionale Reaktionen zu fördern und eine "Kultur des sichtbaren und direkten Engagements zu entwickeln".

[science.ORF.at/APA, 19.10.06]


Alaska-Sturm lässt Eisberg in der Antarktis zerbrechen

Im Oktober 2005 hat ein schwerer Sturm im Golf von Alaska getobt. US-Forscher haben nun festgestellt, dass der Sturm einen riesigen Eisberg in 13.500 Kilometer Entfernung zerbrechen ließ. Die von ihm ausgelösten Wellen erreichten die Antarktis sechs Tage später.
Ihre Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen den zwei Ereignissen - dem Sturm in Alaska und dem Zerbrechen des Eisbergs - stellen nun Douglas MacAyeal von der University of Chicago und Emile Okal von der Northwestern University vor.
Der Artikel "Transoceanic wave propagation links iceberg calving margins of Antarctica with storms in tropics and Northern Hemisphere" ist erschien als Online-Publikation bei den "Geophysical Research Letters" (DOI: 10.1029/2006GL027235).
Im Jahr 2000 brach der Eisberg "B15" vom Ross-Schelfeis in der Antarktis ab. Er war ursprünglich 11.600 Quadratkilometer groß.
Zwei Jahre später zerfiel "B15" in einzelne Stücke: Dabei entstand u.a. das Bruchstück "B15A". Und genau dieser Eisberg fiel den Wellen des Alaska-Sturms zum Opfer.
Vor seinem Zerbrechen war "B15A" rund 95 Kilometer lang und 30 Kilometer breit. MacAyeal und seine Kollegen hatten ihn nach seiner Trennung von "B15" mit Seismographen und anderen Messinstrumenten versehen, um die von Eisbergen produzierte "Musik" und verwandte Phänomene zu studieren - ihre ursprüngliche Idee.
... zerbrach im Oktober 2005
Am 27. Oktober 2005 zerbrach dann allerdings ihr Versuchobjekt in ein halbes Dutzend Stücke, belegen Satellitenbilder der University of Wisconsin.
Die Seismographen registrierten bereits zwölf Stunden vor dem Zerbrechen Bewegungen im Eisberg "B15A". Die Bewegungsmuster lassen die Forscher auf eine so genannte Dünung schließen.
Dünung
Ozeanographen wissen bereits seit einigen Jahrzehnten, dass an der Wasseroberfläche durch Wind erzeugte Wellen (Seegang) weite Strecken über die Ozeane zurücklegen können. Ein Seegang, der nicht mehr unter dem Einfluss der Windes am Ursprungsort steht, wird dabei als Dünung bezeichnet.
Um ihre Vermutung zu untermauern, machten sich die Forscher auf die Suche nach einem "passenden" Sturm, der als Auslöser gelten könnte - und wurden fündig: Das Team gelang es, die Distanz vom Sturm auf Grundlage des seismographischen Datenmaterials zu berechnen, indem sie die Ankunftszeit der schnelleren, langen Wellen mit den langsameren, kurzen Wellen verglichen.
Das Ergebnis: Den auslösenden Sturm gab es in einer Entfernung von 13.500 Kilometern sechs Tage zuvor im Pazifischen Ozean. "Es war in der Wintersaison der erste wirklich große Sturm, der sich entwickelte und für ungefähr eineinhalb Tage im Golf von Alaska tobte", sagt MacAyeal in einer Aussendung der University of Chicago.
Wellen quer über Pazifik verfolgt
Die US-Forscher fanden noch mehr Belege für einen Zusammenhang: "Wir sahen, dass die Wellen in Alaska zunächst rund 10,7 Meter hoch waren - und zwei Tage später 4,6 Meter, als sie Hawaii auf dem Weg in den Süden passierten", so MacAyeal.
Drei Tage später habe ein Seismograph auf der Insel Pitcairn im südlichen Pazifik das Vorbeiziehen der "Sturmwellen" registriert. Es wäre zwar schwer vorstellbar, das kleinere Wellen einen Eisberg brechen könnten, doch bereits die Mannschaft von Kapitän James Cook der Endeavour habe bereits ihre Risiken kennen gelernt.
Die Endeavour strandete vor Australien in einer ruhigen Nacht im Jahr 1770. "Es gab dort genug Seegang, um das Boot aus dem Wasser zu heben und es schonungslos auf die Korallenriffe zu werfen." So sei auch "B15A" genau in einer Position gewesen, als die Wellen fatalen Schaden anrichten konnten, sagt MacAyeal.
Endeavour von James Cook - Wikipedia
Kein Einzelfall
"B15A" ist kein Einzelfall. Auch andere entfernte Stürme konnten über die Daten der Seismographen in der Antarktis ausgemacht werden.

Mit ihrer Studie wollen die Forscher u.a. darauf hinweisen, dass etwa durch einen Klimawandel ausgelöste und vermehrt auftretende Stürme nicht nur am Ort der Entstehung Schaden anrichten können, sondern auch in weit entfernten Gebieten.
So könne das globale Auftreten von Sturmereignissen auch einen Einfluss auf die antarktische Eisdecke haben, was bisher nicht berücksichtigt worden sei, warnen die Forscher.
[science.ORF.at, 3.10.06]




Die Filmserie "Klima:aktiv handeln" zeigt in der Praxis, wie wir unser Klima schützen können.

Informationen zu Klimaschutz sind auch auf folgenden Websites zu finden:

(fremde Seite:) http://www.ipcc.ch
(fremde Seite:) http://www.accc.gv.at
(fremde Seite:) http://www.treibhauseffekt.com
(fremde Seite:) http://www.proclim.ch
Internationale Klimapolitik
(fremde Seite:) http://www.unfccc.int
(fremde Seite:) http://www.unep.org
(fremde Seite:) http://www.climnet.org
Flexible Mechanismen
(fremde Seite:) http://www.accc.gv.at
(fremde Seite:) http://www.klimaschutzprojekte.at
(fremde Seite:) http://www.ieta.org
Klimapolitik in der Europäischen Union
(fremde Seite:) http://europa.eu.int/comm/environment/Climate Changet/home_en.html
Nationale Klimapolitik
(fremde Seite:) http://www.lebensministerium.at/umwelt
(fremde Seite:) http://www.umweltnet.at
(fremde Seite:) http://www.eu-emissionshandel.at
(fremde Seite:) http://www.klimaaktiv.at
http://www.accc.gv.at
(fremde Seite:) http://www.klimarettung.at
(fremde Seite:) http://www.klimabuendnis.at
(fremde Seite:) http://www.umweltbundesamt.at
(fremde Seite:) http://www.eva.ac.at
österreichische Klimastrategie
(fremde Seite:) http://www.accc.gv.at/strategie.htm
(fremde Seite:) http://www.umweltdachverband.at/
(fremde Seite:) http://www.Climate Changete-change.ch
(fremde Seite:) http://www.Climate Changete-change.ch/kontakte/kontakte_klima.html

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW)
1012 Wien, Stubenring 1, Tel.: (+ 43 1) 711 00-0
Bürger- und Umweltservice,
Ombudsmanntelefon: 0810 200 900 (zum Ortstarif aus ganz Österreich),
Umweltservice, Umwelttelefon: 0800 240 260 (kostenlos)
Internet: (fremde Seite:) http://www.lebensministerium.at/



 


ESA:

2006 Rekord-Ozonverlust über dem Südpol

Über dem Südpol geht in diesem Jahr so viel schützendes Ozon verloren wie nie zuvor seit Beginn der Messungen. Das teilte die Europäische Weltraumorganisation (ESA) in Frascati bei Rom mit.
Die ESA misst sowohl die Größe des Ozonlochs als auch seine Tiefe in der Ozonschicht. Aus der Kombination beider Werte ergibt sich für dieses Jahr ein Verlust um 40 Millionen Tonnen Ozon. Das sind eine Million Tonnen mehr als im bisherigen Rekordjahr 2000.
Fläche entspricht USA plus Russland
Das Ozonloch ist der ESA zufolge derzeit mit 28 Millionen Quadratkilometern etwa so groß wie die USA und Russland zusammen und hat damit fast die Ausmaße des Rekordlochs vor sechs Jahren erreicht, teilte die ESA mit. Die Tiefe des Lochs in der Ozonschicht erreiche Werte aus dem Jahr 1998.
"Eine solch signifikanter Ozonverlust setzt sehr tiefe Temperaturen in der Stratosphäre kombiniert mit Sonnenlicht voraus", sagte der ESA-Experte Claus Zehner: "Der extreme Ozonverlust in diesem Jahr lässt sich mit den Temperaturen über der Antarktis erklären, die so niedrig sind wie seit 1979 nicht mehr."

Langsame Erholung möglich
Die Ozonschicht filtert einen Großteil der ultravioletten Strahlung aus, die beim Menschen unter anderem Hautkrebs verursachen kann. Die Ausdünnung der Schicht führen Experten unter anderem auf den Einsatz von Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) zurück. Auf Grund des Montreal-Protokolls zum Schutz der Ozonschicht von 1987 hat die weltweite FCKW-Produktion stark abgenommen.
US-Amerikanische Klimaforscher hatten kürzlich festgestellt, dass sich die Ozonschicht über dem Südpol erholt, aber nur langsam und vor allem in niedrigeren Lagen der Atmosphäre. Sie gehen davon aus, dass das Ozonloch über der Antarktis nicht vor 2065 verschwinden wird.
[science.ORF.at/dpa, 3.10.06]

Rekordluftverschmutzung über Spitzbergen

Forscher erwarten deutlich höhere Erwärmung

Bremerhaven/Spitzbergen (pte/11.05.2006/13:55) - Seit 1991 messen Wissenschaftler des (fremde Seite:) Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven regelmäßig die Aerosolmenge in der Atmosphäre über Spitzbergen. In der vergangenen Woche beobachteten die Forscher über der (fremde Seite:) deutsch-französischen AWIPEV-Forschungsbasis in Ny-Ålesund die höchste Luftverschmutzung seit Beginn der Messungen. Die Messgeräte zeigten eine gegenüber normalen Bedingungen extrem erhöhte Aerosolbelastung, die sonst an belebten Straßen in Stadtgebieten erreicht wird. Ursache dafür dürfte eine besondere Großwetterlage Anfang Mai gewesen sein. Dadurch gelangten große Mengen der verschmutzten Luft aus Osteuropa in die sonst sehr saubere Arktis.

Die Messungen über Spitzbergen werden zur weiteren Erforschung der Klimawirkung von Aerosolen durchgeführt. Aerosole sind kleine Staub- und Flüssigkeitspartikel in der Atmosphäre. Sie haben zwei Wirkungen: Einerseits absorbieren oder reflektieren sie das Sonnenlicht, andererseits dienen sie als Kondensationskeime für die Wolkenbildung. Beide Eigenschaften machen sie zu wichtigen Einflussfaktoren für die Klimaentwicklung.

In den vergangenen Jahren wurde jeweils im Frühjahr eine erhöhte Aerosolkonzentration über der Arktis registriert. So stark wie in diesem Jahr ausgeprägt war dieses als "Arctic Haze" bezeichnete Phänomen jedoch noch nie. Die sonst klare Luft über Spitzbergen war deutlich orange-braun gefärbt. Sowohl die (fremde Seite:) deutsche Forschungsgruppe als auch schwedische Kollegen des Instituts für angewandte Umweltwissenschaften (ITM) maßen in Ny-Ålesund bis zu fünfzig Mikrogramm Aerosol pro Kubikmeter Luft. Parallel nahm das Norwegische Institut für Luftverschmutzung (fremde Seite:) (NILU) extrem hohe Konzentrationen von Ozon in Bodennähe wahr. Mit über 160 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter wurde der höchste Wert seit Einrichtung der Forschungsbasis im Jahre 1989 festgestellt.

"Die aktuelle Luftverschmutzung liegt um das Zweieinhalbfache über den Werten vom Frühjahr 2000. Als Folge erwarten wir eine deutlich höhere Erwärmung", erläutert Andreas Herber vom Alfred-Wegener-Institut. "Ob wir hier den Beginn eines Trends sehen, können wir jedoch erst durch die Fortsetzung der begonnenen Messungen erkennen." Die Wissenschaftler untersuchen nun genauer den Ursprung und die chemische Zusammensetzung der Aerosole. (Ende)

Meteorologe:

Hurrikan-Rekord durch Klimawandel

[science.ORF.at/APA/Reuters, 25.4.06] Ein führender Meteorologe der US-Regierung hat die Rekordzahl von Hurrikans im vergangenen Jahr als "direktes Ergebnis" des Klimawandels bezeichnet. Damit stellt er sich gegen die bisherige Regierungslinie.
Treibhausgase seien zunehmend für die höhere Meerestemperatur verantwortlich, sagte am Montag Greg Holland, Abteilungsleiter des Nationalen Zentrums für Atmosphären-Forschung. Die Stürme würden wegen des wärmeren Wassers an Stärke gewinnen, und es steige die Wahrscheinlichkeit, dass sie die USA erreichten.
Katrina: Stärkster Sturm seit 77 Jahren
Holland äußerte sich auf einem Kongress im kalifornischen Monterey. Dort werden andere Forscher die These vertreten, dass die veränderten Wind- und Temperaturbedingungen in den Tropen auf natürliche Ereignisse zurückzuführen seien. Sie schließen einen Zusammenhang mit Kohlenstoff-Emissionen etwa von Industrieanlagen aus.
Noch nie suchten so viele Hurrikane die Vereinigten Staaten heim wie im vergangenen Jahr. Der Sturm "Katrina" im August kostete die meisten Menschenleben seit 77 Jahren. Zudem verursachte er Sachschäden in Höhe von schätzungsweise 75 Milliarden Dollar (60,7 Mrd. Euro) - mehr als jeder andere Hurrikan zuvor.

Untersuchung über Auswirkungen der Klimaveränderung in den Alpen auf den Alpinismus

Salzburger Landeskorrespondenz, 12.04.2006 (LK) - Viele wissenschaftliche Studien belegen eine markante Temperaturzunahme in den Alpen, besonders seit den beginnenden 1980er Jahren. Deutliche Auswirkungen der Klimaänderung, wie zum Beispiel der drastische Gletscherrückzug oder der Rückgang des Permafrostes sind bereits sichtbar. Klimamodellrechnungen sagen für die Zukunft ein weiteres Ansteigen der Temperaturen voraus. Im Projekt "Auswirkungen der Klima- und Gletscheränderungen auf den Alpinismus" der Technischen Universität Wien, des Umweltdachverbandes und der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) wurden gemeinsam mit den wichtigsten alpinen Verbänden (OeAV, DAV, NFÖ, ÖTK) sowie mit Unterstützung des Nationalparks Hohe Tauern und des Lebensministeriums mögliche Auswirkungen der Klimaänderung in den Alpen zusammenfassend dargestellt und die Auswirkungen für den Alpinismus untersucht. Neben einer wissenschaftlichen Recherche und ergänzenden Untersuchungen wurde mit einer anonymen Umfrage im Nationalpark Hohe Tauern erhoben, ob und in welchen Formen sich die Klimaänderung (insbesondere Erwärmung) im alpintouristischen Umfeld bereits bemerkbar macht.

Eine weiter fortschreitende Temperaturzunahme hätte in den Alpen eine markante Veränderung des alpinen Landschaftsbildes und seiner Ökosysteme zur Folge. Aber auch alpine Infrastruktureinrichtungen haben stark mit der Klimaänderung zu kämpfen. So wird bereits vielerorts von instabilen Bauten und Weganlagen sowie einem erhöhten Risiko (etwa durch Steinschlag) auf alpinen Routen berichtet.

Erste Ergebnisse aus dem Projekt zeigen, dass klimatisch bedingte Änderungen bereits massiv beobachtet und wahrgenommen werden: Permafrostdegradierung setzt der Bausubstanz einzelner Hütten zu und führt gemeinsam mit dem Gletscherrückgang zur Beeinträchtigung beliebter Routen. Notwendige Gegenmaßnahmen verursachen enorme finanzielle Belastungen. Die hohe Beteiligung an der Umfrage belegt eindeutig das große Interesse an dieser Thematik. (Nähere Informationen zum Projekt: Mag. Georg Raffeiner, (fremde Seite:) Umweltdachverband, Telefon: 01/40113-23, (fremde Seite:) E-Mail, www.umweltdachverband.at). k73-110

 


2005



Jahresrückblick 2005: Ein Jahr der Katastrophen

Ungelöste Probleme des Blauen Planeten werden evident

Wien (pte/31.12.2005/07:45) - Der Jahresbeginn 2005 war von einer der schwersten Naturkatastrophen - dem Tsunami im Indischen Ozean vom 26.12.2004 - geprägt. Mehr als 230.000 Menschenleben (nach anderen Angaben sogar 300.000) hat dieses Naturereignis gefordert. Klar geworden ist dabei, dass der Mensch den Gewalten der Natur selbst mit Hochtechnologie nicht entgegen wirken kann. Ein wesentlicher Kritikpunkt der Experten war, dass die nicht nachhaltige Siedlungspolitik wesentlich zur hohen Opferbilanz beigetragen hat. In zahlreichen Berichterstattungen während des Jahres ist auch deutlich geworden, dass schwere ökologische Schäden wie zerstörte Korallenriffe und abgeholzte Mangroven, die Wucht der zerstörerischen Wellen nicht aufhalten konnten. Der Wunsch nach einer nachhaltigen Nutzung der Erde ist damit erneut Top-Agenda geworden. Zahlreiche internationale Organisationen haben sich dafür stark gemacht, die natürliche Vegetation zu schützen und Tourismus in der Region nachhaltiger zu machen.

2005 war zudem das zweitwärmste Jahr seit dem Beginn der Temperaturmessungen 1861. Auch die CO2-Werte erreichten seit 650.000 Jahren Höchstwerte. Obwohl Zusammenhänge mit der schlimmsten Hurrikan-Saison in den Südstaaten der USA und der Karibik derzeit nicht eindeutig nachweisbar sind, bleibt evident, dass die Oberflächentemperatur im Atlantik noch nie so hoch war wie in diesem Jahr. Besonders hart getroffen wurde die Südstaaten-Metropole New Orleans, die nach dem Hurrikan Kathrina in nie da gewesenen Wasser- und Schlammmassen zu ersticken drohte. Im Gegensatz dazu herrschte in der Region Amazonien die schlimmste Dürre seit 40 Jahren. Auch in West-Afrika, vor allem in der Republik Niger, haben Heuschrecken und Dürre zu einer der schlimmsten Hungersnöte der vergangenen Jahrzehnte geführt. Damit ist deutlich geworden, wie schlimm die globale Erwärmung auf die Menschen und die Umwelt wirkt - die Auswirkungen werden auch Europa treffen. Trotz der Null-Runde bei den diversen Klimakonferenzen, scheint kein ernst zunehmender Politiker mehr an der Tatsache der globalen Erwärmung zu zweifeln.

Ungelöst bleiben auch weiterhin Fragen der Energieprogramme der Zukunft. Zwar hat die Weltwirtschaft unter dem stetig steigenden Preis des Rohöls gelitten, doch fehlen praktikable und kostengünstige Alternativen weitgehend. Erneuerbare Energien spielen nur in der industrialisierten Welt eine wesentliche Rolle. Die armen Länder sind immer noch von fossilen Brennstoffen abhängig und geben auch einen Großteil des Kapitals für den Kauf dieser aus. Die Schere zwischen reich und arm klafft immer weiter auseinander. Zu den gewaltigen wirtschaftlichen Problemen kommen auch noch die Umweltzerstörung und damit die Zerstörung der Lebensgrundlage erschwerend hinzu. Globalisierungskritiker argumentieren, dass zu wenig für die nachhaltige Entwicklung gemacht werde. Bis zu 50 Mio. Umweltflüchtlinge werden in den kommenden fünf Jahren von der UN-Flüchtlingshilfeorganisation erwartet. Krankheiten wie HIV, Tuberkulose und Malaria raffen gerade in diesen Ländern Mio. Menschenleben dahin. Genetisch veränderte Nahrungsmittelpflanzen, die resistenter sind, waren bisher nicht in der Lage den Hunger ein Ende zu bereiten. Experten befürchten sogar, dass diese die Abhängigkeit von internationalen Saatgutkonzernen nur noch vergrößern könnten. Ökologen warnen davor, dass sich genetisch veränderte Pflanzen mit wildlebenden Arten kreuzen könnten.

In der Medizin und Wissenschaft gab es in diesem Jahr einige Erkenntnisse, die dem Geheimnis des Lebens näher gekommen sind. So etwa die Gen-Sequenzierung von zahlreichen neuen Arten wie den Schimmelpilzen. Auch im Bereich Hightech-Medizin scheinen die Forscher den Geiseln der industrialisierten Welt - Krebs und Zivilisationskrankheiten - zunehmend auf die Spur zu kommen. Die große Angst herrscht unter den Experten vor einer Wiederholung einer Epidemie, ähnlich der spanischen Grippe von 1918/19, die damals insgesamt 27 Mio. Todesopfer (nach anderen Quellen sogar 50 Mio.) forderte. Die Angst vor dem Vogelgrippe-Virus war nach Ansicht von zahlreichen Experten medial übertrieben. Dennoch fürchten sich Virologen davor, dass ein bisher unbekannter Erreger durch Mutation auch für Menschen gefährlich werden kann. Zu den immer noch ungelösten Problemen in den Ländern Afrikas gehören die hohen Sterblichkeitsziffern der Kinder. Experten meinen, dass diese allein durch eine bessere Aufbereitung von Trinkwasser deutlich reduziert werden könnte. (Ende)


Höchste CO2-Konzentration seit 650.000 Jahren

Antarktisbohrungen beweisen: Menschliche Aktivitäten erwärmen Erde

esf.org
Bremerhaven/Bern (pte/25.11.2005/11:05) - Ein europäisches Forscherteam hat anhand von Auswertungen antarktischer Bohrkerne festgestellt, dass die Treibhausgas Konzentrationen in den vergangenen 650.000 Jahren noch nie so hoch waren wie heute. Die warmen Klimaperioden im Zeitraum vor 650.000 bis 420.000 Jahren wiesen sogar geringere Kohlendioxid und Methan Konzentrationen auf, als in den darauf folgenden Warmzeiten, berichten die Forscher in zwei Studien im Wissenschaftsmagazin Science (fremde Seite:) http://www.sciencemag.org .
Die Wissenschaftler um Hubertus Fischer vom Alfred Wegener Institut für Polar- und Meeresforschung (fremde Seite:) http://awi-bremerhaven.de und Thomas Stocker vom Physikalischen Institut der Universität Bern (fremde Seite:) http://www.Climate Changete.unibe.ch haben damit bewiesen, dass geringere Treibhausgaskonzentrationen in den vergangenen 650.000 Jahren auch mit kühleren Bedingungen verknüpft waren. "Die Kopplung zwischen Temperatur und Kohlendioxid beziehungsweise Methan Konzentrationen in der Vergangenheit ist zeitlich erstaunlich konstant. Erst durch den Einfluss des Menschen in den letzten Jahrhunderten wurden atmosphärische Treibhausgase über ihre natürlichen Grenzen hinaus erhöht", so Fischer. Die neuen Messungen zeigen auch, dass die Konzentrationen der Treibhausgase in Warmzeiten über viele Tausend Jahre nahezu konstant waren. Damit könne eine kontrovers diskutierte Hypothese endgültig verworfen werden, nämlich, dass die natürlichen Treibhausgaskonzentrationen bereits wenige hundert Jahre nach Beginn einer Warmzeit wieder abnehmen sollten und somit den Auftakt zur nächsten Eiszeit bilden.
Die Forscher haben Eiskerne, die auf der antarktischen Sommerstation Dome C im Vorjahr gebohrt wurden, genauer untersucht. Dabei wurde eine Tiefe von 3.270 Metern erreicht. Rund zehn Prozent der Eiskerne sind Luftblasen, in den Informationen über die Atmosphäre aus der Vergangenheit eingeschlossen sind. "Das ist das älteste bis dato untersuchte Eis", bestätigt Stocker im pressetext-Interview. "Die Analyse streicht die Tatsache heraus, dass die heutige Konzentration von atmosphärischem CO2 mit 0,38 Volumenpromille bereits 27 Prozent höher liegt als der höchste aufgezeichnete Stand während der vergangenen 650.000 Jahre", schlussfolgert der Forscher. "Die Ergebnisse erweitern alle bisherigen bekannten Daten zu den Konzentrationen von CO2, Methan und Lachgas in der Atmosphäre", erklärt Stocker.
"Im Forschungspapier berichten wir nicht davon, dass der Anstieg der Treibhausgase auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen ist", so Stocker. Den Schluss könne man aber bei der Betrachtung der Werte selbst ziehen: Der Anstieg von CO2 in den vergangenen 50 Jahren war 200 Mal schneller als während der gesamten 650.000 Jahre. Seit der Periode vor 390.000 bis 650.000 Jahre lagen die CO2-Werte niemals über 290 ppm. Heute liegen sie bei 375 ppm. Das gleiche gelte auch für das Treibhausgas Methan: Die Werte liegen heute um mehr als 130 Prozent höher als in den vergangenen 650.000 Jahren. "Das ist ein alter Schluss, aber er hat sich aufs neue bestätigt", meint der Forscher abschließend.
Der Eiskern wurde im Rahmen des European Project for Ice Coring in Antarctica (EPICA) auf dem antarktischen Plateau gebohrt. Die Glaziologen schätzen, dass in den noch nicht analysierten Eiskernen die ungestörte Klimageschichte bis zu einem Alter von ungefähr 900.000 Jahren gespeichert ist. Neben der Bohrung an Dome C wird auch bei der Kohnen-Station im Dronning Maud Land gebohrt. Mittlerweile konnte eine Tiefe von 2.565 Metern erreicht werden. Das Projekt EPICA wird von einem Konsortium aus zehn europäischen Ländern - Belgien, Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Niederlande, Norwegen, Schweden, Schweiz - durchgeführt.
(fremde Seite:) Weitere Informationen zu EPICA

Tropische Kreidezeit steht Modell für Erderwärmung

Muscheln geben Auskunft über Anatomie des Klimas einer Treibhausphase

Uni-Bochum - Bochum/Marseille (pte/27.10.2005/11:28) - Der Frage wie das Erdklima bei der steigenden Erwärmung in Zukunft aussieht, sind Forscher der (fremde Seite:) Universität Bochum nachgegangen. Sie haben gemeinsam mit Wissenschaftlern aus Marseille und Amsterdam das Klima der Kreidezeit untersucht. Vor 120 bis 65 Mio. Jahren herrschten am Mittelmeer tropische Temperaturen, die Polarregionen waren von Wäldern bedeckt und am Nordpol herrschte ein Jahresmittel von 20 Grad. Über die Forschungsergebnisse berichten die Wissenschaftler in der jüngsten Ausgabe des Magazins Nature .

Die Wissenschaftler haben anhand der geochemischen Zusammensetzung der Schalen großwüchsiger, schnell wachsender Muscheln erstmals die Veränderung der jahreszeitlichen Temperaturschwankungen des Meerwassers in dieser Zeit rekonstruieren können. Die Muscheln bauten je nach Wassertemperatur unterschiedliche Mengen verschiedener Sauerstoffisotope in ihre Schale ein. Da sie etwa vier Zentimeter pro Jahr wuchsen, lässt sich gut auf jahreszeitliche Temperaturänderungen rückschließen. Das Team um Thomas Steuber vom Institut für Geologie, Mineralogie und Geophysik an der Uni in Bochum hofft mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen Rückschlüsse auf die heutige Situation zu geben. "Dabei sind die in jüngster Vergangenheit beobachteten globalen Temperaturveränderungen ziemlich unbedeutend, wenn man die Kreidezeit berücksichtigt", so Steuber im pressetext-Interview, denn vor 100 Mio. Jahren waren die Polarregionen von Wäldern bedeckt und in den polaren Flüssen tummelten sich Krokodile. Das Meerwasser der tropischen Breiten war bis zu 36 Grad warm. Zwischen den damals weiter auseinander liegenden Kontinenten Afrika und Europa erstreckte sich ein tropisches Meer mit Riffen.

"Die CO2-Gehalte lagen in der Kreidezeit deutlich höher als heute. Nach Abschätzungen etwa drei bis vier Mal höher als heute", so Steuber, der betont, dass die Periode immerhin 60 Mio. Jahre lang dauerte. Gründe für die hohen Kohlendioxid-Werte waren tektonische Aktivitäten. Die neuen Daten über saisonale Temperaturschwankungen im Meerwasser liefern Informationen über den globalen Wärmetransport zwischen Tropen und höheren Breiten - einem wichtigen Faktor in globalen Klimamodellen. "Die Ergebnisse belegen, dass die Maxima der Meerwassertemperaturen im tropischen Meerwasser der Kreidezeit nur geringfügig höher waren als heute", erklärt Steuber. Die jahreszeitlichen Temperaturkontraste während der warmen Episode der Kreide waren aber deutlich niedriger als heute, weil die saisonalen Temperaturminima viel höher lagen. "Das steht mit hohen Temperaturen in polaren Breiten in Einklang", erklärt der Experte, der betont, dass es in der Kreidezeit auch kühlere Zeitabschnitte, deren jahreszeitliche Temperaturspannen ziemlich genau mit den heutigen übereinstimmen, existent waren. "Damals gab es auch Eis in den polaren Regionen."

"Wie das Klima auf einer Erde ohne vereiste Pole und mit stark erhöhten CO2-Konzentrationen der Atmosphäre letztendlich funktioniert, wird allerdings noch sehr kontrovers diskutiert", so Steuber. Demnach gebe es Widersprüche darüber, ob CO2 nicht nur das Klima widerspiegelt. Unbestritten bleibt für den Wissenschaftler aber die Tatsache, dass menschliche Aktivitäten und damit steigende Emissionen zur Erwärmung beitragen. "Es gibt allerdings noch zahlreiche andere Rätsel im Klima der Kreidezeit", meint Steuber abschließend. (Ende)

Amazonas Regenwald verschwindet noch schneller

Selektives Schlagen zerstört Fähigkeit der CO2-Aufnahme
(fremde Seite:) Asner - Stanford/New York (pte/21.10.2005/11:26) - Die Lage im Amazonas ist nicht nur angesichts der extremen Trockenheit ((fremde Seite:) pte berichtete ) dramatisch: Jüngsten Studien zufolge verschwindet der Wald doppelt so schnell wie bisher angenommen. Als weiteres Bedrohung kommt, so Wissenschaftler des (fremde Seite:) Carnegie Institute of Washington in Stanford/Kalifornien hinzu, dass selektives Schlagen dazu beiträgt die Kohlendioxidmenge, die der Wald aufnehmen kann, drastisch zu verringern. Das berichtet das (fremde Seite:) Wissenschaftsmagazin Science in der jüngsten Ausgabe. Die Schäden durch Abholzen werden um mindestens 60 Prozent unterschätzt. Die brasilianische Regierung hat die Studie willkommen geheißen, aber zugleich eingeräumt, dass die Zahlen weit überzogen sind.

Durch selektives Schlagen gingen bis zu 50 Mio. Kubikmeter Holz in den Jahren von 1999 bis 2002 pro Jahr verloren. Insgesamt ist eine Fläche von 19.800 Quadratkilometer allein im Jahr 1999 durch selektives Schlagen verloren gegangen. Hinzu kamen weitere 16.100 Quadratkilometer durch Kahlschlag, wie der Wissenschaftler Gregory Asner berichtete. Betroffen vom selektiven Holzschlag sind auch Regionen, die eigentlich als Naturschutzgebiete ausgewiesen sind. Als besonders dramatisch kommt hinzu, dass diese Art des Holzschlags nur sehr schwer auszumachen ist, betonen die Wissenschaftler.

Das Forscherteam hatte Satellitenaufnahmen und -daten miteinander verglichen und dabei festgestellt, dass es vielerorts zu einer Ausdünnung der Vegetation gekommen war. Zusätzlich dazu hinterlassen Holzarbeiter eine Schneise zerstörter Pflanzen, wenn die Baumstämme abtransportiert werden. Obwohl diese Methode des selektiven Schlagens weit weniger gefährlich für den Regenwald ist, als Kahlschlag, ist dennoch der Schaden beachtlich: Meist sind es gerade dichte Regenwälder, die große Mengen von CO2 aufnehmen, in denen solche Methoden angewendet werden. Dies führt dazu, dass die Wälder danach weit weniger CO2 aufnehmen können als vorher.

Eine andere Studie, die ebenfalls im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlicht wurde, untersuchte die Folgen des Einschlages für die CO2-Aufnahme. Das Team um Daniel Bunker von der (fremde Seite:) Columbia University in New York hat festgestellt, dass es durch den Einschlag zu weniger Niederschlägen im Regenwald komme. Das verhindere das Wachstum der Pflanzen, die viel Feuchtigkeit brauchen und bevorzuge Spezies, die auch unter trockenen Bedingungen gedeihen können. Diese Pflanzen können Kohlenstoff effektiver in ihrem Gewebe aufnehmen. Allerdings gebe es auch einige weniger positive Effekte. Dazu gehöre etwa die Fähigkeit vor Überschwemmungen zu schützen, die Wasserqualität zu halten und anderen Risiken im komplexen Lebensraum standzuhalten. "Die beste Strategie wäre, so viele Arten wie möglich zu schützen", erklärt der Forscher. "Wenn zahlreiche verschiedene Lebewesen in einem Ökosystem vorhanden sind, gibt es auch mehrere Möglichkeiten auf Veränderungen der Umwelt zu reagieren. Und das wird in Zukunft wesentlich sein", erklärt der Forscher. Die Tatsache, dass Holzfäller einige Baumarten gezielt entfernen, sei keine positive Lösung. (Ende)

Amazonas-Dürre wird immer schlimmer

Brasilien ruft Notstand für Region aus

greenpeace.org.br
Manaus (pte/17.10.2005/11:31) - Die Dürreperiode im Amazonas hat nun das brasilianische Militär auf den Plan gerufen: Zehntausende Menschen werden nun von den Streitkräften mit Medikamenten, Nahrungsmittel und auch mit Trinkwasser versorgt, da die Wasserwege ausgetrocknet sind. Nach Augenzeugenberichten sind zahlreiche Flüsse und Seen komplett ausgetrocknet und haben Kilometer von Sand und Schlamm zurückgelassen, wie das brasilianische Geological Service (fremde Seite:) http://www.cprm.gov.br berichtet.
Umweltgruppen wie Greenpeace (fremde Seite:) http://www.greenpeace.org.br sehen allerdings in erster Linie den Kahlschlag als Ursache für das Ausbleiben der Regenfälle. Wissenschaftler haben erklärt, dass das Abbrennen von Wäldern die Temperaturen im Amazonas steigen ließ. Dies verhindere die Bildung von Wolken. Das Ergebnis sei eine der schlimmsten Trockenperioden im brasilianischen Regenwald. Die brasilianischen Meteorologen sehen in erster Linie die ungewöhnlich hohen Temperaturen im Atlantischen Ozean als Ursache für das Ausbleiben des Regens. Diese sind auch für die verheerenden Wirbelstürme in der Region Mittelamerika-Karibik und den Südstaaten der USA verantwortlich.
Betroffen von der Dürre sind alle 61 Städte im Staat Amazonas und in weiterer Folge werden es auch alle Städte sein, die Trinkwasser aus dem Flusssystem beziehen. Die Luftstreitkräfte haben Chemikalien zur Wasseraufbereitung geliefert, da tote Fische das Wasser verunreinigt haben. Nach Augenzeugenberichten verrotten Millionen von Fischen in der Hitze. Größere Schiffe sind im größten Flusssystem der Erde gestrandet. Die Trockenperiode ist die schlimmste in Brasilien seit 60 Jahren. (Ende)


Amazonas: Schlimmste Trockenheit seit 40 Jahren

Warmer Atlantik sorgt für Hurrikans und Regenwald-Trockenheit

Pekny/Schickhofer "Planet der Wälder"
Boston (pte/12.10.2005/11:30) - Es mutet fast grotestk an: Während in Nord- und Mittelamerika ein Hurrikan nach dem anderen tobt, erlebt Amazonien die schlimmste Dürre seit 40 Jahren. In Brasilien wurde bereits in einigen Städten der Notstand ausgerufen. Wissenschaftler glauben, dass die steigenden Temperaturen im Nord-Atlantik dafür verantwortlich sind, berichtet das (fremde Seite:) Wissenschaftsmagazin Nature .
In der Amazonas-Forschungsstation Santarem, wo die Flüsse Amazonas und Tapajos aufeinander treffen werden Wasserpegel gemessen, die 15 Meter unter dem Durchschnitt liegen, berichtet Paul Lefebvre vom Woods Hole Research Center in Massachusetts, der die Forschungsstation leitet. Trockenheit in Südamerika wird häufig mit dem El Nino in Verbindung gebracht, der von der Oberflächenwassertemperatur des Pazifiks abhängt. Allerdings ist in diesem Jahr keine solche Erwärmung gemessen worden. Auffällig ist allerdings in diesem Jahr die ungewöhnlich hohe Erwärmung des Atlantik, die bereits im Juli Forscher dazu veranlasst hat, eine heftige Hurrikan-Saison vorherzusagen (pte berichtete: (fremde Seite:) http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=050712013 ).
"Das El-Nino-Phänomen beeinflusst in erster Linie die Westküste Südamerikas. Die natürliche Barriere der Anden verhindert allerdings große Einflüsse auf Amazonien", erklärt der Klimaforscher Herbert Formayer von der Universität für Bodenkultur in Wien (fremde Seite:) http://www.boku.ac.at im pressetext-Interview. Es sei aber durchaus vorstellbar, dass das wärmere Atlantikwasser auf den Amazonas derartige Auswirkungen habe. Lefebvres Studien haben deutlich gemacht, dass verminderte Niederschläge in Amazonien auch das Pflanzenwachstum verlangsamen. "Das Szenario, das das britische Headley Centre for Climate Prediction and Research gezeichnet hat, ist davon ausgegangen: Ein riesiger Rückkopplungseffekt führt zum Absterben des gesamten Regenwaldes und zur Freisetzung riesiger CO2-Mengen", erklärt Formayer, der jedoch darauf hinweist, dass die meisten Klimamodelle Probleme zeigen, wenn es darum geht den Niederschlag in Amazonas zu modellieren. "Das Klimamodell, dass das Hamburger Max-Planck-Institut erst kürzlich vorgestellt hat, kommt aber zum Schluss, dass der Amazonas als Kohlenstoffsenke erhalten bleibt", erklärt der Experte.
Problematisch sei jedoch die Tatsache, dass nach dem Brandroden, also im Falle dessen, dass der Wald weg ist, auch der Wasserkreislauf massiv verändert wird, da weniger Wasser verdunstet, führt Formayer aus. Nach Untersuchungen von Lefebvre könnte längerfristig die CO2-Aufnahme des Waldes um bis zu 25 Prozent fallen. Dann wird der Amazonas zu einer CO2 Pumpe, die mehr Treibhausgas produziert als absorbiert. Brandrodung trägt zusätzlich dazu bei, wie der Forscher berichtet. Ein einmaliger Brand zieht weitere Brände nach sich. "Lokale Regierungen verbieten zwar die Brandrodung, die Armut der Bevölkerung lässt allerdings so manches Verbot hinfällig werden", erklärt der Wissenschaftler. (Ende)

Arktisches Eis schmilzt immer schneller

September-Werte liegen auf tiefstem Niveau

Boulder/Colorado (pte/29.09.2005/12:10) - Die Region der Arktis, die von Treibeis bedeckt ist, wird nach jüngsten Forschungsergebnissen des National Snow and Ice Data Center (NSIDC) http://nsidc.org in Boulder/Colorado immer kleiner. Die Werte für September 2005 haben einen neuen Tiefstand erreicht, berichtet das NSIDC. Demnach war in den vergangenen 100 Jahren noch nie so wenig Eis in der Region.
Das Klima in der Arktis unterliegt natürlichen jährlichen Schwankungen. Dennoch meinen die Forscher ist die globale Erwärmung, die von Menschenhand verursacht ist, teilweise dafür verantwortlich. Die Sorge der Wissenschaftler geht dahin, dass das Abschmilzen der Polkappen in den kommenden Jahren noch weitergehen wird. "Der September 2005 ist ein neuer Rekord: Das ist die kleinste Eisfläche seit 1978 die ersten Satellitenmessungen erfolgt sind. Außerdem ist es die Fortsetzung von vier aufeinander folgenden Jahren, in denen das Eis stetig abgenommen hat", so NSIDC-Forscher Mark Serreze. Im September ist die Eisfläche in der Arktis immer am geringsten. Am 19. September war die eisbedeckte Fläche 5,35 Mio. Quadratkilometer groß. Das sind um 20 Prozent weniger als im Durchschnitt 1978 bis 2000.
Wenn das Eis mit einer solchen Geschwindigkeit weiter abnimmt, wird es im Sommer 2060 kein Eis mehr am Nordpol geben. Die NSIDC-Forscher haben auch erklärt, dass die Fläche in diesem Jahr sogar geringer ist als während der Wärmeperioden in den 30- und 40-er Jahren. Für Serreze ist das ein Beweis für eine Klimaänderung, die aufgrund menschlicher Aktivität einsetzt. "Das ist immer noch eine kontroversielle Meinung, da es permanent Unsicherheiten gibt. Das Klimasystem hat viele natürliche Schwankungen und daher gibt es viele Unklarheiten, insbesondere in der Arktis", so der Experte. Der Beweis, dass durch menschliche Aktivitäten der Treibhauseffekt angeheizt wird, werde immer evidenter. Einer der größten Nachteile des Messsystems ist jedoch, dass damit nur die Ausdehnung des Eises, nicht aber das Volumen gemessen werden kann.
Für den Fall, dass das arktische Eis schmilzt, erwarten die Forscher allerdings weitere negative Folgen: "Wenn das Eis geschmolzen ist, wird das dunkle Wasser des nördlichen Eismeers die Erwärmung zusätzlich anheizen, da die dunkle Wasserfläche die Wärme besser absorbiert als etwa das helle Eis", erklärt Serreze. Die Ozeane würden sich daraufhin aufheizen. Das würde dann auch eine Eisbildung im Spätherbst und im Winter erschweren. (Ende)

CO2-Einlagerung: Zurück zur Mutter Erde

Umweltexperten: Schritt in falsche Richtung

Genf/Montreal (pte/27.09.2005/11:31) - Die Einlagerung von CO2 in großen Tiefen - zwischen 800 und 3.000 Metern, in aufgelassenen Bergwerken oder am Meeresgrund stellt nun auch für das Intergovernmental Panel of Climate Change IPCC (fremde Seite:) http://www.ipcc.ch ein geeignetes Mittel zu Verringerung der Treibhausgasproblematik dar. Zu diesem Schluss kommen Experten beim Treffen in Montreal. Bis 2050 können auf diese Weise zwischen 20 und 40 Prozent der globalen CO2-Emissionen am Aufstieg in die Atmosphäre gehindert werden.
Allerdings ist die Einlagerung des CO2 nicht so einfach wie sich das anhört, erklärt Herbert Formayer von der Universität für Bodenkultur (fremde Seite:) http://www.boku.ac.at im pressetext-Gespräch. Formayer räumt allerdings ein, dass dies eine Möglichkeit ist, rasch eine CO2-Reduktion umzusetzen. "Unklar bleibt allerdings wie teuer das ist, denn zuerst muss das CO2 ausgefiltert und komprimiert werden, ehe es in alte Bergwerke oder Erdgaslager eingepumpt wird", so der Experte, der auch für das "Schwarzbuch Klima" verantwortlich zeichnet. Die Problematik sei ähnlich wie die Lagerung von Atommüll. "Eine nachhaltige Methodik ist das allerdings nicht, obgleich der rasche CO2-Anstieg abgefangen wird", meint Formayer. Man halse sich damit nämlich neue Probleme auf. Den IPCC-Angaben zufolge können zwischen 220 und 2.200 Mrd. Tonnen CO2 bis 2100 gelagert werden.
"Das ist wieder eine End-of-the-Pipe-Lösung", kritisiert Karl Schellmann, Klimaexperte von GLOBAL2000 (fremde Seite:) http://www.global2000.at die Idee. "Die alten Strukturen werden Aufrecht erhalten, anstatt sie zu verändern. Von Nachhaltigkeit kann keine Rede sein", so Schellmann im pressetext-Gespräch. Der Umweltschützer kritisiert massiv, dass für die Umsetzung und technologische Lösung der CO2-Lagerung viel Geld ausgegeben werde, anstatt auf erneuerbare Energien - insbesondere die massive Förderung von Solartechnologie-Lösungen - zu setzen. Tatsächlich hat das IPCC die Kosten für diese zwischen 15 und 75 Dollar pro Tonne für die Ausfilterung und weitere ein bis acht Dollar je 250 Kilometer Transport berechnet. Die Kosten für die Verbringung werden je nach Methode zwischen 50 Dollar-Cents und 100 Dollar angegeben. "Es führt kein Weg daran vorbei, den tatsächlichen Kohlendioxid-Ausstoß zu verringern", so Schellmann anschließend. Ideal wären zwei Tonnen CO2 pro Person und Jahr, derzeit produziert jeder Österreicher zwischen acht und zehn Tonnen, jeder US-Amerikaner mehr als 20 Tonnen. (Ende)

 


Hochwasser als Folge der globalen Erwärmung

Massive Zunahme von Wetterextremen

Wien (pte/25.08.2005/14:24)
- Nach den verheerenden Überschwemmungen in Österreich und Süddeutschland werden Stimmen laut, die wieder einmal von den Folgen der Klimaveränderung sprechen. Bestätigt werden diese Untersuchungen von Berechnungen der Münchner Rückversicherung. In diesen Statistiken wird klar, dass die wetterbedingten Katastrophen global rasant zugenommen haben. Waren es zwischen 1950 und 1959 nur 13 Großereignisse, traten zwischen 1990 und 1999 insgesamt 74 solcher Katastrophen auf.
Wissenschaftler sind sehr vorsichtig mit der Prognose solcher Ableitungen auf die globale Klimaerwärmung. Internationale Klimamodelle sind sehr komplex, meint der Klimaforscher Herbert Formayer von der Wiener Universität für Bodenkultur (fremde Seite:) http://www.wau.boku.ac.at im Interview mit pressetext. Für die heftigen Niederschläge, die zum Hochwasser führten, ist eine spezielle Wetterlage, namens Genua-Tief oder 5b-Wetterlage, notwendig, erklärt der Experte, der gemeinsam mit der Klimatologin Helga Kromp-Kolb das "Schwarzbuch Klima" editiert hat. Eine solche 5b-Lage entsteht, wenn sich im Golf von Genua ein Tiefdruckgebiet bildet, das vom Westen Richtung Osten über das Mittelmeer zieht. Wenn das Wetter rundum wärmer ist, ist diese Front dementsprechend heftiger. "Solche Wetterlagen kommen laufend vor", meint Formayer. Problematisch sind sie allerdings im Sommer. Und dabei sieht der Experte sehr wohl eine auffällige Zunahme.
"Das Wasserangebot entscheidet schließlich darüber, ob diese Wetterlage ein Potenzial zu einer Katastrophe hat oder nicht", schlussfolgert der Experte. Dass die Temperatur eine wesentliche Rolle spielt, ist nicht von der Hand zu weisen, berichten auch Forscher wie Daniela Jacob vom Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie. Extrem heiße Sommer, sintflutartige Regenfälle und heftige Stürme hängen mittelbar mit der globalen Erwärmung zusammen. "Die Niederschlagsmenge bleibt im Mittel in Österreich gleich, hat zumindest das regionale EU-Klimaforschungsprojekt Prudence ergeben. Allerdings wird es zu einer Intensivierung der Niederschläge kommen", so Formayer. Das bedeute auch, dass sich Menschen in Europa auf häufigere Extremwetterlagen einstellen müssen.
Im aktuellen Fall war eine Verschärfung der Situation auch deshalb gegeben, weil die Schneegrenze im August auf über 3.000 Meter lag. Der negative Effekt ist dann in den Tälern umso heftiger. Nach den Berichten der Münchner Rückversicherung wird die Verletzlichkeit nach solchen Extremwetterereignissen immer höher. Das bedeutet, dass die Zahl der Schadensfälle steigt. "Wir müssen den Menschen begreiflich machen, nicht dort zu leben, wo sie sich dem Wasser entgegenstellen", meint Ewald Schnug vom Institut für Ökologischen Landbau der Bundesanstalt für Landwirtschaft (fremde Seite:) http://www.pb.fal.de in Braunschweig gegenüber pressetext. (Ende)

USA tritt lockerem Klimabündnis bei

Hauptverursacher gründen "Kyoto-light" ohne Vorgaben
Vientiane (pte/28.07.2005/10:23) - Zwei der Hauptverursacher von Treibhausgasen, die USA und China, treten ab sofort einem neuen Klimabündnis bei, das anders als das Kyoto-Protokoll weder bindend noch mit Sanktionen versehen ist, berichtet (fremde Seite:) BBC-Online. Auch Australien, das sich geweigert hat, das Kyoto-Protokoll zu unterzeichnen, hat mit großer Begeisterung den Vorschlag aufgenommen. Wesentlich sei, betonen die zuständigen Politiker, dass der Wirtschaft kein Schaden zugefügt werde. Der neue Pakt wurde beim Asian Summit in Laos aus der Traufe gehoben.

Die US-Initiative will wie schon zuvor angekündigt, in erster Linie auf neue Technologien setzen. Von Einsparungen und Reduktionen per se ist dabei kaum die Rede. Sanktionen für nicht Einhaltung von zuvor getroffenen Vereinbarungen fehlen. Jeder Staat macht, was er kann. Das neue Klimabündnis setzt auf Individualität. Japan, das das neue Bündnis begrüßt, hat in einer ersten Äußerung gemeint, dass dieses Vertragswerk bei weitem keine Alternative zum Kyoto-Protokoll darstellt.

Die Argumentation der beiden Kyoto-Gegner USA und Australien war auch, dass es eine Absenz der Entwicklungsländer beim Klimaregelwerk gebe. Kritiker haben den beiden Ländern vorgeworfen, dass die meisten dieser Länder - mit Ausnahme von Indien und China - aber nur marginale Verursacher von Treibhausgasen seien. Die weltgrößten Produzenten sind die USA, Australien, Indien, China, Südkorea und Japan. Sie sind für rund 50 Prozent aller Emissionen verantwortlich.

Der australische Umweltminister Ian Campbell hat erst gestern, Mittwoch, in Perth erklärt, dass das Kyoto-Protokoll ohnehin sinnlos sei. "Die Treibhausgase steigen um 40 Prozent und wir brauchen eine Reduktion um 50 Prozent. Daher müssen wir etwas finden, das besser funktioniert". (Ende)

Landwirtschaft als Ozon-Verursacher

Gedüngter Boden trägt mehr zur Luftverschmutzung bei als angenommen
www.bgr.de - Seattle (pte/25.07.2005/15:05) - Forscher der Washington State University haben anhand von Satellitenaufnahmen entdeckt, dass die Landwirtschaft sich stärker auf die Luftverschmutzung auswirkt als bisher angenommen. Neben der Luftverunreinigung bewirkt intensive Bewirtschaftung auch noch größere Emissionen von bodennahem Ozon, berichten die Forscher in der jüngsten Ausgabe des (fremde Seite:) Fachmagazins Faraday Discussions.

Das Forscherteam um Lyatt Jaegle von der University of Washington in Seattle hat im Jahr 2000 die Stickstoffoxid-Werte untersucht, die vom Global Ozone Monitoring Experiment (GOME) vom Satelliten der European Space Agency ERS-2 gemessen wurden. Dabei konnten die Wissenschaftler aufgrund der geografischen Position ziemlich genau feststellen, ob es sich um ein Industriegebiet oder eine landwirtschaftlich genutzte Fläche handelte. Der Boden emittiert 8,9 Mio. Tonnen Stickstoff in Form von Stickstoffoxiden. Das entspricht 22 Prozent aller Emissionen der Erde. Die Größeneinheit liegt damit etwa um zwei Drittel höher als bisher angenommen.

Wie nicht anders erwartet, sind die Emissionen aus der Verbrennung von Treibstoffen zu 64 Prozent an den gesamten Emissionen schuld. Hinzu kommen noch große Wald- oder Flächenbrände, die den Rest ausmachen. Forscher haben bereits im Vorfeld Schätzungen angestellt, die davon ausgehen, dass die menschlichen Aktivitäten zu einem extremen Anstieg von Stickstoffoxiden geführt haben. Dieser liegt zwischen drei und sechsmal über jenen Werten in vorindustrieller Zeit.

Stickstoffoxide werden in großer Zahl auch von Mikroben im Boden abgegeben. Sie leben von nicht organischen Stickstoffen wie Ammonium, das in künstlichen Düngemitteln enthalten ist. Die Bodenemissionen waren vor allem in Regionen hoch, in denen große Mengen an Dünger eingebracht wurden. Die Schlussfolgerung beweise aber noch gar nichts, meint Dwayne Heard, Experte für Atmosphärische Chemie von der Leeds University. Randall Martin von der Dalhousie University in Halifax meint, dass zumindest über den Zeitpunkt der Ausbringung untersucht werden könnte, ob es tatsächlich zu einer Verstärkung kommt. Es sei jedenfalls zu gefährlich, die landwirtschaftliche Produktivität durch weniger Dünger zu gefährden.

Die Forscher wollen sich noch nicht festlegen, sondern das Forschungsprojekt, das nun seit sieben Jahren Daten sammelt, weitere drei Jahre ausdehnen. Dann soll die Frage hinlänglich geklärt sein. (Ende)

US-Abgeordneter lässt Klimaforscher überprüfen

Wissenschaftler unter politischem Druck
IPCC - Washington/London (pte/20.07.2005/15:55) - Ein weiterer Fall vom Ende der Freiheit der Forschung erschüttert die US-amerikanische Wissenschaftswelt: Weil der republikanische Kongress-Abgeordnete Joe Barton die Studien von Klimaforschern anzweifelt, hat er das Privatleben inklusive der finanziellen Hintergründe der Experten durchleuchtet. Die Wissenschaftskollegen reagieren über dieses Vorgehen mit heftiger Kritik, berichtet BBC-Online.

Die drei Klimaexperten Michael Mann, Raymond Bradley und Malcolm Hughes haben Ende der 90-er Jahre eine Arbeit über die globale Erwärmung veröffentlicht, in dem sie grafisch die Erderwärmung der vergangenen 1.000 Jahre dargestellt haben. Demnach ist ein steil nach oben ragender Temperaturanstieg seit Anfang des Jahrhunderts zu verzeichnen, der am Diagramm einem "Hockeyschläger" ähnlich sieht. Seit damals ist die Arbeit von zahlreichen Wissenschaftsmagazinen als "Ikone der Erderwärmung" bezeichnet worden.

Der Kongressabgeordnete Barton hat das Forschungsergebnis, auf dem auch zahlreiche andere Studien aufbauen, in Zweifel gestellt. Ende Juni hat Barton die drei Autoren schriftlich verständigt. In seiner Rolle als Vorsitzender des Committee on Energy and Consumption forderte er die Forscher auf, ihre gesamte Karriere und die Erkenntnisse ihrer Forschung offen zu legen. Dabei wirft der Politiker den Wissenschaftlern "methodische Fehler" und "falsche Datenerhebung" vor. Anschließend schrieb der Politiker an den Direktor des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), der die Daten im Klimabericht verarbeitete. Auch der Direktor des US-National Science, dessen Organisation die Klimastudien finanziell unterstützt, erhielt ein Schreiben. Erschreckend an den Schreiben, so berichtet BBC, sei der aggressive und fordernde Ton des Politikers.

Die Forscher haben mit großer Verwunderung auf das Vorgehen des Politikers reagiert. Schützenhilfe erhalten die Wissenschaftler vom demokratischen Abgeordneten Henry Waxman, der Barton aufforderte, die Drohungen zurückzuziehen. Es gebe Menschen, die ein solches Vorgehen als Versuch einer Bedrohung sehen, wissenschaftliche Daten, die unerwünscht sind, zu unterdrücken. Die drei Experten erhalten Schützenhilfe von prominenter Seite: so stellte sich die American Association for the Advancement of Science, der eben erst ernannte Präsident der US National Academy of Sciences und die europäische Geophysikalische Union hinter die Forscher. Thomas Crowley, Klimaexperte an der Duke University, dessen Untersuchungen zu ähnlichen Ergebnissen führten, warnt vor Äußerungen von Politikern wie Barton. "In Zukunft könnten auch Paläontologen und Molekularbiologen über Daten und Ergebnisse der Evolution befragt werden". Bereits Anfang 2003 hatten mehr als 60 prominente US-Forscher ihrer Regierung vorgeworfen, Resultate aus politischen Gründen zu manipulieren. Darunter fanden sich auch Studien über die Klimaveränderung. (Ende)

Klimaänderung führt zu Hungersnöten

Niger, Sudan und Salomonen von Nahrungsmittelknappheit betroffen London/Sydney (pte/19.07.2005/15:42) - Verändertes Weltklima sorgt derzeit in Westafrika für eine Katastrophe: Im Sahelstaat Niger sind Angaben der Hilfsorganisationen "(fremde Seite:) Ärzte ohne Grenzen" und "World Vision" zufolge bis zu vier Mio. Menschen vom Hungertod bedroht. Auch im Sudan herrscht eine Hungersnot. Veränderte klimatische Bedingungen, insbesondere langanhaltende Trockenheit und die Heuschreckenplage im Vorjahr, (pte berichtete http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=041125003) haben verheerende Schäden an der Landwirtschaft verursacht, berichtet BBC-Online.

Im Niger sind es zuerst Kinder, die dem Hungertod zum Opfer fallen. Nach Angaben von "(fremde Seite:) World Vision" könnten bis zu zehn Prozent der Kinder in den betroffenen Regionen sterben. Lange Trockenperioden in Kombination mit dem Auftreten der Heuschreckenplage haben große Mengen der Ernte zerstört. Zudem sind zahlreiche Rinder durch die Hitze verendet. Spät einsetzender Regen bringt keine Erlösung, sondern neue Krankheiten wie Malaria. Bisher sind auch Hilfslieferungen nur spärlich in das Land gelangt. Experten hatten bereits vor Monaten vor der drohenden Hungersnot gewarnt.
Doch nicht nur in der Sahelzone leiden die Menschen unter Hunger: (fremde Seite:) ABC Radio Australia berichtet, dass die private Hilfsorganisation (fremde Seite:) Oxfam um dringende Lebensmittelspenden für die Reef Islands der Salomonen bittet. Der steigende Meeresspiegel hat viele der lebenswichtigen Plantagen zerstört. Vor allem die wichtigen Knollengewächse Yams und Brotfrucht sind bereits zum zweiten Mal in Folge knapp geworden. Den Bewohnern bleiben nur noch Fisch, Kokosnüsse und sehr eingeschränkte Mengen von Gemüse. Nach dem Oxfam-Bericht gibt es deutliche Anzeichen von Unterernährung bei Kindern und säugenden Müttern. (Ende)

Forscher bestätigen: Ozeane kontrollieren das Klima

Zusammenhang zwischen der CO2-Konzentration und polaren Meeren

Zürich/Potsdam (pte/14.05.2005/12:20) - Ein internationales Forscherteam hat nun festgestellt, dass sich für die Temperaturschwankungen der vergangenen 400.000 Jahre ein direkter Zusammenhang zwischen der Konzentration des atmosphärischen Kohlendioxids und der Schichtung der polaren und subpolaren Ozeane nachweisen lässt. Die Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) (fremde Seite:) http://www.ethz.ch und des Geoforschungszentrums Potsdam http://www.gfz-potsdam.de berichten darüber in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science (fremde Seite:) http://www.sciencemag.org .
Das Forscherteam unter Leitung von Samuel Jaccard von der ETH Zürich und seinem Kollegen Gerald Haug vom Geoforschungszentrum Potsdam nahm geochemische Messungen an Meeressedimenten des subarktischen Nordpazifiks vor. Dabei konnten die Wissenschaftler feststellen, dass sich die Algenproduktion der Region in ähnlicher Weise ändert wie die atmosphärische CO2-Konzentration während der vergangenen 400.000 Jahre. Die Daten über die CO2-Konzentration wurden aus Eisbohrkernen der Antarktis gewonnen. Die Wissenschaftler konnten beweisen, dass die verstärkte Stabilität der Schichtung durch eine "Süßwasserkappe" dazu führte, dass in den Kaltzeiten weniger Nährstoffe und CO2 an die Wasseroberfläche gelangten und vom Ozean in die Atmosphäre abgegeben wurden. Diese Feststellung ist ein Indiz dafür, dass die physikalische Schichtung der polaren und subpolaren Ozeane als "kommunizierende Röhre" zwischen Ozean und Atmosphäre funktioniert. Die Schichtung der Ozeane spielt damit eine zentrale Rolle in der globalen Klimaentwicklung, berichten die ETH-Forscher.
Der CO2-Gehalt fungiert demnach quasi als Regelmechanismus im globalen Klima. Ohne atmosphärische Treibhausgase würde die mittlere Temperatur des Planeten Erde bei minus 18 Grad Celsius liegen. Die vorindustriellen Treibhausgaskonzentrationen schwankten während der vergangenen 400.000 Jahre zwischen 280 ppm in den Warm- oder Zwischeneiszeiten und 180 ppm in den Kalt- oder Glazialzeiten. Die mittleren globalen Temperaturen lagen zwischen 15 und 12 Grad Celsius. Der heutige atmosphärische CO2-Gehalt beträgt 370 ppm und steigt rapide an. Die damit verbundene derzeitige globale Erwärmung liegt bei etwa 0,7 Grad Celsius seit 130 Jahren. Da der Ozean eine 50 mal höhere CO2-Konzentration als die Atmosphäre hat, kann eine schnell voran schreitende Erwärmung durch menschliche Einflüsse dazu führen, dass sich der Austausch Ozean-Atmosphäre beschleunigt und dies die Erwärmung der Erde vorantreibt.
Zuletzt war es vor etwa drei Mio. Jahren (im Pliozän) so warm wie heute. Zu dieser Zeit war die mittlere Temperatur des Planeten Erde um etwa zwei bis drei Grad höher als heute und die atmosphärische CO2 Konzentration betrug 400-500ppm. Damals war die ozeanische "Süsswasserkappe" im Nord-Pazifik nicht vorhanden und auch im Südpolarmeer war sie stark reduziert. Die Erde hatte kein Eis auf der Nordhemisphäre und der Meeresspiegel lag sechs Meter höher als heute. Das Szenario einer eisfreien Nordhemisphäre könnte bei weiterhin steigenden Treibhausgas-Emissionen bereits in diesem Jahrhundert Wirklichkeit werden, fürchten die Wissenschaftler. (Ende)

"Schwarzbuch Klimawandel" editiert
Österreichische Forscher als Experten für globale Erwärmung

(fremde Seite:) www.ecowin.at
Wien (pte/16.04.2005/12:15) - "Wie viel Zeit bleibt uns noch?" - die drängende Frage über das Horrorszenario globaler Erwärmung mag kein Wissenschaftler zu beantworten. Klar scheint aber auch den beiden Autoren des "Schwarzbuch Klimawandel", das nun im Ecowin-Verlag (fremde Seite:) http://www.ecowin.at erschienen ist, zu sein, dass der Erdbevölkerung die Zeit davon läuft. Es geht nicht mehr um Klimaschutz, sondern um Selbstschutz, wie der übereinstimmende Tenor lautet. Helga Kromp-Kolb und Herbert Formayer, beide Wissenschaftler an der Universität für Bodenkultur http://www.boku.ac.at , haben im Handbuch die Polemik verlassen und zeigen wissenschaftlich fundiert, wie der Klimawandel heute und in naher Zukunft alle Erdenbewohner gefährdet und wie dringlich der Handlungsbedarf ist.
Bereits 1896 hat der schwedische Wissenschaftler Svante Arrhenius erstmals aufgezeigt, dass zunehmende Treibhausgasemissionen zu signifikanter Erderwärmung führen. 1992 haben sich die Staaten bei der Klimakonferenz in Rio verpflichtet eine Stabilisierung dieser Gase in der Atmosphäre auf einem solchen Niveau zu erreichen, das gefährliche anthropogene Einmischung in das Klimasystem verhindert. "Grund zur Panik gibt es keinen, aber Gründe zu handeln", so Kromp-Kolb bei der Buchpräsentation in der Universität für Bodenkultur. Es sei schwierig bei Fragen des Klimaschutzes zu beurteilen, wem die Verantwortung dafür zu geben ist, so Formayer. Politik, Wirtschaft, Medien und jeder Einzelne machen sich am Leiden und Sterben schuldig, das durch den Klimawandel verursacht wird, wenn trotz besseren Wissens weiterhin nicht gehandelt wird, schreiben die beiden Autoren im Vorwort des Buches. "In Schwarzbüchern werden üble Praktiken und schwere Mängel aufgezeigt. Wer sind aber die Übeltäter beim menschenverursachten Klimawandel? Die Übeltäter sind wir alle, denn jeder leistet einen kleinen, im globalen Maßstab kaum messbaren Beitrag zum Klimawandel."
"Natürlich gibt es Menschen, die mehr Verantwortung tragen als andere. Dazu zählen Politiker, Bankvorstände, Konzernleiter. Aber diese sind nicht Thema des Buches. Die Kompetenz liegt im Wissenschaftsbereich", so die Autoren im Vorwort. Es gehe darum aufzuzeigen, dass jeder aufgerufen ist, das beizutragen, das ungewollte Experiment der Menschheit mit dem Klima zu einem sanfteren Ende zu führen als derzeit zu befürchten ist. Das schlägt sich auch bei der Abgabe von Wählerstimmen nieder, so Kromp-Kolb. "Ziel des Buches ist es, das derzeitige Wissen zum Klimawandel und die möglichen Folgen darzustellen, aber auch die Diskussion um den Klimawandel und den Klimaschutz zu beleuchten." Das Buch stellt keinen Anspruch auf Vollständigkeit aller Aspekte. Die Autoren hoffen jedoch, Anregungen zum Nachdenken und zur Diskussion zu geben. (Ende)

Mehr als die Hälfte der Flüsse fließen nicht mehr

Globale Zerstörung der fließenden Binnengewässer dramatisch
SPL: Umea/Boulder (pte/15.04.2005/12:10) - Von den großen Strömen der Erde sind mehr als die Hälfte in Dämme gezwungen und fließen nicht mehr. Ein Forscherteam der schwedischen Universität von Umea http://www.umu.se hat die großen Flüsse genau untersucht und ist zum Schluss gekommen, dass die Folgen des Dammbaus massive Auswirkungen auf die Umwelt haben, denn Fließgeschwindigkeit und Bodenerosion hängen damit zusammen, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature (fremde Seite:) http://www.nature.com .
Das Team um Christer Nilsson hat die 292 großen Flusssysteme der Welt untersucht. 172 dieser Flüsse sind durch Dämme beeinträchtigt, in Europa sind es sogar mehr als 60 Prozent. Einzige Ausnahmen bildet die vergleichsweise dünn besiedelte Region Australiens, Neuseelands und der pazifischen Inselwelt. Dort sind nur 17 Prozent der Flusslandschaften durch Dämme verändert. Die Veränderungen für die umliegenden Regionen und für die Flüsse selbst beschreibt auch der Wissenschaftler James Syvitski von der University of Colorado in Boulder. Die Dämme verhindern nämlich, dass abgelagerte Sedimente von den Flüssen ins Meer transportiert werden. In den Mündungen der Flüsse entstehen dadurch häufig schwere Schäden durch Erosion. Ein Beispiel hierfür ist das Mississippi-Delta.
Nach Nilssons Angaben sind insbesondere für Südasien und Südamerika gewaltige Staudämmprojekte vorgesehen. Alleine am Yangtse-Fluss in China sind neben dem umstrittenen Drei-Schluchten-Projekt (Bild) 49 weitere Dämme geplant. "Wenn Menschen das globale Bild der zerstörten Flusslandschaften sehen, agieren sie anders", so der Experte. Echte natürliche Flussläufe werden immer seltener. Die Wissenschaftler hoffen, dass insbesondere bei den geplanten aber heftig umstrittenen Großprojekten ein Umdenken einsetzt. Auch der britische Wissenschaftler Mike Dunbar vom Centre for Ecology and Hydrology in Wallingford hofft, dass die Forschungsergebnisse wie ein Weckruf wirken.
Weitere Informationen: World Commission on Dams (fremde Seite:) http://www.dams.org (Ende)

Mikroben überleben im Permafrost
Globale Erwärmung durch Bodenbakterien noch weiter angeheizt
Hoboken (pte, 23. Februar 2005 13:55) -

Wissenschaftler des Stevens Institute of Technology in Hoboken/New Jersey (fremde Seite:) http://www.stevens.edu haben im Permafrostboden in Alaska Mikroben gefunden, die Temperaturen von minus 40 Grad überleben können. Die Entdeckung macht die Forscher aber unsicher, denn mit zunehmenden Temperaturen könnten die Mikroben ein großes Problem für die Bildung weiterer Treibhausgase sein, die dann den Temperaturanstieg weiter antreiben, berichtet BBC-Online (fremde Seite:) http://news.bbc.co.uk .

Das Forscherteam um Nicolai Panikov vom Stevens-Institute hat gemeinsam mit dem Wissenschaftler Vladimir Romanovsky von der University of Alaska nachgewiesen, dass die Bodenbakterien auch im gefrorenen Zustand Gase wie etwa CO2 und Methan abgeben. "Die Bakterien sind in einem schlafenden Zustand, dennoch geben sie die Gase an die Umwelt ab", so Panikov. Die Tatsache, dass die Mikroorganismen unter diesen Bedingungen überleben können, gibt den Forschern zahlreiche Rätsel auf. "Wir haben entdeckt, dass die Lebensräume nicht aus purem Eis bestehen, sondern aus einer Mixtur von Eisstücken und Mineralpartikeln. Das macht den Gasaustausch erst möglich", erklärt Panikov. Wie die Bakterien es schaffen, dass das lebensnotwendige Wasser nicht alle Zellen total einfrieren lässt, ist noch nicht geklärt.

Permafrost-Regionen erstrecken sich über ein Fünftel der gesamten Landfläche der Erde. Die Frostböden reichen von wenigen Zentimetern bis zu 300 Metern Tiefe. Der größte Teil Alaskas, Nord-Kanadas und Sibiriens besteht aus solchen Böden. Nur geringfügige Erwärmungen des Klimas würden, so die Forscher, weitreichende Veränderungen der metabolischen Aktivitäten in diesen Bakterien bewirken und damit das globale Klima beeinflussen. Forscher wie Knut Stamnes von Stevens-Institute befürchten, dass insbesondere das Methan zu einer Gefahr werden könnte. (Ende)


Fieberkurve der Erde stimmt nicht

Negativer menschlicher Einfluss auf Klimawandel sei wesentlich geringer als bisher behauptet - Sonnenaktivität mit viel größeren Auswirkungen

DER STANDARD, Print, 11.2.2005 - London - Daten-Kurven sind Botschaften des Schicksals: Sie künden vom Auf und Ab der Aktien an der Börse, von der Beliebtheit der Politiker oder vom Erfolg eines Unternehmens. Eine besondere Schicksalskurve ist die "Fieberkurve der Erde", wegen ihrer Form auch "Hockeyschläger" genannt. So bezeichnen die Klimaforscher ihre berühmteste Grafik, veröffentlicht ganz vorn im Bericht des Klimabeirates der Vereinten Nationen (UN).

Die Kurve zeigt, wie sich die durchschnittliche Temperatur auf der Nordhalbkugel seit dem Jahr 1000 entwickelt hat. 900 Jahre lang war es danach kälter als im Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990. Dieser Teil bildet den "Stiel des Hockeyschlägers". Im 20. Jahrhundert entsteht der "Fuß des Schlägers": In lediglich hundert Jahren schnellt die Temperatur um 0,6 Grad nach oben. Wohl nichts verdeutlicht den menschengemachten Klimawandel so gut wie diese Kurve. Doch neue Studien zeigen: Die Kurve muss korrigiert werden.
Wissenschafter um Anders Moberg von der Universität Stockholm haben Belege dafür gefunden, dass die Temperaturen im letzten Jahrtausend deutlich stärker schwankten als angenommen - der Hockeyschläger ist verbogen. Wie die Forscher Donnerstag in Nature berichteten, war es im 11. und 12. Jahrhundert ähnlich warm wie heute. Nur in den letzten 15 Jahren lagen die Temperaturen noch höher.
Auf dem Höhepunkt der so genannten kleinen Eiszeit im Spätmittelalter war es demnach um 1,3 Grad kälter als heute. Seither wird es wärmer, was Wissenschafter vor allem auf den Einfluss der vom Menschen erzeugten Treibhausgase zurückführen. Die neue Temperaturkurve mache es jedoch schwerer, den Einfluss des Menschen auf das Klima nachzuweisen, schreiben die Forscher. Offensichtlich hätten natürliche Klimafaktoren wie Schwankungen der Sonnenaktivität einen größeren Einfluss als bisher vermutet.

Falsche Berechnungen


Moberg und Kollegen werteten Ablagerungen aus Ozeanen und aus Seen sowie Eisbohrkerne und Baumringe aus. In diesen Quellen stecken Informationen über die Temperaturen zur Zeit ihrer Bildung. Die neue Studie bestätigt eine Arbeit deutscher Forscher. Klimatologen um Hans von Storch vom GKSS-Forschungszentrum in Geesthacht wiesen vor wenigen Wochen in Science nach, dass die Hockeyschläger-Kurve aufgrund mangelhafter statistischer Berechnungen zustande kam. Dadurch fielen die Temperaturschwankungen der Kurve prinzipiell gering aus.
Der schwerste Schlag steht dem Hockeyschläger aber noch bevor. In Kürze erscheint in den Geophysical Research Letters (GRL) eine Arbeit der kanadischen Wissenschafter Stephen McIntyre und Ross McKitrick. Darin wird den Urhebern der Hockeyschläger-Kurve, die 1998 von einer Forschergruppe um Michael Mann von der Universität in Virginia veröffentlich wurde, sogar schlechte Wissenschaft vorgeworfen. McIntyre und McKitrick zeigen nicht nur, dass Mann die seiner Kurve zugrunde liegenden Daten nicht ausreichend dokumentiert hat. Mann hat auf Druck der Kanadier inzwischen eine Korrektur veröffentlicht (siehe Grafik). Die GRL-Studie zeigt zudem, dass die Hockeyschläger-Kurve auf unzulänglichen Daten und methodischen Mängeln beruht.
Die neuen Studien werfen die Frage auf, warum die Mängel nicht vorher entdeckt wurden. Weder die Gutachter der Fachmagazine noch Experten im Klimabeirat der UN erhoben Einspruch. Das sei angesichts von Millionenbeträgen, die jährlich in die Klimaforschung fließen und der politischen Bedeutung solcher Daten inakzeptabel, erklären McIntyre und McKitrick im niederländischen Wissenschaftsblatt Natuurwetenschap & Techniek. Die Hockeyschläger-Kurve sei voreilig zum "ikonenartigen Symbol für den menschengemachten Klimawandel" gemacht worden, meint auch von Storch. Dass es einen vom Menschen erzeugten Klimawandel gibt, sei dennoch höchst wahrscheinlich. Das sei eine Frage simpler Physik, erklärt Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung: Mehr Treibhausgase in der Luft erwärmten die Erde - ungeachtet des Klimas der Vergangenheit. Dass jedoch der Mensch die Hauptschuld an den steigenden Temperaturen habe und der Klimawandel durch eine Reduzierung der Treibhausgase gestoppt werden könne, dürfe nun angezweifelt werden. (DER STANDARD, Print, 11.2.2005)

31. Januar 2005
Nordsee: Klimawandel und Bioinvasoren
Bremer Forscher entdecken weitreichende ökologische Veränderungen
Bremerhaven (pte, 31. Januar 2005 15:00) - Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung haben festgestellt, dass sich die Nordsee in einem raschen ökologischen Wandel befindet. Zurückzuführen ist dies auf die Einschleppung gebietsfremder Arten und den globalen Klimawandel, berichtet das Alfred-Wegener-Institut (AWI) (fremde Seite:) http://www.awi-bremerhaven.de .

Seit 1962 untersuchen Forscher der Biologischen Anstalt Helgoland die Nordsee. Die Daten belegen den Anstieg der Wassertemperatur von 1,1 Grad über die vergangenen 40 Jahre, bei gleichzeitigem leichten Anstieg des Salzgehalts. Meereisbildung bei Helgoland, ein Phänomen das bis in die 1940er Jahre im Mittel etwa alle zehn Jahre auftrat, wurde in den vergangenen 60 Jahren nur ein einziges Mal beobachtet. Verändert haben sich nach Angaben der AWI-Forscher die Häufigkeit von Arten, im jahreszeitlichen Muster ihres Auftretens und im Artenspektrum. Erstmalig konnte für die Nordsee eine mit dem Temperaturtrend gekoppelte Veränderung von Zeitpunkt und Stärke der Kieselalgenblüte nachgewiesen werden. Kieselalgen stellen die Basis des Nahrungsnetzes im Meer dar. Weil ihr Wachstum weitgehend die Saisonalität der Lebensgemeinschaften in der Wassersäule und am Meeresboden bestimmt, erwarten die Forscher für die Zukunft eine tief greifende Änderung des gesamten Ökosystems, berichtet das AWI.

Zusätzlich haben die Forscher Veränderungen in der Fauna nachweisen können: einige heimische Arten wie Hummer und Kabeljau sind seltener geworden, andere Arten wie etwa verschiedene Algen und die europäische Auster, verschwanden ganz. Andere Arten, wie der Taschenkrebs, nahmen in ihren Beständen zu oder traten neu auf. Die Mehrzahl der seit etwa 15 Jahren neu aufgetretenen Arten stammt aus südlicheren Teilen des Atlantiks. Durch den Temperaturanstieg können sie nun auch weiter im Norden leben. Andere Spezies wurden vom Menschen eingeschleppt und haben einige lokale Lebensräume und Lebensgemeinschaften bereits deutlich verändert.

Die Forschungsanstalt in Helgoland verfügt aufgrund der fast lückenlosen werktäglichen Messungen physikalisch-chemischer und biologischer Parameter über eine der weltweit wertvollsten marinen Langzeit-Datensätze. "Regelmäßige Messungen und Beobachtungen, die Jahrzehnte überspannen, sind das wichtigste Instrument, mit dem historische Veränderungen der ökologischen Bedingungen erfasst werden können. Nur so können wir den heutigen Zustand unserer Ökosysteme bewerten und Modelle entwickeln, die begründete Aussagen über deren künftige Entwicklung erlauben", erklärt Karen Wiltshire von der Biologischen Anstalt Helgoland, die seit 1998 Teil des AWI ist. (Ende)
Aussender: pressetext.deutschland        (fremde Seite:) http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=050131036


Land informiert auf der Messe "Bauen und Wohnen" über bedenkliche Entwicklungen des Klimas
Salzburger Landeskorrespondenz, 28.01.2005

(LK) Im 20. Jahrhundert ist die mittlere Jahrestemperatur weltweit um 0,6 Grad Celsius gestiegen, wobei in den vergangenen 30 Jahren die Temperaturzunahme pro Jahrzehnt 0,1 bis 0,2 Grad Celsius betrug. Seit den 80er Jahren liegen die Jahresmitteltemperaturen meist über dem Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990. In Österreich ist die mittlere Jahrestemperatur seit 1860 um 1,8 Grad Celsius gestiegen, das ist dreimal so viel wie der Anstieg der mittleren globalen Jahrestemperatur. Die Fachleute der Fachabteilung Wasserwirtschaft des Landes informieren auf der Messe "Bauen und Wohnen" 2005 (Halle 5, Stand 503) zum Thema "Gletscher und Klimaänderung", teilte heute, Freitag, 28. Jänner, Dipl.-Ing. Johannes Wiesenegger vom Hydrographischen Dienst des Landes mit.

Auf der nördlichen Hemisphäre, wo die mittlere Oberflächentemperatur im 20. Jahrhundert wahrscheinlich stärker angestiegen ist als in vergleichbaren Perioden der vergangenen 1.000 Jahre, war die Erwärmung deutlich stärker als auf der südlichen Hemisphäre. Die Temperaturen sind über den Landmassen stärker angestiegen als über den Ozeanen, wo der Meeresspiegel um zehn bis 20 Zentimeter gestiegen ist. Die Ausdehnung der arktischen Meereisdecke im Frühjahr und Sommer hat seit 1950 um zehn bis 15 Prozent abgenommen, die Dicke ist in dieser Periode sogar um 40 Prozent geschrumpft. Die Temperaturen in der Nacht stiegen stärker als die Tagestemperaturen, was zu einer Verlängerung der frostfreien Jahreszeit geführt hat. Die 1990er Jahre waren wahrscheinlich das wärmste Jahrzehnt seit 1860 und in der nördlichen Hemisphäre, für die gesicherte Daten vorliegen, war es mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar die wärmste Dekade in den vergangenen 1.000 Jahren.
Im 20. Jahrhundert haben die Niederschläge über Europa, Asien und Nordamerika um sieben bis zwölf Prozent zugenommen, die Veränderungen waren allerdings regional unterschiedlich. In Nordeuropa ist der Niederschlag gestiegen, während er gegen das Mittelmeer hin generell abnahm. In Regionen, in denen der Niederschlag insgesamt zugenommen hat, sind sehr wahrscheinlich auch schwere und extreme Niederschlagsereignisse häufiger aufgetreten. Schnee- und Eisbedeckung gehen fast weltweit zurück, was an den Gletschern beeindruckend dokumentiert wird.

Klima und Klimaänderung in Österreich

Österreich liegt in einer Region mit gemäßigtem Klima. Auch in Österreich sind Veränderungen festzustellen und zu messen. Seit 1860 ist die mittlere Jahrestemperatur um 1,8 Grad Celsius gestiegen, das ist dreimal so viel wie der Anstieg der mittleren globalen Jahrestemperatur. In den alpinen Niederungen ist die Winterperiode mit einer geschlossenen Schneedecke um rund zwei Wochen kürzer geworden. Der Sommer 2003 war in Österreich der wärmste seit Beginn regelmäßiger meteorologischer Messungen.

Längerfristig gesehen hatten die Alpengletscher zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert eine Vorstoßperiode, die um 1850 ihr Maximum erreichte. Seitdem gehen die Gletscher, die als das "Fieberthermometer der globalen Klimaänderung" bezeichnet werden können, in den Alpen mit nur wenigen Unterbrechungen deutlich zurück. Bis zirka 1970/80 haben die Alpengletscher etwa die Hälfte der ursprünglichen Eismasse verloren. Seit 1980 dürften nochmals etwa 25 Prozent des damals verbliebenen Eisvolumens von rund 100 Quadratkilometer verschwunden sein.

Gletscher reagieren mit ihrer Ausdehnung, Eisdicke und Fließgeschwindigkeit auf Veränderungen der Klimabedingungen, wie zum Beispiel Temperatur, Sonnenstrahlung und Niederschlag. Längenmessungen und jährliche Massenbilanzen liefern wertvolle Hinweise auf Veränderungen im lokalen und regionalen Wasserhaushalt und lassen auch Rückschlüsse auf die Klimaentwicklung im Bereich der Hohen Tauern zu. Starke Sonnenstrahlung, verbunden mit hoher Lufttemperatur, und das Fehlen von sommerlichen Kälteeinbrüchen mit Schneefällen tragen wesentlich zum Rückzug der Gletscher bei. Kalte, niederschlagsreiche Sommer hingegen begünstigen Gletschervorstöße. Der außergewöhnlich warme Sommer 2003 lieferte einen "Vorgeschmack" auf zukünftig mögliche Verhältnisse, betonte Wiesenegger.

Stubacher Sonnblickkees wird seit 1960 beobachtet

Das rund 1,4 Quadratmeter große Stubacher Sonnblickkees liegt in der Granatspitzgruppe und wird seit 1960 vom Salzburger Glaziologen Prof. Heinz Slupetzky in Zusammenarbeit mit dem Hydrographischen Dienst des Landes Salzburg beobachtet. Seit 1981 sind kontinuierlich insgesamt 26,2 Millionen Kubikmeter Eismasse abgeschmolzen, zu einem Rekordverlust von rund 3,8 Millionen Kubikmeter Eis hat im Jahr 2003 der wärmste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Österreich geführt.
In den nächsten 40 bis 80 Jahren verschwinden viele Gletscher

Durchschnittlich drei Meter Eis sind vom Gletscher abgeschmolzen, der bisherige Rekordwert von 1947 wurde damit noch um 30 Zentimeter übertroffen. Ursache dafür war eine Kombination ungünstiger Faktoren wie relativ wenig Winterschnee, der Wüstenstaub vom November 2002 sowie die warme bzw. heiße Zeit von Mai bis Ende August. Eine Extrapolation des Trends der vergangenen 20 Jahre zeigt, dass das Sonnblickkees und mit ihm viele Gletscher in der Tauernregion in den nächsten 40 bis 80 Jahren vollständig verschwunden sein könnte.

Weitere Informationsschwerpunkte am Stand der Wasserwirtschaft sind den Themen "Wasserver- und -entsorgung", "Hochwasser - Schutz, Vorsorge und Warnung" und dem erst kürzlich gegründeten Dachverband der Salzburger Wasserversorger gewidmet. j19-30



25. Januar 2005

Zehn Jahre bis zur Klimakatastrophe
CO-Konzentration soll unter 400ppm bleiben
Genf/London (pte, 25. Januar 2005 10:23) - Etwas mehr als zehn Jahre stehen zur Rettung vor der Klimakatastrophe noch zur Verfügung. Zu diesem Urteil kommen die Experten der International Climate Change Taskforce in einem nun veröffentlichten Bericht. Demnach müssen alle Verantwortlichen dafür Sorge tragen, dass die Temperaturen nicht mehr als um zwei Grad Celsius über die im vorindustriellen Zeitalter ansteigen, berichtet BBC-Online (fremde Seite:) http://news.bbc.co.uk .

Die Taskforce wurde vom (fremde Seite:) Institute for Public Policy Research und dem Centre for American Progress und dem Australian Institute eingesetzt. Die Forscher und Politiker sind sich einig darüber, dass eine stärkere Zunahme dieser Temperaturen zu extremen Schäden auf der Erde führt. Betroffen von einem stärkeren Anstieg der Temperaturen wäre etwa die Landwirtschaft. Höhere Temperaturen würden auch zu irreversiblen Schäden an Korallenriffen und tropischen Regenwäldern führen. Außerdem befürchten die Experten das großflächige Abschmilzen von Inlandeis in Grönland und in der westlichen Antarktis. Das führe zu einem massiven Anstieg des Meeresspiegels. Ein weiteres Horrorszenario wäre das Versiegen des Golfstromes.

In dem Bericht der Taskforce wird das Maß von zwei Grad Celsius mit der maximalen atmosphärischen CO2-Konzentration von etwa 400ppm gleichgesetzt. Derzeit liegt die Konzentration bei 380ppm CO2. Dieser Wert steigt jedes Jahr um mehr als zwei ppm. Der wissenschaftliche Experte der Kommission Rajendra Pachauri, der auch Vorsitzender des (fremde Seite:) Intergovernmental Panel on Climate Change IPCC ist, sieht insbesondere den CO2-Anstieg der vergangenen Jahre als problematisch. Zu den von der Taskforce vorgeschlagenen Lösungen gehören etwa die Erhöhung der erneuerbaren Energieanteile um 25 Prozent bis 2025 und die Erweiterung der G8 auf eine G8+ Klimagruppe.

Weitere Informationen: (fremde Seite:) http://www.theClimate Changetegroup.org
(fremde Seite:) http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=050125013 (Ende)


21. Januar 2005  
Arktische Flüsse fließen schneller

Höherer Süßwassereintrag in Nordpolar-Meer

London (pte, 21. Januar 2005 10:48)

Die Menge an Süßwasser im Nordpolar-Meer nimmt ständig zu. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler des Hadley Centre for Climate Prediction and Research. Schuld daran trägt der Mensch. Außerdem wären diese Messwerte erst Vorzeichen einer globalen Veränderung des Weltklimas, schreiben die Forscher in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins (fremde Seite:) Geophysical Research Letters.

Deutlich wird mit diesem Beispiel, dass die globale Wasserverteilung in den Ozeanen damit verändert wird. Solche Veränderungen könnten schwerwiegende Folgen für die Balance des gesamten Weltklimas und möglicherweise sogar für den Golfstrom haben. Der globale hydrologische Kreislauf scheint demnach verändert. Dies führt zu verstärkten Niederschlägen in höheren Lagen. Dadurch tragen die Flüsse auch mehr Wasser. Ganz klar ist den Forschern nicht, ob diese Tatsache des veränderten Wasserkreislaufes nicht auch dazu führen könnte, dass Teile Nordwesteuropas plötzlich unter kühleren klimatischen Bedingungen leben müssen. Die (fremde Seite:) American Geophysical Union, Herausgeber des Wissenschaftsmagazins Geophysical Research Letters, sieht darin sogar das Risiko einer Veränderung des gesamten Klimasystems wie etwa der atlantischen thermohalinen Zirkulation. Thermohaline Zirkulationen sind Meeresströmungen durch Dichteunterschiede des Meerwassers, die ihrerseits auf Unterschieden der Temperatur und des Salzgehalts beruhen. Diese machen das Klima in Nordeuropa wärmer als etwa in denselben Breitengraden Nordamerikas. Die Wissenschaftler des Hadley Centre haben in ihrer Forschungsarbeit die Wassermengen in den sibirischen Flüssen in den vergangenen 40 Jahren genauer unter die Lupe genommen und unter verschiedenen Aspekten beurteilt. Die Wassermengen haben seit den 60-er Jahren stetig zugenommen. Besonders rasant war der Anstieg der Wassermengen aber seit 1965: Da nahm die jährliche Menge um 8,73 Kubikkilometer zu. Nach Ansicht der Experten führt die CO2-Zunahme in der Atmosphäre dazu, dass sich die hydrologische Zirkulation verändert. Für die Forscher ist dies ein Indikator dafür, dass Menschen das Klima nachhaltig verändern. (Ende)

Aussender: pressetext.austria http://www.pressetext.at/ Redakteur: Wolfgang Weitlaner   (fremde Seite:) ttp://www.pressetext.at/pte.mc?pte=050121014


 

Klima-Kollaps

27.01.2003 19:34
Freie Fahrt in den Klima-Kollaps
Studie: Pkw-Klimaanlagen lassen Emissionen von Treibhausgasen explodieren
Wuppertal - Wissenschaftler des Wuppertal Instituts weisen in einer neuen Studie auf die negativen Folgen der Kfz-Klimaanlagen für die Umwelt hin. In der EU-Kommission und in der deutschen Regierungskoalition soll die Kfz-Steuer nur auf die CO2-Emissionen beschränkt sein. Die gute Absicht, die CO2-Emissionen der Neuwagen gegenüber 1995 um ein Drittel zu verringern, wird durch die AutoKlimaanlagen aber fast zur Hälfte wieder aufgezehrt, warnen die Forscher.
Im März 2002 hatte das Wuppertal Institut erstmals auf die kommende Klimalast durch den Pkw-Klimaanlagenboom auf Deutschlands Straßen hingewiesen. Die Planung einer Klimagerechten Steuerreform berücksichtige jedoch neben CO2 keine anderen Klimawirksamen Gase und produziere damit eine Lücke, meinen die Wuppertaler Wissenschaftler. Grund dafür sind die Klimaanlagen in Pkw. "Die Fakten sind der Bundesregierung bekannt. Ihr neuester F-Gase-Bericht (Fluorierte Gase) weist dieses Wachstum aus", so Hans-Jochen Luhmann vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie. Am 30. Januar findet in Bonn eine Anhörung des Bundesumweltministeriums statt. Anlass ist die Präsentation der "F-Gase"-Politik.

Regelungslücke
"Bei dem heute üblichen Kältemittel, dem so genannten H-FKW, handelt es sich um ein fluoriertes Gas, das als Klimagas bezeichnet werden kann", so der Forscher. Die Wuppertaler Wissenschaftler drängen darauf, dass die Regelungslücke geschlossen wird. Sie rechnen vor, dass bis zum Jahr 2010 die CO2-Emissionen bei neu zugelassenen Pkw von 185 Gramm (in 1995) auf 120 Gramm pro Kilometer reduziert werden. "So sieht es eine Verabredung zwischen Autoindustrie und Politik auf europäischer Ebene vor. Auf Deutschland bezogen heißt das, dass der durchschnittliche Norm-Verbrauch eines neu zugelassenen Pkw in Deutschland von heute 8,7 Liter auf 5,7 Liter pro 100 Kilometer sinkt", so der Wissenschaftler.
Die gute Absicht könne damit schnell vergangen sein, rechnen die Forscher vor. Denn noch 1995 galten Klimaanlagen in Pkw als Luxus und ihr Anteil an den Klimagas-Emissionen schlug kaum zu Buche. Deren CO2-äquivalente Emissionen von H-FKW, also des Kältemittels, brachten 0,15 Mio. Tonnen, rechnet man die CO2-Emissionen wegen des Betriebs der Klimaanlagen hinzu, so kommt man auf etwa 0,5 Mio. Tonnen. "Heute jedoch werden bereits 80 Prozent der Neuwagen aus deutscher Produktion mit Klimaanlagen ausgestattet, mit stetig steigender Tendenz", erklärt der Forscher. Die zu erwartende Wirklichkeit ist, dass die Klimalast der Klimaanlagen, so die Bundesregierung, mit einem Wachstumsfaktor in Höhe von 31 (in 15 Jahren) bzw. einer Wachstumsrate von 23 Prozent pro Jahr wachsen wird. Vor dieser Tendenz für die Zukunft wollen die Wuppertaler Forscher warnen. (pte)



02.07.2003 20:32
In 3.000 Jahren noch nie so warm
Rekordtemperaturen im Mittelmeer - Meteorologe: "Wir haben eine gefährliche Schwelle überschritten" -
Rom - Angesichts der Hitzewelle in Europa warnen italienische Experten vor den Auswirkungen auf das Mittelmeer. Die Temperatur des Meereswassers habe durchschnittlich 27 Grad erreicht, in der Adria seien sogar 28 Grad gemeldet worden. "Seit 3.000 Jahren war das Meereswasser noch nie so warm gewesen. Wir haben eine gefährliche Schwelle überschritten. Die Gefahr ist, dass wegen des feuchten Klimas Orkane wie in den Tropen entstehen", betonte Francesco Meneguzzo, Meteorologie-Experte des italienischen Forschungsinstituts CNR.

"Alarmierend"
"Im Mittelmeer wurden bisher im August durchschnittlich 24 Grad gemeldet. Wegen des Treibhauseffekts sind in den vergangenen Jahren 25 bzw. 26 Grad erreicht worden. Die 27 Grad dieses Jahres sind jedoch alarmierend", so Meneguzzo, der vor einem "Tropeneffekt" mit Orkanen, Stürmen und Hagel warnte. "Die atmosphärische Situation ändert sich rasch. In der Vergangenheit waren Klimatische Änderungen sehr langsam eingetreten. Jetzt geschieht alles mit großer Geschwindigkeit", meinte der Umweltexperte des italienischen Forschungsinstituts Enea, Vincenzo Ferrara, nach Angaben der römischen Tageszeitung "La Repubblica" (Mittwochausgabe).
Die Experten meinen, dass die Klimatischen Änderungen mit der hohen Emission von Kohlendioxid zusammenhängen . "Die Ozeane und die Wälder haben kaum Möglichkeit, diese Menge von Kohlendioxid zu verkraften. Kyoto war ein wichtiges politisches Protokoll mit wenig konkreten Resultaten. Jetzt muss man die negativen Auswirkungen der Weltwärmung in Schranken halten", meinten die Experten.

Kyoto ade?
Nach dem Kyoto-Protokoll des Jahres 1997 müssen die Industrieländer ihre Treibhausgase bis 2012 (im Vergleich zu 1990) um im Schnitt 5,2 Prozent vermindern. In den reicheren Industrieländern ist der Ausstoß an Klimaschädlichen Treibhausgasen jedoch wieder kräftig im Steigen. In diesem Jahrzehnt (2000-2010) müsse mit einem Anstieg um im Durchschnitt 17 Prozent gerechnet werden, wie aus einem neuen UNO-Bericht hervorgeht.
Damit gerät das Kyoto-Protokoll in Gefahr, nur Papierwerk zu bleiben. Auch die EU bewegt sich von Kyoto weg und hat nach der Datenlage insgesamt wohl kaum Chancen, ihre eigenen Verpflichtungen zur Verminderung von Treibhausgasen zu erfüllen. (APA)


14.07.2003 14:03
Stürmische Zeiten befürchtet
Zahl und Intensität von Hitzewellen, Flutkatastrophen und Tornados steigen:
Genf/Wien - Der vergangene Juni bricht meteorologisch so ziemlich alle Rekorde. 40 Grad Celsius in Südfrankreich, um sieben Grad mehr als im langjährigen Mittel. Und in Genf, dem Sitz der Weltorganisation der Meteorologen (WMO), die nun die jüngsten Daten veröffentlichte, sanken die Temperaturen auch nachts nicht unter 25 Grad - der heißeste Juni, den die Schweizer Stadt seit 250 Jahren erlebt hat.
Die Organisation betont zwar, dass Extremwerte immer wieder gemessen wurden und werden. Doch deuteten jüngste Studien darauf hin, dass bei anhaltendem Temperaturanstieg Zahl und Intensität von meteorologischen Extremereignissen weltweit steigen werden: Hitze, Fluten und Wirbelstürme.

Tornados in den USA
Bedenklich stimmt die Organisation etwa die Häufigkeit von Tornados im Vormonat in den USA: Bei 562 Wirbelstürmen kamen 41 Menschen ums Leben. Das bis dahin gemessene Maximum an Tornados in einem Monat wurde im Juni 1992 registriert - nur 399.
Der Juni bescherte Indien Temperaturen von 49 Grad, um fünf Grad höher als im Schnitt. 1400 Menschen starben aufgrund der Hitze. Und in Sri Lanka sorgten die schwersten Niederschläge seit Jahrzehnten für gewaltige Überschwemmungen. Bis zu 30 Prozent der Teeanbaufläche wurde vernichtet, wenigstens 300 Menschen starben.

Temperaturanstieg
Jüngsten Analysen zufolge, zeigt sich die WMO besorgt, sei die globale Oberflächentemperatur während des 20. Jahrhunderts um durchschnittlich 0,6 Grad gestiegen, um 0,15 Grad mehr, als bisherige Studien errechnet hatten. Der Temperaturanstieg in der nördlichen Hemisphäre sei in diesem Jahrhundert der stärkste seit 1000 Jahren gewesen - allein von 1976 bis heute dreimal so stark wie in den gesamten 100 Jahren zuvor.
"So einen Trend hat es noch nie zuvor gegeben", kommentierte Erich Roeckner vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg - dessen Hochrechnungen: 2003 werde das weltweit wärmste Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen. Allein, die Ursachen für die Klimaerwärmung sind noch nicht genau geklärt.
Laut WMO wisse man noch nichts über den Einfluss von Extremereignissen wie El Nino auf das globale Temperaturgeschehen. Auch sei die exakte Rolle von vom Menschen verursachten Treibhausgasen bei der Klimaerwärmung noch nicht restlos geklärt - wenngleich feststeht, dass sie einen Einfluss haben. Doch haben israelische und deutsche Forscher erst Ende Juni in Science eine Studie präsentiert, wonach weniger der hohe Kohlendioxidausstoß der Industriestaaten, sondern vielmehr kosmische Strahlen für den Treibhauseffekt verantwortlich sind: Strahlen beeinflussten beim Auftreffen auf die Atmosphäre die Wolkenbildung und so den Wasserkreislauf. Beschleunige sich dieser, erhöhe sich die Bioproduktivität, Bodenorganismen atmeten vermehrt CO2 aus.
(fei, DER STANDARD, Print, 11.07.2003)


15.08.2003 12:00
Forscher prognostizieren vollständiges Schmelzen der Nordpol-Kappe
"Am Ende dieses Jahrhunderts wird es im Sommer kein Eis mehr am Nordpol geben":
Oslo - Wegen der globalen Erwärmung wird das Eis am Nordpol laut einer internationalen Studie in den kommenden 100 Jahren vollständig schmelzen. Seit 1978 sei die Polkappe in der Arktis pro Jahrzehnt um drei bis vier Prozent geschrumpft, bilanzierte Ola Johannessen vom Nansen-Forschungsinstitut im norwegischen Bergen bei der Vorstellung der Untersuchungsergebnisse: "Am Ende dieses Jahrhunderts wird es im Sommer kein Eis mehr am Nordpol geben."
Sollte der Kohlendioxid-Ausstoß weiter zunehmen, werde das Abtauen der Polkappe sogar noch schneller gehen. Durch eine CO2-Reduktion könne der Prozess verlangsamt werden, erklärte der Mitautor der Studie "Klimawandel der Arktis".
Langzeitbeobachtung
Der Studie zufolge zeigen Satellitenbilder, dass die Eiskappe am Nordpol in den vergangenen 20 Jahren um eine Million Quadratkilometer geschrumpft ist. Im Sommer werden jetzt nur noch sechs Millionen Quadratkilometer am Nordpol von Eis bedeckt.
Durch das Schmelzen des Polareises wird laut Johannessen kaltes Wasser in die Ozeane gelangen und warme Meeresströmungen wie den Golfstrom verringern, der in Europa bisher für milde Temperaturen sorgt. Dies werde vielfältige Auswirkungen auf das Klima und das Ökosystem haben.

Meeresspiegel nicht betroffen
Im Gegensatz zu einer weit verbreiteten Ansicht wird der Meeresspiegel nach Johannessens Meinung jedoch nicht ansteigen: "Indem man Eis schmilzt, das sich ohnehin schon im Wasser befindet, kommt keine Masse dazu." Der Meeresspiegel könne nur durch ein Schmelzen der Gletscher - etwa auf Grönland - und zunehmende Niederschläge steigen. (APA)


 

20.08.2003 13:55
Im Mittelalter war es weltweit noch wärmer als heute
Harvard-Forscher präsentieren neue Klimarekonstruktion der vergangenen 1000 Jahre: "Klimaoptimum" und "Kleine Eiszeit" (1300-1900) waren weltweite Ereignisse
Hamburg - Die vergangenen Wochen gaben einen Vorgeschmack: Dieser Sommer könnte außergewöhnlich heiß werden - Meteorologen würde es nicht überraschen. Denn das vergangene Jahrzehnt war das wärmste seit Beginn der modernen Wetteraufzeichnungen (siehe auch THEMA im STANDARD vom vergangenen Wochenende). Auch deshalb gilt jeder neue Hitzerekord als Vorbote einer außergewöhnlichen Klimaerwärmung. Dabei ist es gar nicht lange her, als es auf der Erde noch wärmer war.
Forscher konnten nun erstmals nachweisen, dass es im Mittelalter von 800 bis 1300 weltweit wärmer war als heute. Es ist bekannt, dass es im so genannten Mittelalterlichen Klimaoptimum in Grönland grünte - daher der Name. Und in England florierte der Weinanbau. Bisher jedoch galt die Warmphase bei vielen Klimaforschern als beschränkt auf den Nordatlantik und Europa. Zudem wurde sie nicht als wärmer eingestuft als heute. Wissenschafter der Harvard-Universität werteten 240 Klimastudien aus und berichten im Climate Research Journal von einem anderen Resultat. Die Forscher um den Physiker Willie Soon trugen Ergebnisse aus allen möglichen "Klimaarchiven" zusammen - etwa aus Baumringen, Gletschern, Korallen, Pollen, historischen Aufzeichnungen, Tropfsteinen, Flussablagerungen und aus Bohrkernen aus Ozeanböden, Seeschlick oder Eis.
"Alle berücksichtigten Studien geben Auskunft über das Klima in einer Region zu einer bestimmten Zeit", sagt Soon. "Wir haben das Puzzle für die letzten tausend Jahre zusammengesetzt. So erhalten wir einen Überblick des weltweiten Klimas in dieser Zeit."
Das Klima war demnach größeren Schwankungen ausgesetzt. Im Klimaoptimum erblühte die Landwirtschaft, Hungersnöte in Europa wurden selten. "Entgegen bisheriger Vermutungen war es damals in den meisten Regionen der Welt wärmer als heute", berichtet Soon. Die Temperaturen lagen im Jahresmittel um 1,5 Grad höher als heute.
Ab etwa 1300 wurde es kälter. Im heutigen Österreich standen am 2. Mai 1303 die Bauern vor ihrem erfrorenen Saatgut und ahnten nicht, wie hart die Zeiten noch werden sollten. Es folgte die "Kleine Eiszeit": Die Temperaturen lagen um mehr als zwei Grad unter den heutigen. Erst am Ende des 19. Jahrhunderts wurde es stetig wärmer.
Die genaueren Kenntnisse über das Klima der vergangenen tausend Jahre würden helfen, Computermodelle zu verbessern, ist Soon überzeugt. Je besser die Modelle das Klima der Vergangenheit nachbilden könnten, umso exakter würden Vorhersagen. (Axel Bojanowski/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17 .6. 2003)


11.09.2003 20:38
Seen und Feuchtgebiete bedroht
Britische Wissenschafter prognostizieren Temperaturanstieg in Seen um bis zu 5,7 Grad bis zum Jahr 2080
Norwich/London - Die Temperaturen von Seen können als Folge des Klimawandels bis zum Jahr 2080 einer britischen Studie zufolge um bis zu 5,7 Grad ansteigen. Dies haben Forscher des Tyndall Centres für Klimawandelforschung in Norwich (Ostengland) vorausgesagt. Grund ist der wachsende Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlendioxid und Methan. Die Studie wurde nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe am Mittwoch auf der in Norwich tagenden "Living Lakes Konferenz" vorgestellt.

Durchschnittliche Erhöhung der Temperaturen von 4,6 Grad
Für den Bodensee prognostiziert die Studie eine durchschnittliche Erhöhung der Temperaturen von 4,6 Grad sowie weniger Regen in den Sommermonaten. Die Folge seien auch niedrigere Wasserstände. Diese Veränderungen würden großen Einfluss auf die Tier- und Pflanzenwelt des artenreichen Sees haben. Der extrem heiße und trockene Sommer in diesem Jahr habe gezeigt, was künftig häufiger eintreten könnte: Starkes Algenwachstum und großflächiges Fischsterben.
Auf der Konferenz wollen Seen-Schutzexperten aus 30 Ländern erörtern, wie auf die veränderten Bedingungen reagiert werden kann. Hierbei werden auch Solarboote vorgestellt. Die Studie beschreibt die Folgen des Klimawandels auf insgesamt 23 Seen. Dazu zählen auch der Baikalsee in Sibirien und der ostafrikanische Viktoriasee. (APA)


20.08.2003 13:55
UNEP-Leiter Töpfer will drastische Maßnahmen gegen die Erwärmung
Verweis auf abnorme Wetterverhältnisse in Europa
Hamburg - Der Klimawandel kann nach Überzeugung des Leiters des UNO-Umweltprogramms (UNEP), Klaus Töpfer, nur mit drastischen Maßnahmen gestoppt werden. Wenn sich nichts ändere, werde der Prozess weiter gehen, warnte Töpfer in einem Interview der "Welt am Sonntag": "Wir werden eine weitere Zunahme der durchschnittlichen Temperaturen bekommen - mit all ihren Folgen." Europa sei bereits mitten im Klimawandel, wie die derzeit erlebte Zunahme abnormer Wetterverhältnisse zeige.
Töpfer forderte daher, Kohlenstoff in der weltweiten Energieversorgung konsequent zu reduzieren. "Energie sparende Technologien müssen durchgesetzt und weltweit exportiert werden, nur so kann die dringend erforderliche, wirtschaftliche Entwicklung in der Dritten Welt mit höhere Energie-Effizienz erreicht werden", betonte der frühere Bundesumweltminister. Mit noch größerem Nachdruck müssten erneuerbare Techniken von der Wasserkraft über Biomasse bis zu Sonnen-, Wind- und Erdenergie genutzt werden.
Der Umweltexperte bedauert es nach eigenen Worten sehr, dass die USA das Kyoto-Protokoll nicht ratifiziert haben. "Doch auch in den USA wird gehandelt, wenn auch nicht so, wie es notwendig wäre", sagte Töpfer. Er räumte ein, dass die letzten Ergebnisse der Klimagas-Reduzierung in den Kyoto-Unterzeichnerländer nicht hoffnungsvoll stimmen. Dennoch müsse und könne das Ziel erreicht werden, bis 2012 acht Prozent weniger Klimagase als 1990 auszustoßen. "Die Länder haben sich rechtlich verpflichtet, also müssen sie die Ziele umsetzen", betonte Töpfer. (APA/AP)



20.08.2003 13:55
Klimaforscher: Jahrhundertflut kann jederzeit wiederkehren
Extremereignisse nehmen durch Klimawandel zu

Potsdam - Eine Jahrhundertflut wie im vergangenen Sommer kann nach den Worten des Potsdamer Klimaforschers Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe jederzeit wiederkehren. ""Jahrhunderthochwasser" ist ein statistischer Begriff. Er bedeutet nicht, dass wir jetzt 99 Jahre Ruhe haben", erläuterte der Experte. Gleichwohl seien solche Hochwasser sehr seltene Einzelereignisse. "Es lassen sich keinerlei Vorhersagen machen, wann so etwas wieder eintritt."
Ob Elbefluten wie die des vergangenen Sommers durch den globalen Klimawandel häufiger werden könnten, ist nach Gerstengarbes Worten nicht geklärt. "Wir wissen, dass durch den Klimawandel generell Extremereignisse wie Dürre, Stürme und Hochwasser zunehmen." Ein Zusammenhang mit dem Sommerhochwasser der Elbe sei jedoch nicht belegt. "Anders ist es beim Winterhochwasser des Rheins", betonte Gerstengarbe. "Dort ist der Zusammenhang mit den milderen Wintern der vergangenen 30 Jahre eindeutig." Die dem Klimawandel zugeschriebenen wärmeren Wintertemperaturen ließen durch stärkere Niederschläge die Pegel häufiger steigen.
Vermeiden lassen sich extreme Hochwasserereignisse nicht, betonte der Meteorologe. "Durch Rückbaumaßnahmen in gefährdeten Gebieten lassen sich die Folgen mildern, aber das Hochwasser tritt natürlich trotzdem auf." Durch entsprechende Maßnahmen, die dem Wasser mehr Raum geben, ließe sich die Hochwasserlage entspannen. "Und man muss sich wirklich überlegen, ob man in potenziellen Hochwassergebieten baut." (APA/dpa)



21.08.2003 11:57
"Tropikalisierung" Europas
Italienischer Klimatologe beschreibt mögliche Zukunft durch Erderwärmung
Rom - In Italien sind rund 4.500 Quadratkilometer Küstenlandschaft durch die Erderwärmung gefährdet. Sollten die Temperaturen in den nächsten 100 Jahren global um sechs Grad steigen, wie es mehrere Wissenschafter befürchten, wird es zu einem starken Anstieg des Meeresspiegels kommen, was zur Überschwemmung einiger der schönsten Küsten des Landes sowie mehrerer Badeortschaften führen könnte, sagt der italienische Klimatologe Vincenzo Ferrara, Leiter des Instituts für neue Technologien, Energie und Umwelt (Enea).
"Nicht alle Gegenden sind in gleicher Weise gefährdet. Bedroht sind in Italien 33 Gebiete, vor allem an der Oberen Adria, im Golf von Taranto und in Manfredonia (Süditalien)", erklärte der Wissenschafter in einem Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica" (Donnerstagsausgabe). "Die Gletscher werden wegen der Hitze schmelzen, was den Dunst steigern wird. Es wird kürzer, aber gewaltiger regnen. Erdrutsche werden häufiger sein", warnte Ferrara.

Gefahr zunehmender "Verwüstung"
Nach Ansicht des Experten besteht für Süditalien die Gefahr einer zunehmenden "Verwüstung" der Landschaft. In Süditalien werde es zu einem Ökosystem nach nordafrikanischem Modell kommen. Dies bedeute auch lange Dürreperioden, sagte Ferrara.
Dem Wissenschafter zufolge wird es zu einer zunehmenden "Tropikalisierung" Europas kommen. Die Winterzeiten würden immer kürzer, die Sommer dafür immer länger werden. Auch Orkane nach Tropenart seien nicht ausgeschlossen. (APA)



20.08.2003 13:55
Veränderung im Norden kam aus dem Südpolarmeer
Wärmepumpe bewirkte, "dass es beim Golfstrom Klick machte", und beendete die letzte Eiszeit
Bremen - Ein "Klimakick aus dem Südpolarmeer" hat zum Ende der letzten Eiszeit auch auf der Nordhalbkugel geführt. Das berichten Gerrit Lohmann (Universität Bremen) und Gregor Knorr (Universität Hamburg), die diesen Mechanismus genauer aufgeschlüsselt haben. Die Erwärmung im Südpolarmeer und das damit verbundene Schmelzen des Eises habe jene Meeresströmungen verstärkt, die warmes und recht salziges Wasser bis in den Norden des Atlantiks transportieren.
Dies habe dazu geführt, "dass es beim Golfstrom Klick machte". Diese Wärmepumpe sei vor etwa 15.000 Jahren quasi auf einem Schlag wieder angesprungen, erläuterte Lohmann. So habe sich mindestens ein Jahrtausend nach dem Süden auch der hohe Norden erwärmt. Die Temperaturen im nordatlantischen Raum seien um mehr als sechs Grad Celsius gestiegen.
Die Klimaforscher haben ihre Arbeit im britischen Fachjournal "Nature" veröffentlicht. Sie nutzten ein Computer gestützten dreidimensionales Ozeanmodell. Derzeit untersuchen viele Wissenschafter, ob der Golfstrom auf Grund des vom Menschen verursachten Klimawandels künftig "ins Stottern gerät". Das könnte trotz allgemeiner weltweiter Erwärmung zu einer Abkühlung in Europa führen. (APA/dpa)



20.08.2003 13:56
Landwirtschaft wird sich deutlich verschieben
Anbau von Feldfrüchten in Südeuropa immer schwieriger, dafür wird Skandinavien fruchtbarer - USA könnten insgesamt sogar Erträge steigern
London - Der Klimawandel wird die Landwirtschaft nach Ansicht von Experten beiderseits des Atlantiks drastisch verändern. In den nächsten Jahrzehnten werde vor allem im Süden Europas durch wachsende Trockenheit der Anbau von Feldfrüchten immer schwieriger, berichtet das britische Fachmagazin "New Scientist" mit Blick auf ein jüngst veröffentlichtes Bulletin der Europäischen Kommission. In nordeuropäischen Ländern wie Schweden, Dänemark und Finnland hingegen stehen demnach wärmere und feuchtere Zeiten an, was den landwirtschaftlichen Ertrag steigern werde.
Für die USA sagen Forscher des Joint Global Change Research Institutes eine Zuspitzung voraus: An der West- und vor allem an der Ostküste wird es den Angaben zufolge in den kommenden 100 Jahren immer ausdauernder regnen, so dass die US-Ernteerträge insgesamt sogar besser werden könnten. Im Landesinnern hingegen, vor allem in den Bundesstaaten Kansas, Colorado und Nebraska, nähmen Hitze und Trockenheit derart zu, dass Landwirtschaft dort sogar unmöglich werden könnte, schreibt das Wissenschafterteam im Fachjournal "Agricultural and Forest Meteorology" (Bd. 117, S. 73/97). Teamleiter Cesar Izaurralde mahnt angesichts der Klimaveränderungen: "Es ist keineswegs zu früh, ein anpassungsfähiges Agrarsystem aufzubauen." (APA/dpa)



02.09.2003 14:41
Rekord-Rückgang der heimischen Gletscher
Die Eisdecke des Sonnblickkeeses in den Hohen Tauern hat drei Meter an Dicke verloren
Salzburg - Mit dem Ende des Rekordsommers und den ersten Schneefällen im Gebirge zog der Salzburger Gletscherforscher Heinz Slupetzky eine vorläufige Bilanz über den Gletscherschwund in diesem Jahr. Die Messergebnisse liegen zwar vielfach noch nicht vor, vom Stubacher Sonnblickkees in den Hohen Tauern wurde aber schon ein Negativrekord gemeldet: Das Eis schmolz hier stärker ab als im Rekordjahr 1947. Damals schrumpfte die Eisschicht um 2,7 Meter (pro Quadratmeter), heuer waren es bis Ende August bereits drei Meter.

Absoluter Verlust
Absolut verlor der Gletscher eine Eismasse von etwa 3,8 Millionen Kubikmetern. 1947 wurde zwar mit 4,5 Millionen Kubikmetern ein höherer Verlust verzeichnet, allerdings sei damals die Gletscherfläche noch deutlich größer gewesen, so Slupetzky in seinem Gletschertagebuch.
Vergleichbar sei aber nur der spezifische Massenverlust, also die Menge pro Quadratmeter. "Das negative Rekord-Haushaltsjahr 2003 des Stubacher Sonnblickkeeses ist nach der Eintrittswahrscheinlichkeit ein Ereignis, das - über einen langen Zeitraum gesehen - nur alle 50 Jahre, vielleicht noch seltener auftritt", so Slupetzky, der seit 40 Jahren die Veränderungen des Eises beobachtet.

Volumen-, Flächen- und Längenverluste
Auch wenn die Ergebnisse von Messungen an vielen Gletschern noch nicht vorliegen, stehe schon fest, dass der Rekordsommer zu großen Volumen-, Flächen- und Längenverlusten an den Gletschern geführt habe. Eine endgültige Bilanz sei erst nach dem September möglich, wenn sich eine schützende Schneedecke über die Gletscher gebreitet hat und auch liegen bleibt. Bei der Pasterze am Großglockner werde sich der größte Abschmelzbetrag an der Gletscherstirn heuer wohl den zehn Metern nähern, sagte der Forscher.

Dünnes Eis
Beim Sonnblickkkees wird der Massenverlust noch verstärkt, weil in den letzten zwei Sommern an mehreren Stellen das Eis so dünn geworden ist, dass Felsstufen zum Vorschein kamen. Hier bricht das Eis auseinander und ist sandig verschmutzt, der Eisverlust wird beschleunigt. Das Zusammenbrechen von Hohlräumen ist auch an der Zunge der Pasterze und beim Obersulzbachkees zu sehen.
Am Gletscherende des Sonnblickkeeses entstand seit 1990 ein so genannter Eisrandsee, der heuer schon eine Länge von 203 Metern und eine Breite von 112 Meter erreicht hat. "Noch ist das Eis am Seerand zu dick und zu schwer, es ist aber abzusehen, wann Teile davon aufschwimmen und als Eisberge im See driften werden. Ein spektakulärer Prozess, aber für den Gletscher schlecht: Er verliert dadurch noch mehr an Masse und wird noch rascher kleiner", so Slupetzky. (APA)



08.09.2003 12:12
Borkenkäfer zieht es nach oben
Mit steigenden Temperaturen werden auch die alpinen Schutzwälder von Schädlingen bedroht
Wien - Der Borkenkäfer hat bisher höher gelegene Waldgebiete und somit auch die alpinen Schutzwälder weitgehend ungeschoren gelassen. Der heurige Sommer bot aber einen Vorgeschmack auf das, was kommen könnte, wenn sich der derzeitige Trend des Klimawandels fortsetzt. "Auch wenn bisher in den Hochlagen keine direkten Schäden zu beklagen sind, registrieren wir heuer doch eine deutliche Vermehrung der Borkenkäfers bis in hochgelegene Regionen", sagte Manfred Josef Lexer, Professor am Institut für Waldbau der Universität für Bodenkultur Wien (Boku).
Generell verbuchen Forstexperten heuer eine explosionsartige Vermehrung der Borkenkäfer, vor allem der Fichtenschädlings-Arten "Buchdrucker" und "Kupferstecher". Laut dem Bundesamt für Wald (BFW - ehemals Forstliche Bundesversuchsanstalt) ist gegenüber der Vorjahr mit einer Verzehnfachung der Schadholzmengen zu rechnen. Ursachen für die dramatische Entwicklung seien der ungewöhnlich heiße Sommer - die Borkenkäfer werden heuer erstmals in Österreich vier Generationen hervorbringen - und die Trockenheit, welche die Bäume schädigt und eine leichte Beute für die Schädlinge werden lässt.

Nachwirkungen von Windwürfen
Dazu komme, dass auch noch Nachwirkungen von Windwürfen aus den Vorjahren spürbar sind, so Lexer. Werden vom Wind gefällte Bäume nicht rasch aus dem Wald entfernt - und das ist bei großflächigen Ereignissen in unzugänglichen Gebieten oft problematisch - werden sie zu Brutstätten für die Käfer. Durch den hohen Schädlingsdruck werden in der Umgebung auch gesunde Bäume befallen.
"In den hochgelegenen Wäldern und alpinen Schutzwäldern war der Borkenkäfer bisher zwar kein Unbekannter, er entwickelte sich bisher aber nie zum Problem", erklärt der Experte. Die Insekten konnten sich bisher in den vergleichsweise kühlen Höhen nie so heftig vermehren, dass sie ernst zu nehmenden Schaden anrichten konnten. Zum Vergleich: Wenn es auf 500 bis 600 Metern Meereshöhe Jahresmitteltemperaturen von acht bis neun Grad hat, so sind es in 1.800 Metern rund zwei Grad. Auch die Trockenheit trifft die Bäume in den alpinen Gebieten weniger. Denn einerseits sind die Niederschläge in den Bergen generell höher, andererseits kommen die Bäume durch die geringeren Temperaturen mit weniger Wasser aus.

Schädlinge durch steigende Temperaturen
Durch die bis zu vier Grad höheren Durchschnittstemperaturen im Sommer fühlten sich die Käfer auch in großen Höhen ungewöhnlich wohl und konnten sich entsprechend vermehren. "Wenn der Trend des Klimawandels mit steigenden Temperaturen noch Jahre und Jahrzehnte weitergeht, so werden wir auch in den alpinen Schutzwäldern mit Schädlingen wie dem Borkenkäfer zu kämpfen haben", warnt Lexer.
Dazu kommt, dass steigende Temperaturen, wie die Meteorologen beteuern, "mehr Energie" in der Atmosphäre bedeuten. Unwetter und Stürme würden zunehmen. Damit werden Wälder und auch Schutzwälder zusätzlich von Windwurf bedroht, dies bedeute wieder ein "gefundenes Fressen" für den Borkenkäfer und somit einen Teufelskreis.

Sorgfalt empfohlen
Als kurzfristig wirksame Maßnahme rät der Experte daher den Waldbesitzern und Forstverantwortlichen, bei waldbaulichen Maßnahmen in Zukunft noch sorgfältiger und mit Bedacht vorzugehen. So dürften bei Schlägerungen keine so genannten falschen Schlagfronten entstehen, an denen dann der Wind angreifen kann. "Eigentlich sind dies wohl bekannte Richtlinien, nur deren Einhaltung wird immer wichtiger", so der Wissenschafter. Garantie für einen sturmfesten Wald gibt es aber nicht.
Lexer erwartet auch, dass sich mit wärmer werdendem Klima auch die Artenstruktur in den alpinen Wäldern ändern wird. Dort wo heute fast ausschließlich Fichten gedeihen, könnten in Zukunft auch mehr Buchen und Tannen einwachsen - ein durchaus positiver Aspekt der Geschichte. Das Potenzial ist jedenfalls da, wäre da nicht das Wild, das bei zu hohen Stückzahlen die natürliche Waldverjüngung be- bis verhindert. (APA)


17.07.2003 Salzburger Nachrichten
URSULA KASTLER
Das Klima setzt Gletschern zu. Doch die geben nicht nur darüber Auskunft. Ein Salzburger Geologe liest an ihnen die Mechanismen der Gebirgsbildung ab.
SALZBURG (SN). Die Aufnahmen im Zeitraffer zeigen eindringlich die Realität: Die Pasterze, der Talgletscher des Großglockners und Österreichs größter Gletscher, ist auf dem Rückzug. "Zur Pasterze gibt es Messreihen. Wir haben aus allen Daten von 1887 bis 2003, aus sämtlichen Landkarten, die wir in unseren Archiven und beim Alpenverein gefunden haben, ein digitales dreidimensionales Modell entworfen. Damit können wir gut demonstrieren, wie es dem Gletscher geht", sagt Paul Herbst.
Der Salzburger Geologe forscht in Zusammenarbeit mit der Universität Salzburg und dem Institut für Geologie seit 1997 in dem Gebiet vom Hufeisenbruch bis zur Gletscherzunge. Ihm geht es nicht nur darum, zu zeigen, dass hohe Temperaturen und fehlende Niederschläge dem nicht mehr ewigen Eis enorm zusetzen.
Er beobachtet den Gletscher als eine Art Gestein. "Ein Gletscher ist eine tektonische Einheit. Das Eis kann mit Gestein verglichen werden. Beides weist gleiche Strukturen auf, wenn es sich bewegt. Nur können wir es aus dem Eis schneller ablesen." Auf dem Gletscher ist Schieferung zu sehen wie bei einem Schieferstein. Er zeigt, dass Eis Bewegung und Druck erfahren hat. Wie im Gestein gibt es Falten und alpine Klüfte, das sind Risse, die sich mit Wasser füllen, in dem statt Bergkritall Eis auskristallisiert. Rückschlüsse auf Gesteinsbildung sind damit möglich. "Das, was sich auf dem Gletscher abspielt, nämlich Aufschmelzen von unten, Auseinanderziehen in der Mitte und starker Druck am Ende, das sehen wir in den letzten 10.000 Jahren als so genanntes Dehnungsallochthon im Alpen-Karpatensystem. Das passiert im Spätstadium einer Gebirgsbildung", erklärt Franz Neubauer, Vorstand des Institutes für Geologie.
Paul Herbsts Untersuchungen vervollständigen zudem die Aufzeichnungen über den Zustand der Pasterze: "Bis 1958 zeigt der Gletscher ein gesundes Verhalten. Wenn Klima und der Grad der Umweltverschmutzung sich ändern, dauert es 50 bis 70 Jahre, bis Auswirkungen sichtbar werden. Jetzt schiebt er durch die Erwärmung von hinten an und baut vorne Eis auf. Diese Überschiebungen treten auf, wenn es ihm schlecht geht. Die S-förmigen Klüfte am Rand ändern zudem ihren Winkel. Die Geschwindigkeit des Gletschers hängt mit dem Niederschlag zusammen. Ändert sich die Geschwindigkeit, so verändern sich auch die Winkel."
Einen ganz aktuellen Befund gibt Heinz Slupetzky vom Institut für Geografie und angewandte Geoinformatik der Universität Salzburg. Der heiße Juni, der alle Temperaturrekorde gebrochen hat, habe zusammen mit dem sehr warmen Mai zu einer raschen Abschmelzung der Schneedecke auf den Gletschern geführt. Dort, wo die Winterschneedecke schon völlig verschwunden ist, wie an der Gletscherzunge der Pasterze, gehe es an die "Substanz": Das Eis schmelze stark ab.
Nicht nur die Gletscher leiden, auch das Schweizer Matterhorn hat einen Hitzeschock. Tonnen von Gestein donnern derzeit zu Tal. Die hohen Temperaturen haben zunächst den Schnee weggeschmolzen und dann den Dauerfrost angegriffen . Der Berg ist gesperrt.
Eine Maßnahme, die künftig öfter ergriffen werden muss. "Die Gefahr durch Steinschlag und Eisschlag wird überall größer", stellt Gerhard Pfluger, Ausbildungsleiter der Salzburger Bergrettung, fest. "Am Großvenediger ist es fast nicht mehr möglich, normale Wege zu gehen. Über Gletscherspalten wurden Aluleitern gelegt. Normale Bergsteiger können das nicht mehr bewältigen. Wer kein Extremalpinist ist, sollte sich nur in Gebieten aufhalten, die jeden Tag kontrolliert werden. Es kann zu jeder Tageszeit etwas herunterkommen."


02.07.2003 11:29
Kosmische Strahlung verantwortlich für Treibhauseffekt ?
Deutsche Forscher: Könnte Hauptmotor von Erwärmung und Abkühlung der Erde sein:
Bochum - Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum und der Hebrew University in Jerusalem haben Beweise gefunden, dass kosmische Strahlung (cosmic ray flux, CRF) der Hauptmotor der Erwärmung und Abkühlung der Erde sein könnte. Bei ihrem Auftreffen auf die Erdatmosphäre beeinflusst sie die Wolkenbildung und dadurch den Wasserkreislauf der Erde. Die beiden Forscher haben die Klimadaten der letzten 600 Millionen Jahre mit der Intensität der kosmischen Strahlung in dieser Zeit untersucht und eine übereinstimmende Periodizität gefunden, berichten sie in der Fachzeitschrift der Geological Society of America "GSA Today".

"Kein statischer Hintergrund für irdische Zyklen"
Nach den jüngsten Erkenntnissen der beiden Forscher, dem Bochumer Geologen Jan Veizer und dem israelischen Astrophysiker Nir J. Shaviv, sind zwei Drittel der Temperaturschwankungen auf der Erde durch die kosmische Strahlung erklärbar. "Das Klima auf der Erde wird durch viele verschiedene Faktoren beeinflusst, die in verschiedenen großen und kleinen, sichtbaren und unsichtbaren Kreisläufen voneinander abhängen", erklärt Veizer. Bisherige Klimamodelle betrachteten oft kleine Zyklen, ohne größere zu berücksichtigen.
"Wir dürfen keinen statischen Hintergrund für irdische Zyklen annehmen", führt der Experte aus, der bei seinen Berechnungen die vergangenen 4,5 Milliarden Jahre bis an den Anfang unseres Sonnensystems mit ein bezog. Der Forscher untersuchte das ErdKlima und die Zusammensetzung der Atmosphäre anhand von Sedimenten wie Kohlen und Salzen, Fossilien und so genannten Drop Stones, das sind Steine, die in Kälteperioden in Eisbergen eingeschlossen Richtung Äquator wanderten und beim Schmelzen des Eises zu Boden sanken. "Je näher am Äquator diese Drop Stones zu finden sind, desto kälter muss das Klima gewesen sein", führt der Wissenschaftler aus.

Neue Spur führt ins All
Das Ergebnis der Untersuchungen war, dass sich das Klima auf der Erde im Rhythmus von ca. 140 Millionen Jahren zyklisch erwärmt und abgekühlt hat. Der Kontakt mit dem Astrophysiker Shaviv brachte Veizer auf eine neue Spur, denn der israelische Forscher hat den Einfall kosmischer Strahlung auf die Erde für die letzten 600 Millionen Jahre untersucht. Dabei hatte er eine Zyklizität festgestellt, die mit der des ErdKlimas übereinstimmte.
In Experimenten in Gaskammern zeigte sich, dass Strahlungspartikel beim Auftreffen auf das Gas auf bisher nicht ganz geklärte Weise so genannte Keime erzeugen, die zur Kondensation und somit zur Wolkenbildung im Gas führen. Diese Kausalität steht in Einklang mit den Ergebnissen von Satellitenbeobachtungen der letzten Jahre.

Wasserkreislauf als Klimafaktor
Diese Unterschiede allein sind aber zu schwach, um die Klimaschwankungen zu erklären. Verstärkt werden diese aber dadurch, dass bei größerer Sonnenaktivität auch das Magnetfeld der Sonne wächst und kosmische Strahlung von der Erde weglenkt. Es treffen dann weniger kosmische Partikel auf die Atmosphäre, es entwickeln sich weniger Wolken und es wird wärmer.
Diese neuen Funde belegen die große Bedeutung des Wasserkreislaufs als Klimafaktor und stellen die weitverbreitete Annahme infrage, dass CO2 die treibende Kraft der Erderwärmung sei. "Der Fall liegt umgekehrt", so Veizer, "CO2 reitet quasi Huckepack auf dem Wasserkreislauf, denn bei der Photosynthese müssen Pflanzen fast 1.000 Wassermoleküle ausatmen, um ein einziges CO2-Molekül aufzunehmen."
Wenn es wärmer wird, beschleunigt sich der Wasserkreislauf, die Bioproduktivität erhöht sich, Bodenorganismen atmen vermehrt CO2 aus. Eisbohrungen zeigten, dass in Phasen der Erwärmung der CO2-Gehalt der Luft erst rund 800 Jahre nach dem Temperaturanstieg wuchs. Der Bochumer Forscher meint aber dennoch, dass CO2 ein Treibhaus-verstärkender Faktor sein könnte. (pte)



06.06.2003 12:17
Grünere Erde durch Klimaveränderungen
NASA: Auch die Lebensbedingungen haben sich verändert
Greenbelt/Maryland - Das NASA-Department of Energy hat anhand von globalen Untersuchungen festgestellt, dass die Erde in den vergangenen Jahren deutlich grüner geworden ist. Mit dem Klimawechsel haben es die Pflanzen leichter sich auf dem blauen Planeten auszubreiten, berichtet das Goddard Space Flight Center der NASA. Die globale interdisziplinäre Studie erscheint auch im Wissenschaftsmagazin Science.
Klimaveränderungen haben nach Ansicht der Forscher auch zu veränderten Lebensbedingungen geführt: Mehr Wasser, Hitze und Sonneneinstrahlung in Gegenden, in denen eine dieser Voraussetzungen zu schlechtem Pflanzenwuchs führte, haben zu einer neuen Vegetation geführt. In der Zwischenzeit wachsen Pflanzen auch in solchen Gebieten, die bisher nur geringe Vegetationsdichten aufwiesen. "Die Studie sieht die globale Erwärmung als Hauptgrund für die Zunahme des Wachstums", so Studienleiter Ramakrishna Nemani von der Universität von Montana in Missoula. Im Zeitraum 1980 bis 2000 wurden die höchsten Temperaturen gemessen: Drei El-Nino-Perioden (1982-83, 1987-88 und 1997-98) sowie Veränderungen der tropischen Regenperioden und Monsum-Dynamik konnten die Forscher feststellen. Auch die globale CO2-Zunahme von 9,3 Prozent trägt zum Pflanzenwuchs bei.

Warnung vor verfrühten Hoffnungen
Auch frühere Studien von Ranga Myneni von der Boston University und Compton Tucker vom NASA-Goddard-Space-Flight-Center haben ergeben, dass die Wachstumszeit und die Biomasse von Waldgebieten in der Subarktis deutlich zunahm. Charles Keeling von der Scripps Insititution for Oceanography in La Jolla, Kalifornien warnt jedoch vor verfrühten Hoffnungen. "Niemand weiß, ob das Phänomen auf kurzfristige Klimatische Zyklen oder langfristigen globalen Klimaänderungen zurückzuführen ist", so Keeling. Miteinzubeziehen in die Rechnung sei auch das Bevölkerungswachstum von 4,45 Mrd. im Jahr 1980 auf 6,08 Mrd. im Jahr 2000. "Das ist eine Steigerung von 36 Prozent. Dieses Faktum überschattet das Wachstum der Vegetation", erklärt der Forscher. Die globale Erwärmung hat weitreichende Klimatische Veränderungen gebracht: so verschwanden über weiten Teilen Amazoniens die Nebelwolken, in Indien wurde der Eintritt des Monsun verlässlicher.
Nemani und sein Forschungsteam haben aus Satellitendaten eine globale Karte mit der "Netto-Primär-Produktion" von Pflanzen (NPP), der Vegetation und der Absorption der Sonneneinstrahlung Kein "Recht auf Vergessen" - erstellt. NPP ist die Differenz zwischen dem CO2, das von den Pflanzen absorbiert wird, und dem CO2, das die Pflanzen wieder abgeben. NPP ist die Grundlage für Lebensmittel, Fasern und Brennstoffe pflanzlicher Herkunft. Nach Schätzungen der Experten nutzen Menschen etwa 50 Prozent der globalen NPP. (pte)



05.06.2003 09:39
Weltbank befürchtet Milliarden Menschen ohne Trinkwasser durch Klimawandel
Vor allem die unterentwickelten Länder leiden unter den Auswirkungen
Washington - Die Auswirkungen des Klimawandels werden nach Befürchtung der Weltbank in den nächsten Jahrzehnten Milliarden von Menschen vom Zugang zu sauberem Trinkwasser abschneiden. Wegen Dürreperioden und Überschwemmungen als Folge der Erderwärmung könnten im Jahr 2025 weltweit mehr als fünf Milliarden Menschen in armen Ländern ohne ausreichende Wasserversorgung sein, heißt es in einer am Mittwoch in Washington verbreiteten Erklärung der Weltbank.
Derzeit hätten eine Milliarde Menschen keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Wasser. 2,4 Milliarden Menschen müssten ohne angemessene sanitäre Einrichtungen auskommen. Die Weltbank machte darauf aufmerksam, dass vor allem die unterentwickelten Länder unter den Auswirkungen des Klimawandels zu leiden hätten. 96 Prozent der Menschen, die in jüngster Zeit bei Naturkatastrophen wie Überschwemmungen oder Dürreperioden ums Leben kamen, hätten in armen Ländern gelebt.
Der gesicherte Zugang zu sauberem Wasser sei eine wichtige Vorbedingung für Entwicklung, erklärte die internationale Behörde. "Wir müssen Mechanismen entwickeln, die die Folgen des Klimawandels in die Programme zur wirtschaftlichen Entwicklung integriert", forderte die Umweltdirektorin der Weltbank, Kristalina Georgieva.

Umwelttag
Seit 1972 wird am 5. Juni der Weltumwelttag begangen. Mit dem diesjährigen Thema "Wasser" will man das allgemeine Bewusstsein auf das kostbare Nass fokussieren und die Politik zum Handeln bewegen. In ganz Österreich werden rund 90 Einzel-Aktivitäten stattfinden, die sich dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit widmen. (APA)



21.05.2003 11:40
Eiskerne beweisen mysteriöse Klimazyklen
Grönländische Bohrkerne belegen Klimazyklus von hoher Regelmäßigkeit - Alle 1.470 Jahre wird es dramatisch wärmer:
Potsdam - Während der letzten Eiszeit, die vor 10.000 Jahren endete, erwärmte sich die Erde plötzlich und dramatisch über 20 Mal. Die so genannten Dansgaard-Oeschger-Ereignisse zeigen eine erstaunliche und rätselhafte Regelmäßigkeit, berichten Forscher des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Das Ergebnis der Untersuchung grönländischer Bohrkerne weist auf diese Klimazyklen hin. Das Ergebnis der Untersuchung erscheint auch im Wissenschaftsmagazin Geophysical Research Letters.
"Die Dansgaard-Oeschger-Ereignisse (Do-Ereignisse) sind die wohl dramatischsten Klimaänderungen, die man kennt: Ausgehend von frostigen Eiszeitbedingungen erwärmte sich die Erde jeweils innerhalb von ein bis zwei Jahrzehnten um bis zu zehn Grad Celsius", so der Klimatologe Stefan Rahmstorf vom PIK, der die Untersuchung leitete. Diese ungewöhnlichen Warmphasen dauerten meist einige Jahrhunderte an. Nach vorherrschenden Theorien führt warmes Atlantikwasser zur Erwärmung, in dem es nach Norden in die Grönlandsee und das Europäische Nordmeer vorstieß.

Offene Fragen
Ungeklärt blieb für die Forscher aber bisher, was diese Änderung der Atlantikströmung ausgelöst hat. Rahmstorf stieß bei Untersuchungen von Eiskerndaten aus Grönland auf einen Zyklus von 1.470 Jahren. "Dieser Zyklus löst aber nicht jedes Mal ein DO-Ereignis aus. Bei 23 untersuchten Zyklen kam es nur in 13 Fällen zu der dramatischen Erwärmung", erklärt der Experte. Die Existenz eines solchen Zyklus war zwar bereits bekannt, doch die hohe Regelmäßigkeit, die die Untersuchung ergab, war eine Überraschung für den Forscher.
Über einen Zeitraum von wenigstens 35.000 Jahren bleibt die Länge des Zyklus konstant bei genau 1.470 Jahren. Die Abweichung beträgt nur wenige Prozent. "Eine solche Präzision spricht sehr für einen außerirdischen Ursprung dieses Zyklus", meint Rahmstorf. Es könnte sich zum Beispiel um einen orbitalen Zyklus handeln. Keine Schwankung innerhalb des Erdsystems könne so regelmäßig sein. "Sogar die bekannten Sonnenzyklen zeigen größere Schwankungen in ihrer Zykluslänge", führt Rahmstorf aus. Als nächsten Schritt suchen die Forscher nun nach einem solchen orbitalen Zyklus. (pte)



19.05.2003 12:42
Forscher: Flutkatastrophen drohen durch Klimawandel
Erderwärmung führe zu einem intensiveren Wasserkreislauf

Washington/Potsdam - Wegen des globalen Klimawandels drohen nach Ansicht deutscher Wissenschafter auch künftig Flutkatastrophen wie diejenige im vergangenen Jahr. Alfred Becker vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung und Uwe Grünewald von der Technischen Universität Cottbus warnen im US-Fachjournal "Science" (Bd. 300), dass die Erderwärmung zu einem intensiveren Wasserkreislauf führe, die Atmosphäre mehr Feuchtigkeit halten könne und damit ein höheres Energiepotenzial habe. Mit der Intensität des Regens nehme auch die Wahrscheinlichkeit von Hochwasser zu.
Für die bedrohten Regionen schlagen Becker und Grünewald eine Reihe von Schutzmaßnahmen vor: Reservoir-Systeme sollten bereits an den Oberläufen der Flüsse das Hochwasser auffangen und kontrollieren. Überflutungsgebiete in den Tälern und Niederungen müssten angelegt werden. Um das Hochwasser aufzunehmen, könnten auch Kanäle parallel zum Hauptstrom angelegt werden.
Die Wissenschafter kritisieren, dass die Besiedlung in den Tälern und anderen bedrohten Regionen Deutschlands weitergehe. Derartige Entwicklungen, vor allem die Lagerung von Waren und gefährlichen Flüssigkeiten wie Öl oder verschmutztem Wasser, würden gegen bestehende Bestimmungen verstoßen und sollten vermieden werden. Becker und Grünewald fordern auch eine Verbesserung der Frühwarnsysteme, die in die Europäische Wasserrahmenrichtlinie eingebunden werden müssten. Die Richtlinie versucht, Problemlösungen zu vernetzen und zu koordinieren. (APA/dpa)



22.04.2003 19:25
Tropischer Regenwald schluckt kein CO2 mehr
... er setzt sogar welches frei
St. Louis/Missouri - Die globale Erwärmung hat auf den tropischen Regenwald eine Auswirkung, die den Forschern bislang verborgen geblieben ist: Der Wald emittiert CO2. Das berichtet ein US-Forscherteam in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS). Die Forscher hatten bisher festgestellt, dass die großen Dschungel effektiv Kohlendioxid abbauen.
Deborah Clark von der Universität of Missouri in St. Louis hat gemeinsam mit ihren Forschungskollegen das jährliche Wachstum von sechs verschiedenen Baumarten im La Selva-Regenwald in Costa Rica zwischen 1984 und 2000 gemessen. Die Forscher haben auch Daten von Klima-Beobachtungsstationen über CO2-Emissionen in tropischen Ländern mit einberechnet. Das Wachstum der Baumriesen und die Menge an CO2-Emissionen hatten sich in den 16 Jahren signifikant verändert. Die Forscher haben dies der Temperaturveränderung zugerechnet. Während der wärmsten Jahre 1997 und 1998 mit extremen Temperaturveränderungen durch den El-Nino-Effekt wuchsen die Bäume am wenigsten und produzierten die größten Mengen von CO2.
"Die Temperaturschwankungen, insbesondere die Erwärmung, schaden dem tropischen Regenwald immens", so die Expertin. Die Forschungsergebnisse zeigen auch, wie sensibel der tropische Regenwald in La Selva auf die Temperaturunterschiede reagiert. "Wenn durch die globale Erwärmung der tropische Regenwald noch mehr CO2 in die Atmosphäre entlässt, wird es zu einer noch stärkeren globalen Erwärmung kommen", erklären die Forscher. Dann wäre der positive Effekt der CO2-Speicherung jedenfalls hinfällig. (pte)



22.04.2003 19:21
NASA warnt vor Gletscher-Katastrophe
Satellitenfotos von Eisrissen in den Anden - Provinzgouverneur spricht von "Alarmismus"
Lima/Passadena - Vor einer gigantischen Umweltkatastrophe in den peruanischen Anden haben Wissenschafter der US-Weltraumbehörde Nasa gewarnt. Ein Riss im Gletscher Cupi könne zum Abbruch so großer Eismassen führen, dass der auf 4500 Meter Höhe gelegene Gletschersee Palcacocha überläuft. Die Wassermassen würden innerhalb von weniger als 15 Minuten die im Tal gelegene Stadt Huaraz verwüsten.
Diese Voraussage gründet die Nasa auf die Auswertung von Satellitenaufnahmen. Peruanische Experten haben dagegen schon Zweifel angemeldet.

Dauernde Beobachtung
Laut Nasa hat der Satellit Terra den Gletscher unter permanenter Beobachtung, um bei thermischen Schwankungen sofort Alarm auslösen zu können. "Die Satellitenobservation spielt eine wichtige Rolle, da so Risiken auch in abgelegenen Regionen erkannt werden können", sagte Michael Abrams, der im kalifornischen Pasadena die Beobachtungen durchführt.
Die so erhaltenen Daten würden nun von peruanischen Geologen durch eigene Bodenmessungen ergänzt. So könnten rechtzeitig vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden.
In Peru wurde die Nachricht jedoch mit Skepsis aufgenommen. Benjamin Morales vom Anden-Institut erklärte der peruanischen Presse, große Risse seien völlig normal in den Gletschern der Anden. Satellitenbilder könnten diese zwar aufzeigen, seien aber nicht in der Lage, Naturkatastrophen vorherzusagen.

"Alarmismus"
Der Provinzgouverneur Freddy Ghilardi beschwerte sich über diesen "Alarmismus", der Touristen abschrecke und die Bevölkerung verunsichere. Huaraz liegt rund 400 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Lima und ist ein beliebtes Wintersportzentrum. Mehr als 60.000 Menschen leben dort.
Ghilardi bat den US-Botschafter, bei der Nasa eine eindeutige Bestätigung oder aber ein Dementi einzuholen. Es sei ein wenig verdächtig, dass diese Information just zur Hochsaison über Ostern publik gemacht worden sei, fügte er hinzu.
Der Katastrophenschutz in Huaraz arbeitete aber sicherheitshalber schon einmal Evakuationspläne aus, wie ein Mitarbeiter erklärte. Zuletzt war Huaraz 1972 überflutet worden, 1941 wurde der Ort durch eine Flutwelle zerstört; 7000 Menschen kamen damals ums Leben.
Der Satellit Terra wurde im Dezember 1999 in die Umlaufbahn gebracht, unter anderem, um frühzeitig vor Naturkatastrophen wie etwa Wirbelstürmen und Vulkanausbrüchen zu warnen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23. 4. 2003)



16.04.2003 20:28
Klimaprognosen durch den Blick zurück
Leipziger Forscher: "Erdgeschichte der letzten 14.000 Jahre lückenlos dokumentiert":
Leipzig - Leipziger Wissenschaftern ist ein großer Schritt in Richtung der Vorhersage zukünftiger Klimaentwicklung gelungen. "Unsere Forschungen in Mitteldeutschland haben eine Lücke im globalen Datennetz geschlossen", sagte Martin Melles vom Institut für Geophysik und Geologie der Universität Leipzig am Mittwoch. Mit den Erkenntnissen könnten die bisher eher groben Klimamodelle wesentlich verfeinert werden. Melles warnte aber vor all zu großen Hoffnungen auf eine schnelle Umsetzung.
Bei Arbeiten im Mansfelder Land zwischen Halle und Eisleben in Sachsen-Anhalt gelang es den Forschern erstmals, die Erdgeschichte der letzten 14.000 Jahre lückenlos zu dokumentieren. Bisher habe man zwar relativ viel über die ältere Erdgeschichte in der Region gewusst, aber nicht über die jüngere Zeit. Mit Bohrungen in Seen sei es gelungen, diese Kenntnislücke zu schließen. In den Proben habe man zahlreiche Daten über die Klimageschichte Mitteldeutschlands gewinnen können. Sowohl Temperaturen als auch Niederschläge und Windrichtungen sowie Windstärken der vergangenen 14.000 Jahre seien damit dokumentiert.

Überprüfung
"In Vorhersagen werden unsere Forschungsergebnisse erst mittelfristig einfließen", sagte der Wissenschafter. Klimaforscher hätten bislang versucht, lediglich auf der Grundlage von Klimadaten vorauszurechnen. Nun könnten sie mit den neuen Daten zunächst ihre Berechnungsmodelle überprüfen. "Sie berechnen zurück und überprüfen, ob sie die von den Geologen und Geophysikern gewonnenen Ergebnisse bestätigen können", erläuterte Melles.

Bisher sei man davon ausgegangen, dass eine einfache Fortrechnung der gewonnen Erkenntnisse aus den Messungen der Klimaforscher ausreiche, um Vorhersagen über die Klimaveränderungen der Zukunft machen zu können. Dies sei jedoch nicht möglich, da man auch andere Daten heranziehen müsse. Diese könnten nun durch die Geologen und Geophysiker zur Verfügung gestellt werden. "Da wir auch Daten über die Umweltgeschichte und damit die Einflüsse des Menschen erhoben haben, kann dies jetzt mit in die Berechnungen einfließen", sagte Melles.(APA/AP)



14.04.2003 10:00
Die Erde wird wärmer
2002 war das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Klimaforschung - in der Antarktis fiel der Durchschnitt jedoch:
Nizza - 2002 war nach 1998 das zweitwärmste Jahr in der Geschichte der Klimaforschung. Der Planet Erde ist seit 1900 um 0,6 Grad Celsius wärmer geworden, zu diesem Schluss sind internationale Experten beim Treffen der Europäischen und Amerikanischen Geophysiker, das derzeit in Nizza stattfindet, gekommen. Die Forscher gehen davon aus, dass die Erwämung mit der Aktivität des Menschen in Korrelation steht. Die Katastrophe daran ist, dass bereits geringe Temperaturänderungen signifikante Konsequenzen für das Leben auf der Erde haben.
"Während sich die Erde 2002 erwärmte, waren in der Antarktis gegenläufige Trends vorherrschend. Dort fielen die durchschnittlichen Temperaturen", erklärt Anne Waple, Wissenschaftlerin der US National Oceanographic and Atmospheric Administration (NOAA). Die Forscherin argumentierte dies mit der großen Landmasse der Antarktis, die so zu sagen wie eine eigene Klimazone wirkt. In der zweiten Jahreshälfte 2002 gab es einen milden El Nino, der in weiten Teilen Nord- und Mittelamerikas zu einer Dürre und in Mitteleuropa zu den schlimmsten Überschwemmungen seit Jahrzehnten führte. Die tropische Sturmaktivität war schwächer als in den Jahren zuvor. In Indien blieb der Monsum aus und führte zu einer der schlimmsten Trockenzeiten seit 1987.

Wetterkapriolen
Die Forscher sagen für die Zukunft weitere Wetterkapriolen voraus, die auf die globale Erwärmung zurückzuführen sind. Es sei allerdings schwierig die Überschwemmungen und Trockenperioden unter dem Begriff "globale Erwärmung" zusammenzufassen, da die Klimamessungen dafür zu kurz sind. "100 Jahre reichen dazu nicht aus", erklärt Waple. Definitiv stehe aber fest, dass sich der Planet in den vergangenen 100 Jahren um 0,6 Grad erwärmt habe, meint die Expertin.
Im Zentrum des Expertentreffens der Europäischen Geophysikalischen Gesellschaft (EGS), der Europäischen Union für Geowissenschaften (EUG) und der Amerikanischen Geophysikalischen Union (AGU) standen die verheerenden Überschwemmungen in Mitteleuropa im Vorjahr. "Ein unübliches Tiefdruckgebiet über dem Kontinent brachte zwei Perioden heftigen Regens. Die zweite führte schließlich dazu, dass die Flüsse über die Ufer traten", erklärte Jiri Stehlik vom tschechischen Hydrometeorologischen Institut. In Prag, wo sich zwei Flüsse treffen, wurden Wassermassen von 5.200 Kubikmeter pro Sekunde gemessen. "Die Hochwassermarken waren so hoch wie zuletzt vor 500 Jahren", erklärte der Experte. Auch Hans Wiesenegger, ein Salzburger Hydrologe, erklärte, dass die Salzach innerhalb von nur 18 Stunden so stark anschwoll, dass in der Sekunde 2.300 Kubikmeter Wasser durchflossen. In der Regel sind es etwa 180 Kubikmeter pro Sekunde. Obwohl die Flutvorhersage gut war, konnten die Wissenschaftler die Folgen des Hochwassers nur schlecht abschätzen.

"Natürlicher Zyklus"
Nach Ansicht der Experten waren die Hochwasser 2002 dennoch ein außergewöhnliches Ereignis, das Wissenschaftler wie Waple als natürlichen Zyklus bezeichnen. "Wenn ähnliche Flutkatastrophen allerdings auch in den kommenden fünf bis zehn Jahren passieren, dann ist es aber außerhalb der natürlichen Variabilität", so die Wissenschaftlerin. Die Ergebnisse der Konferenz werden im Jahrbuch der NOAA veröffentlicht. (pte)



09.04.2003 20:08
Gras in der Wüste
Klimawandel verschiebt Vegetationszonen

Potsdam/Wien - Hitze und Trockenheit in der Sahara, Kälte und Schnee in der Tundra - markante Landschaften mit einer Gemeinsamkeit: Klima und Landoberfläche wirken besonders stark aufeinander. Durch den Klimawandel könnte nun jedoch die Savanne in die Sahara vordringen und Nadelwald in bisher karge Tundrengebiete. Dies zeigen Computersimulationen von Wissenschaftern des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).
Die Forscher untersuchten mithilfe eines Erdsystemmodells die Wechselwirkungen zwischen Klimaerwärmung und Verschiebung der Vegetationszonen in Nordafrika und Sibirien. Erdsystemmodelle sind erweiterte Klimamodelle, die das Zusammenspiel von Atmosphäre, Ozeanen, Vegetation und Eismassen beschreiben. Die Resultate, im Wissenschaftsmagazin Climatic Change veröffentlicht, zeigen deutlich: Die erhöhte Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre sowie die damit verbundene Erwärmung und die zunehmenden Niederschläge in tropischen Gebieten können die Vegetation am Südrand der Sahara und in der Tundra besonders stark beeinflussen. So wandeln sich möglicherweise Teile der Sahara und Tundra völlig um.
Die mit Bäumen und Gräsern bewachsene Savanne würde in die Wüste vordringen und die bewaldete Taiga in die moos- und flechtenreiche Tundra. Die Verschiebung der Vegetationszonen wirkt sich in den Modellen wiederum auf die Atmosphäre aus: Die Savanne zieht mehr Niederschlag an und die Ausbreitung der Nadelwälder führt zu einer weiteren Erwärmung der nördlichen Breiten.
Diese Veränderung kann sich abrupt vollziehen, im Falle der Sahara innerhalb weniger Jahrzehnte. Die Erdgeschichte kennt plötzliche Klima- und Vegetationsänderungen. Vor etwa 11.000 bis 6000 Jahren war die Sahara deutlich grüner und die Wälder der Taiga wanderten nach Norden. Der Vegetationsvorstoß auf der Nordhalbkugel wurde auch damals durch Klimaerwärmung verursacht. (fei/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10. 4. 2003)



07.03.2003 00:01
Steigender Meeresspiegel
Forscher: Durch rutschende Gletscher der Westantarktis um bis zu sieben Meter möglich - regionale Erwärmung des Klimas als Ursache:
Buenos Aires/Washington - Durch rasant ins Meer rutschende Gletscher in der westlichen Antarktis könnte der Meeresspiegel nach Schätzungen argentinischer Forscher um bis zu sieben Meter ansteigen. Dies hätte weltweit katastrophale Folgen für dicht besiedelte Küstenregionen.
Eine solche Entwicklung könne in einem Zeitraum von 50 bis 200 Jahren eintreten, warnte Hernan de Angelis vom Argentinischen Antarktis-Institut in Buenos Aires am Donnerstag. Grund sei eine regionale Erwärmung des Klimas um 2,5 Grad Celsius während der vergangenen 50 Jahre.

Rutschen untersucht
Gemeinsam mit seinem Kollegen Pedro Skvarca untersuchte der Wissenschafter die Entwicklung von Antarktis-Gletschern nach dem Auseinanderbrechen des Larsen-Eisschelfs. Diese 700 Kilometer lange vor der Küste schwimmende Eisbarriere hatte sich in dem ungewöhnlich milden Sommer 1994/1995 aufgelöst. Die Wissenschaftler fanden nun erstmals Hinweise darauf, dass die Gletscher "zwar in Zeitlupe, aber im Prinzip wie eine Lawine ins Meer rutschen", sagte De Angelis.
So habe die Auswertung von Satellitenaufnahmen und Luftbildern ergeben, dass zum Beispiel der Sjögren-Gletscher im Jahre 2001 mit einer Geschwindigkeit von bis zu 2,4 Metern pro Tag Richtung Meer glitt. Noch 1999 habe sich das Eis nur einen Meter pro Tag in Richtung Küste bewegt, schreiben die beiden Forscher in der jüngsten Ausgabe des US-Wissenschaftsjournals "Science" (Bd. 299, S. 1560).

Packeis als Deich
Die Untersuchungen hätten erstmals Beweise dafür geliefert, dass die alte Vorstellung vom Packeis als "einer Art Deich gegen das Abrutschen des Festlandeises ins Meer" doch richtig gewesen sei, sagte Skvarca. Zwischenzeitlich waren die meisten Antarktis-Forscher davon ausgegangen, dass die vor der Küste schwimmenden Eisriegel für das Verhalten der auf Felsen aufliegenden Gletscher weitgehend bedeutungslos seien.
Auf Luftaufnahmen von tief fliegenden Flugzeugen aus seien deutlich starke, turbulente Kräfte innerhalb der Gletscher zu beobachten, die zu Verwerfungen und wellenartigen Oberflächenstrukturen führten. Dies seien klare Anzeichen dafür, dass mehrere Gletscher schon ins Rutschen geraten seien. An umliegenden Berghängen seien Eisränder zu sehen, die auf ein schnelles Absacken der Gletscheroberflächen hinwiesen, sagte Skvarca weiter.

Zahlreiche Daten fehlen noch
Allerdings müssten noch viele Daten zusammengetragen werden, um die Entwicklung vollständig zu verstehen. Vielerorts sei nicht einmal bekannt, wie dick die Eisschichten überhaupt seien. An einigen Stellen sei das Eis 700 bis 1.000 Meter stark. Auch gebe es kaum Wissen über die Temperaturen im Inneren der Gletscher, noch über Wassertemperaturen in verschiedenen Tiefen und Strömungsverhältnisse. "Hier gibt es noch großen Forschungsbedarf", sagte De Angelis.
Auch die Gründe der regionalen Erwärmung in der Westantarktis seien noch nicht klar. Die globale Erwärmung spiele sicher eine wichtige Rolle, aber in anderen Teilen der Antarktis seien die mittleren Jahrestemperaturen sogar um einige Dezimalstellen gefallen. Für die Auflösung der Packeisbarrieren spielten auch die Strömungsverhältnisse und die Wassertemperaturen ein wichtige Rolle, betonte Skvarca. (APA/dpa)



21.02.2003 21:22
Europa drohen künftig noch mehr Hochwasser
Eine neue Klimastudie sagt eine dramatische Zunahme von Flutkatastrophen voraus - Wissenschafter reagieren skeptisch, raten aber zu Vorsorgemaßnahmen:
Hamburg/London - Europas Sommer werden trockener, und die Gefahr von Hochwassern steigt. Zu diesem Ergebnis kommen dänische Forscher in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Nature.
Die Klimatologen Jens und Ole Christensen von der Uni Kopenhagen haben die Entwicklung von Niederschlägen der kommenden 100 Jahre in Europa am Computer simuliert, sind dabei von einem weiteren Anstieg der Treibhausgase ausgegangen. Die Ergebnisse sind alarmierend.
Die Sommer bis 2100 werden demnach deutlich trockener. In Mitteleuropa sollen die Niederschläge von Juli bis September um 20 bis 40 Prozent zurückgehen, an der französischen Atlantikküste und in Portugal soll es dann im Sommer gerade noch halb so viel regnen wie heute. Gleichzeitig sagt die Studie vermehrt sommerlichen Starkregen von bis zu fünf Tagen Dauer voraus. In Mitteleuropa nähmen diese Ereignisse um 40 Prozent zu. Betroffen seien besonders - wie schon im Vorjahr - Einzugsbereiche großer Flüsse wie Donau, Oder, Elbe und Rhein: Flutkatastrophen würden im Sommer häufiger, warnt die Studie.
Die Zunahme von Starkregentagen führe noch nicht zwangsläufig zu vermehrten Hochwassern, widerspricht jedoch Hydrologe Andras Bárdossy von der Uni Stuttgart. Um die Hochwassergefahr zu ermitteln, müsse neben der Dauer auch die räumliche Ausdehnung der Niederschläge untersucht werden.
Über die Ausdehnung der erwarteten Regengebiete macht die Studie aber keine Angaben. Unklar ist zudem, inwieweit die vermehrten Starkregentage auf Gewitter zurückzuführen sind - denn intensive Gewitterregen bleiben meist begrenzt und verursachen keine Flutkatastrophen, allenfalls Hochwasser in kleinen Gebieten.
Eine weitere Schwäche der Studie ist, dass bisher noch zu wenige Daten über Extremniederschläge zur Verfügung stehen. Die Vergleichsbasis für das simulierte zukünftige Klima sei daher nicht vollkommen abgesichert, räumen die Forscher selbst ein.
Sollte das prognostizierte Klimaszenario doch eintreten, wären die Auswirkungen für die Wasserversorgung dramatisch. Schon heute herrscht in manchen Gegenden Südeuropas Wasserknappheit. Auch die Landwirtschaft wäre schwer betroffen.
Man solle die Studie nicht als unfehlbare Vorhersage betrachten, meint der deutsche Klimatologe Hans von Storch. Es sei aber ein Erfolg, dass es gelungen sei, kleinräumige Klimaänderungen über einen langen Zeitraum plausibel zu simulieren. Ein Warnschuss sei die Studie aber allemal. (Axel Bojanowski/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22./23. 2. 2003)



09.11.2002 17:58
Geowissenschaftler Berz: "Wir müssen mehr denn je mit extremen Katastrophensituationen rechnen"
Neben Erwärmung spielt auch Zunahme der Weltbevölkerung eine bedeutende Rolle
München - Vor einer dramatischen Zunahme von Naturkatastrophen hat der renommierte Geowissenschaftler Gerhard Berz gewarnt. Katastrophen wie Hochwasser und Waldbrände würden immer drastischer und immer häufiger, sagte Berz am Mittwoch bei der Eröffnung einer Klima-Ausstellung im Deutschen Museum in München. "Wir müssen mehr denn je mit extremen Katastrophensituationen rechnen." Berz ist Leiter der Geo-Risiko-Forschung der Versicherungsgesellschaft Münchener Rück.
Ein Grund für diese Entwicklung sei die Klimaveränderung. Aber auch die Zunahme der Weltbevölkerung spiele eine bedeutende Rolle. Berz forderte eine Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen um 50 Prozent bis zum Jahr 2050. Nur so könne der Anstieg der Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf Werte um zwei Grad begrenzt werden. Auf lokaler Ebene müsse zudem nach alternativen Energiequellen wie Windrädern und Solaranlagen gesucht werden. "Der Schlüssel liegt in den Regionen und Städten."
Die Zahl der großen Naturkatastrophen und die damit verbundenen Schadenssummen seien in den vergangenen zehn Jahren im Vergleich zu den sechziger Jahren um das mehrfache angestiegen. Allein der volkswirtschaftliche Schaden durch das diesjährige Elbehochwasser betrug rund 30 Milliarden Euro. Die Versicherungen könnten solche Größenordnungen alleine nicht regelmäßig übernehmen. Der Staat müsse sich daher künftig als Risikopartner an den Folgekosten beteiligen. (APA/dpa)



08.11.2002 20:19
Alpen sind längst in "heiße Phase" geraten
Durchschnittstemperatur in 15 Jahren um ein Grad zugenommen - um genau so viel wie in den 90 Jahren zuvor:
Wien - Die heiße Phase für die Alpen hat schon begonnen: Allein von 1985 bis zum Jahr 2000 hat die Durchschnittstemperatur um ein Grad zugenommen - um genau so viel wie in den 90 Jahren zuvor. Zum Vergleich: Der weltweite Temperaturanstieg machte während des ganzen vergangenen Jahrhunderts 0,6 bis 0,7 Grad aus. Der Rückgang der Gletscher seit 1850 beträgt - am Beispiel der Schweiz - 25 Prozent. Mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Alpen hat sich eine 300 Seiten umfassende Studie auseinander gesetzt, die nun präsentiert wurde.

Konsequenzen
Bis 2030, so Befürchtungen von Wissenschaftern, könnten die Gletscher auf ein Viertel des Volumens von 1850 abschmelzen. Für das Jahr 2100 gibt es Schätzungen des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), die in den Alpen einen Rückgang auf fünf Prozent dieses Werts möglich erscheinen lassen. Damit würde Europa sein größtes Trinkwasserreservoir verlieren.
Doch die Forscher müssen nicht so hoch "greifen", um Auswirkungen auf das größte Gebirge Europas - Lebensraum für elf Millionen Menschen - festzustellen: Die erwartete Erderwärmung um drei Grad bis 2050 wird in den Alpen bereits früher eintreten. Ein solcher Temperaturanstieg hebt die mittlere Schneehöhenlinie um 300 bis 500 Meter.

Skitouristen ade
Das bedeutet, dass dann unter 1.200 Meter Seehöhe im Winter keine geschlossene Schneedecke mehr existiert. Die Zahl der schneesicheren Gebiete würde sich halbieren - mit entsprechenden Auswirkungen auf den Tourismus. In Mittellagen - 1.200 bis 1.500 Meter Seehöhe - würde es damit um ein bis zwei Monate weniger lang Schnee geben. Das geht aus der interdisziplinären Studie mit dem Titel "Globaler Umweltwandel in Alpinen Regionen" hervor, die von dem Grazer Volkswirt Univ.-Prof. Dr. Karl Steiniger herausgegeben wurde.
Weniger Niederschläge sind nicht zu erwarten. Nur werden sie weniger in Form von Schnee denn als Regen fallen - und schneller abfließen, da die Böden nur begrenzte Speicherkapazität haben und eher "aufgeweicht" werden - Murenabgänge inklusive. Umstellen müssen wird sich auch die Elektrizitätswirtschaft, da sich die Wassermenge in den Stauseen jahreszeitlich anders verteilen wird. Da die größere Wassermenge in der Folge von Flüssen aufgenommen wird, steigt die Gefahr von Überschwemmungen.

Auf die Berge
"Bessere" Bedingungen führen dazu, dass immer mehr Siedlungen in höheren Lagen entstehen - und dafür Schutzbauten gegen Naturgefahren errichtet werden müssen. Deren Gesamtwert beträgt in Österreich schätzungsweise zehn Milliarden Euro. Allein um diese Sicherheitsstandards zu halten, werden pro Jahr 100 Millionen Euro aufgewendet. Allein - das Gefahrenbewusstsein schwindet teilweise, und zwar, wie es in der Studie festgehalten wird, auch hinter ökonomischen Interessen.
Förderungen für Schutzeinrichtungen sollten höher sein, wenn sie bereits existierenden Siedlungen zugute kommen, niedriger jedoch, wenn es um wirtschaftliche Aktivitäten geht. Grundbesitzer sollten sich an Kosten von Schutzmaßnahmen beteiligen. Weiterer Vorschlag mit demselben Hintergrund: Den örtlichen Lawinenkommissionen sollten Mitglieder von "außerhalb" angehören, um auszuschließen, dass sie persönliche wirtschaftliche Interessen verfolgen. (APA)



26.10.2002 18:24
Erderwärmung "zu 70 bis 80 Prozent" vom Menschen verschuldet
Hamburger Klimaforscher Mojib Latif prognostiziert Entwicklung, die "in den vergangenen 100 Millionen Jahren nicht vorgekommen" ist
Bonn - Die fortschreitende Erderwärmung geht nach Darstellung des Hamburger Klimaforschers Mojib Latif zu etwa 70 bis 80 Prozent auf die Freisetzung von Treibhausgasen durch den Menschen zurück. Der Einfluss der Sonne und anderer natürlicher Faktoren sei eindeutig begrenzt, sagte der Max-Planck-Wissenschafter am Freitag auf der Wissenschafts-Pressekonferenz in Bonn. Darin stimmten weltweit die führenden Klimawissenschafter überein.

"Für die Menschheit einmalig"
Aus Klimamodellen gehe hervor, dass sich die Erde in den nächsten 100 Jahren beschleunigt um etwa drei bis vier Grad Celsius erwärme
, falls der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen nicht deutlich reduziert werde, berichtete Latif. "Dies wäre für die Menschheit einmalig und ist in den vergangenen 100 Millionen Jahren nicht vorgekommen." In den vergangenen 100 Jahren sei bereits ein Temperaturanstieg von etwa 0,7 Grad Celsius zu verzeichnen gewesen.
Diese bereits rapide Erwärmung sei nur durch den Anstieg der Treibhausgas-Konzentrationen in der Atmosphäre zu erklären, erläuterte Latif, der sich auf Untersuchungen des UN-Klimarats IPCC berief. Bei einem wärmeren Klima sei auch mit häufigeren extremen Wetterlagen zu rechnen, warnte Latif. "Es wird trockener, aber die Niederschläge könnten heftiger werden."

Kollege Schwenn schwächt ab
Es gebe zwar keine Zweifel mehr am Treibhauseffekt hauptsächlich auf Grund des Ausstoßes von Kohlendioxid (CO2), das beim Verbrennen von fossilen Energieträgern wie Kohle und Öl entsteht, sagte Prof. Rainer Schwenn vom Max-Planck-Institut für Aeronomie in Katlenburg- Lindau (Niedersachsen). Es wäre jedoch vorschnell, die Erwärmung nur darauf zu schieben.
Auch die Aktivität der Sonne und das von ihr beeinflusste "Weltraumwetter" könnten eine Rolle spielen, sagte Schwenn. Hier gebe es aber noch viel Forschungsbedarf. Auch wenn es einen größeren Einfluss der Sonne auf den Klimawandel gebe als bisher angenommen, dürfe dies nicht dazu führen, politisch die Hände in den Schoß zu legen und durch ungebremsten Ausstoß von Treibhausgasen "auf der Erde Experimente mit dem Klima zu machen". (APA/dpa)



31.08.2002 18:29
Eisdecke an den Polen verändert sich schneller als erwartet
NASA-Wissenschafter: "Eisschmelze lässt sich nicht nur durch ein paar warme Sommer erklären"
Washington - Die Eisdecke an den Polen verändert sich nach Erkenntnissen der US-Raumfahrtbehörde NASA schneller als bisher vermutet mit nicht absehbaren Konsequenzen für das WeltKlima und die Meeresspiegel. Vor allem in großen Bereiche des südöstlichen Grönlands und im Westen der Antarktis seien die Veränderungen gemessen worden, teilte die NASA am Samstag mit.

Eisschmelze lasse sich nicht nur durch ein paar warme Sommer erklären
"Die Eisdecken an den Erdpolen verändern sich in relativ kurzen Zeiträumen, das heißt in Jahrzehnten und nicht tausenden von Jahren", sagte der Wissenschafter Eric Rignot vom Jet Propulsion Laboratory der NASA im kalifornischen Pasadena.
Nach diesen mit neuester Technologie ausgeführten Messungen verliert allein Grönland durch die Eisschmelze jährlich 50 Kubikkilometer an Masse. Dies führe zu einem Anstieg des Meeresspiegels um 0,13 Millimeter. Die Eisschmelze lasse sich nicht nur durch ein paar warme Sommer erklären, sagte Rignot.
Insgesamt könnte ein Schmelzen der Eisdecke in Grönland und dem Südpol nach Angaben der NASA die Meeresspiegel um 70 Meter anheben. Aber schon ein kleines Ungleichgewicht zwischen neuem Schneefall und der Schmelze könne den Anstieg der Meeresspiegel stark beeinflussen. Dies sei die eigentliche Gefahr der schmelzenden Eisdecke. (APA/dpa)



25.09.2002 20:25
Tauender Permafrost bedroht alpine Täler
"Forum Alpinum" berät Klimawandel
Alpbach - Während der Rückgang der Gletscher seit mehr als hundert Jahren gut dokumentiert ist, beschäftigt sich die Wissenschaft mit den durch den Klimawandel bedingten Veränderungen der Permafrostregionen des Hochgebirges erst seit kurzer Zeit. Beim u. a. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaft veranstalteten "Forum Alpinum" in Alpbach stellte der Schweizer Geograf Wilfried Haeberli ein bis 2001 EU-gefördertes Forschungsprojekt vor, an dem die Schweiz, Norwegen, Schweden, Großbritannien, Deutschland und Spanien, überraschenderweise aber nicht Österreich und Frankreich mitarbeiten.
Permafrost (ganzjährig gefrorene Böden) kommt in den europäischen Gebirgen nicht nur in den Gipfelregionen vor, sondern reicht an nordseitigen Hängen bis in die bewaldete Zone. Haeberli bezeichnet die Gletscher als "sichere Zeiger" für den Klimawandel und nennt den Permafrost "das langfristig Unsichtbare", in dem sich verzögert die Temperaturentwicklung widerspiegle.
Zwei Drittel aller Bergstürze in alpinen Tälern hatten in den letzten Jahren auftauenden Permafrost als Ursache, verweist Haeberli auf die Folgen der Erwärmung für Bewohner alpiner Täler. Das Stadium mit der geringsten Festigkeit ist dabei jenes, in dem Fels, Eis und Wasser in ein reibungsar